Frage:
Was sollten Patienten und Angehörige über die Behandlung mit Antidepressiva wissen?Antwort:
Medikamente > Antidepressiva
Nicht nur aus rechtlichen Gründen ist ein Arzt verpflichtet seinen Patienten fundierte Informationen zur medikamentösen Behandlung (und Behandlungsalternativen) bei depressiven Störungen zu vermitteln. Ohne Informationen über das Behandlungskonzept wird gerade ein depressiver Mensch sehr zweifelnd und unsicher aus dem Arztzimmer gehen, vielleicht noch ein Medikament aus der Apotheke abholen aber dann doch zu Haus eher grübelnd und unsicher den Beipackzettel lesen - und möglicherweise auf eine Tabletteneinnahme verzichten.
Der Arzt sollte also nicht nur den Namen und die Einnahmevorschriften auf einen Zettel bzw. das Rezept schreiben, sondern vor einer Behandlungsempfehlung auf die möglichen Fragen des Patienten eingehen. Der Beipackzettel verunsichert häufig, wenn die Gründe für die Behandlung und mögliche unerwünschte Wirkungen des Medikamentes nicht zuvor erklär wurden.
Realistisch gesehen muss man aber auch berücksichtigen, dass hierfür leider häufig nicht ein ausreichender zeitlicher Rahmen besteht und die Patienten zusätzlich in ihrer Krankheitssituation möglicherweise überfordert wären, eine eigentlich bis ins Detail ausgerichtete Information zu verstehen. Also was sollte grundlegend dem Patienten bekannt sein?
Nach dem heute überwiegend akzeptierten Erklärungsmodell für depressiven Störungen, gehen wir bei der Depression von einer Stoffwechselstörung der Botenstoffe im Gehirn (z.B. Noradrenalin, Serotonin, Dopamin) aus. Dies schliest keinesfalls den Einfluss von psychologischen bzw. sozialen Belastungsfaktoren aus. Vereinfacht dargestellt kann man aber sagen, dass durch die Antidepressiva jeweils unterschiedliche Botenstoffe im Gehirn beeinflusst werden und ein bestehendes Ungleichgewicht bzw. relativer Mangel (z.B. am Botenstoff Serotonin) ausgeglichen werden kann.
Gerade weil es um den Ausgleich von einem Ungleichgewicht der Botenstoffe geht, ist durch die Medikamente kein sofortiger Wirkungseintritt zu erwarten. Vielmehr muss zunächst ein bestimmter Medikamentenwirkspiegel (= bestimmte Menge des Medikamentes im Blut bzw. im Gehirn) vorhanden sein. In aller Regel ist frühestens nach 6-14 Tagen ein positiver Effekt hinsichtlich der Depression zu erwarten. In einigen Fällen kann dies auch durchaus länger dauern.
Gerade aus dem oben genannten Grund macht es keinen Sinn, nur mal gelegentlich oder bei einer bestimmten Belastung für einen Tag das Medikament einzunehmen. Zwar kann dadurch durchaus mal ein Effekt zu spüren sein, dies wird dann aber unspezifisch durch sedierende Eigenschaften (Müdigkeit) bei bestimmten Substanzgruppen der Fall sein.
Die meisten Menschen sind zunächst erschrocken, wenn Sie die Beipackzettel von Medikamenten lesen. Dabei gilt, dass die meisten heute eingesetzten Antidepressiva ein sehr geringes Spektrum an unerwünschten Wirkungen haben. Die einzelnen Substanzgruppen können sich dabei ganz erheblich in den Nebenwirkungen unterscheiden, so dass man mit seinem Arzt die jeweils günstige Medikamentengruppe auswählen sollte. Manchmal sind die "Nebenwirkungen" wie z.B. Müdigkeit auch gerade in der Anfangsphase "gewünschte" Effekte, d.h. helfen dem Patienten bei häufig vorhandenen Schlafproblemen.
Natürlich wird der Arzt bestrebt sein, ein möglichst nebenwirkungsarmes Medikament auszuwählen. Allgemein kann man sagen, dass viele der unerwünschten Wirkungen gerade in der Anfangsphase der Behandlung auftreten und häufig nach 14 Tagen nachlassen
Typischer Gründe, warum Patienten auf die Medikamenteneinnahme verzichten wären z.B.
+ sexuelle Störungen (z.B. bei Serotonin-Wiederaufnahmehemmern)
+ Mundtrockenheit (z.B. ältere tricyclische Antidepressiva)
+ Müdigkeit, einschränkung der Fahrtüchtigkeit (z.b. Mirtazapin)
Einige Patienten meinen, dass die Dosis für sie zu hoch sei. Dies begründen sie häufig sehr subjektiv mit der vermeindlich hohen Milligramm-Menge in einigen Tabletten (z.B. 150 mg Amitryptilin oder 150-300 mg Venlafaxin). Bei der Behandlung mit Antidepressiva ist es aber ganz wichtig zu wissen, dass gerade niedrige Dosierungen nur selten einen antidepressiven Effekt haben, wohl aber die gleichen Nebenwirkungen wie eine höhere Dosis verursachen könnten. Es macht also aus Gründen der Pharmakotherapie keinen Sinn, die Dosis zu "halbieren". Treten unerwünschte Effekte der Medikation auf, so sollten Sie dies unbedingt ansprechen und mit dem Arzt eine Lösung finden.
Auch wenn selbstverständliche keine psychische oder körperliche Abhängigkeit bei Antidepressiva besteht oder zu befürchten ist, so kann beim plötzlichen Absetzen der Medikation doch unerwünschte Beschweden auftreten. Diese sind zwar vorrübergehend und ähneln eher grippeähnliche Beschwerden. Dennoch wird der Arzt aber in Absprache mit dem Patienten bei den meisten Medikamenten eher ein Ausschleichen der Medikation empfehlen.
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