Kann man Citalopram und andere SSRI einfach wieder absetzen?
Ich bin eine 46 jährige Frau und nehme seit 2 Jahren 5 mg Citalopram. Jetzt möchte ich die Behandlung beenden, da ich Leberprobleme und eine Gewichtszunahme von mehreren Kilo bemerkt habe. Ich habe kein Vertrauen zu meiner Nervenärztin. Was soll ich tun?
Antwort:
Behandlung mit Citalopram
Die Dosis von 5 mg liegt in einem sehr niedrigen Dosisbereich für die Behandlung mit diesem Serotonin-Wiederaufnahmehemmer. Übliche Dosierungen liegen in der Grössenordnung von 20 bis 60 mg pro Tag.
Sicherlich kann jedes Medikament auch unerwünschte Nebenwirkungen haben. Andererseits sollte man aber sehr vorsichtig sein, jegliche Befindlichkeitsänderung auf die Medikation zu schieben. Citalopram kann sowohl zu Gewichtsabnahme wie auch Zunahme des Gewichtes führen. Häufiger sieht man jedoch, dass sich das Essverhalten auch unabhängig vom Medikament ändert (z.B. aufgrund einer begleitenden Essstörung, Verbesserung der Stimmung oder andere Faktoren). Leberveränderungen können ebenfalls durch Übergewicht oder aber auch andere Medikamente bedingt sein. Richtig und wichtig ist jedoch, dass man auf etwaige Leberschäden reagieren sollte, da das Medikament über die Leber abgebaut wird.
Wenn sie über 2 Jahre das Medikament eingenommen haben, wäre zunächst wichtig zu klären, ob und in welcher Weise jetzt noch eine Behandlungsnotwendigkeit besteht. Bei der recht niedrigen Dosis gehe ich mal davon aus, dass man dies tatsächlich kritisch diskutieren könnte. Sinnvoll wäre eine Weiterführung mit einer solchen Dosis dann, wenn bei ihnen chronisch wiederkehende Depressionen bekannt wären. Dann ist der Schutz vor einer erneuten depressiven Episode wichtig.
Da aber Citalopram auch noch zahlreiche weitere Anwendungsgebiete hat (z.B. Angsterkrankungen) wäre wichtig zu wissen, ob diese jetzt ausreichend z.B. über Psychotherapie behandelt wurden.
Aus meiner Sicht sollte man daher nicht eigenmächtig die Behandlung mit einem Antidepressivum beenden. Beim Absetzen von SSRI-Antidepressiva kann in seltenen Fällen (und deutlich höherer Dosierung) ein Absetzphänomen auftreten, dass mit Unruhe und auch körperlichen Symptomen wie Schwindel oder Schweissausbrüchen einhergehen kann. Gerade bei Angstpatienten muss man auch daran denken, dass ohne den medikamentösen Schutz wieder Symptome der Angsterkrankung auftreten können, die dann leicht mit den Absetzeffekten verwechselt werden könnten. Grundsätzlich kann man aber bei der niedrigen Dosis sicher innerhalb weniger Tage mit der Behandlung aufhören (wenn dies ärztlich gesehen sinnvoll wäre). Dann würde man z.B. die Dosis für ein paar Tage halbieren und dann ganz aussetzen.
Ich würde ihnen aber dennoch raten, dies mit einem Nervenarzt oder zumindest ihrem Hausarzt vorher zu besprechen oder über andere Behandlungsmöglichkeiten ihrer psychischen Situation nachzudenken (z.B. eine ambulante Psychotherapie).
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