Wie lernt man, Hungergefühle von anderen Wahrnehmungen zu differenzieren?
Antwort:
Ein Therapeut sollte eine Patientin mit einer Essstörung nicht sagen, wie sie sich fühlen sollte oder was mit ihr falsch wäre. Psychoanalytische Deutungen können essgestörte Patienten sogar nur noch weiter verwirren. Vielmehr sollte ein Therapeut die Patienten dazu anregen, ihre Gefühle wahrzunehmen und für die Bestätigung (Validierung) von Gefühlswahrnehmungen sogar. Zudem sollten Patienten zu eigenen aktiven Problemlösungen angeleitet und ermuntert werden, neue Erfahrungen zu machen. Das Gespräch zwischen Patienten und Therapeuten ist somit immer ein Prozess, der schrittweise kleine Verbesserungen im Bewusstsein und Erleben vermitteln kann.
Diese Fortschritte werden bei jedem Menschen unterschiedlich ablaufen - auch vorrübergehende Rückschritte oder Stagnationen sind möglich. Ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg ist es, dass die Patienten in Kontakt mit ihren verschiedenen Gefühlen und Bedürfnissen kommen. Viele Patienten mit Essstörungen glauben vor einer Therapie eher an die unbedingte Notwendigkeit der "Droge" Essen bzw. Hungern, die alle realen Gefühlswahrnehmungen verdrängt oder betäubt. In der Therapie erfahren die Patienten dagegen einen neuen Umgang auch mit intensiven Gefühlen, positiven wie negativen Erlebnissen und verschiedenen eigenen Bedürfnissen im realen Leben.