Wie wird Magersucht behandelt? Welche Behandlung ist bei einer Anorexie moeglich?
Antwort:
In der akuten Phase einer Anorexie ist die Patientin zumeist nicht bereit rationale Argumente anzunehmen. Es kann erforderlich werden - auch gegen den Willen des Patienten - das Verhungern zu stoppen und eine kontrollierte Gewichtszunahme zu erreichen, um eine Zerstörung des Körpers aufzuhalten. Nach derzeitiger Expertenmeinung ist ein ausreichendes Ausgangsgewicht unbedingte Voraussetzung für alle erfolgsversprechenden psychotherapeutischen Behandlungsansätze. Die Zielsetzung ist die Annäherung an eine Normalisierung des Gewichtes. Hier gilt mindestens unteres Normalgewicht (entsprechend BMI 17,5) als Minimum.
Wenn es nicht gelingt, die Patientin davon zu überzeugen ausreichend Nahrung in flüssiger und fester Form (ggf. mit speziellen hochkalorischen Präparaten) zu sich zu nehmen, kann auch eine Krankenhauseinweisung mit einer Zwangsbehandlung (z.B. Magensonde, Infusionen) notwendig. Um das Leben zu retten, werden Ärzte also alle notwendigen Massnahmen ergreifen müssen. Zentren für Essstörungstherapie werden jedoch auch in einem sehr niedrigen Gewichtsbereich in aller Regel auf eine Sondenernährung verzichten können. Hier wird ein Betreutes Essen mit regelmässigen (5) Mahlzeiten mit dem Ziel der kontinuierlichen Gewichtszunahme (beispielsweise mindestens 500-700 g pro Woche) vereinbart und dies an bestimmte Konsequenzen ("Stufenplan") gebunden.
In einer akuten Krankheitsphase ist in aller Regel ein Schulbesuch bzw. Arbeit nicht mehr möglich. Vielmehr müssen alle unnötigen Stressereignisse oder Anforderungen reduziert werden. Die Patientin sollte sich - soweit dies denn möglich ist - möglichst mit angenehmen, positiven Dingen beschäftigen.
Die Behandlung einer Magersucht erfordert eine enorme Ausdauer und Belastungsfähigkeit sowohl für den Patienten wie auch seine Familie. Die Kooperation ist letztlich für die Therapie notwenig, um gemeinsam Ziele und Behandlungsmassnahmen abzustimmen. Dies kann zu wiederholten Auseinandersetzungen mit der Familie, Ärzte bzw. Psychotherapeuten führen.