In welchem Alter müssen ADHS-Symptome erstmal vorhanden sein?
Antwort:
ADHS ist eine genetisch bestimmte Erkrankung. Einige Mütter werden bereits während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren Symptome von ADHS bei ihrem Kind wahrnehmen können. In aller Regel sind die dann aber erst rückwirkend einer Erkrankung ADHS zuzuordnen, da man unmöglich diese recht unspezifischen Auffälligkeiten von der altersgerechten Entwicklung des Kindes unterscheiden kann.
Häufig treten somit erst im Kindergarten oder den ersten Jahren der Schule typische ADHS-Probleme auf. Dies hängt mit den gesteigerten Anforderungen an Selbstständigkeit, Aufmerksamkeit und "Betragen" (also Impulskontrolle bzw. Frustrationstoleranz) zusammen.
Ein (bisher nicht ausreichend gelöstes) Problem des Alterskriterium stellen jedoch Kinder mit dem unaufmerksamen Typus von ADHS dar. Dies betrifft gerade Mädchen sehr häufig. Diese Kinder sind häufig vergleichsweise lange in der Lage, Auffälligkeiten bzw. Einschränkungen der ADHS zu kompensieren bzw. zu verbergen. Sie fallen nicht durch störendes Verhalten auf, Tagträumereien oder gewisse Leistungsdefizite in der Schule werden dann fälschlich einer "geschlechtstypischen" Eigenschaft der Mädchen zugeordnet. Erst wenn die Kinder älter werden und nicht mehr durch längere Hausaufgabenzeiten, rigides Wiederholen oder andere Tricks die Probleme verbergen können treten dann mit höheren Anforderungen an Selbstorganisation und Planung deutlichere Einschränkungen im Bereich der Exekutivfunktionen auf. Gerade bei Mädchen in der Pubertät scheinen dabei auch hormonelle Einflüsse (Zusammenwirken von Östrogenen, Dopamin und Serotonin) einen Einfluss zu haben.
Rein formal erfüllen viele Mädchen mit ADHS-Veranlagung nicht das Alterskriterium der ADHS, da sie nicht unbedingt vor dem 7. Lebensjahr auffällig geworden sind. Es gibt auch keine generelle Übereinkunft der Experten, wie man mit dieser Situation umgehen kann oder sollte. Die meisten Ärzte werden aber dennoch bei deutlichen Hinweisen auf eine ADHS-Veranlagung einen Therapieversuch im Sinne einer multimodalen Therapie unter Einsatz von Stimulanzien (ggf. in Kombination mit Antidepressiva bzw. Östrogen) versuchen.