Sucht-Krankheit und Abhängigkeit : Dauer der Sucht / Kontrollverlust bei Alkohol

Gechrieben von: Wendy Moelker, Psychologin am Gesundheitszentrum Emergis (Goes, Holland)

Erstversion: 20 Mrz 2004. Letzte Änderung: 13 Jan 2007.

Frage:

 Suchtprobleme ein ganzes Leben? Was weiss man ueber die Entwicklung von Sucht? Welche Dauer hat eine Sucht / Alkoholabhaengigkeit?
Wie entwickelt sich Kontrollverlust bei einem Alkoholkranken?

Antwort:

Sucht Krankheit Erscheinungen

Eine Abhängigkeit kann in Ausprägung bzw. Schweregrad schwanken. Und man wird auch nicht von einem Tag zum anderen abhängig. Die Entwicklung einer Suchtkrankheit ist eine Entwicklung, die Monate oder Jahre dauern kann. Manchmal reduzieren die betroffenen Menschen zeitweilig ihren Konsum, dann wieder nimmt er sprunghaft zu. Das kann sehr unterschiedlich verlaufen. Andere versuchen gar nicht aufzuhören.

Im Fall von etwas "leichteren" Formen einer Sucht krankheit kann die Abhängigkeit ein vorrübergehendes Problem sein; eine Behandlung und die Vermittlung von neuen Fertigkeiten im Umgang mit Problemen und emotionalen Belastungen kann hier häufig eine deutliche Hilfe und Schutz bieten. Bei anderen Menschen wiederum hat die Suchtkrankheit eher einen dauerhaften Charakter. Bei schweren Abhängigkeitserkrankungen bedeutet dies auch häufig (längst nicht immer) eine längere Suchtanamnese bzw. Vorgeschichte. In diesen Fällen muss das Ziel der Therapie die vollständige Abstinenz sein, d.h. das Einstellen des weiteren Suchtmittelkonsums oder Suchtverhalten (bei nicht stoffgebundenen Süchten wie z.B. Spielsucht).

Bei der Alkoholabhängigkeit (als ein Beispiel) lassen sich häufig deutliche Schädigungen im Gehirn nachweisen, wobei es den Süchtigen noch schwerer fällt dem Impuls zu Trinken zu widerstehen.

"Einmal süchtig, immer süchtig" bedeutet aber nicht, dass man eine Sucht nicht behandeln, bewältigen oder gar überwinden könnte. Das Problem ist ja gerade, dass die Abhängigen selber diese unzutreffende Schlussfolgerung ziehen. Sie sagen sich : "Mir ist eh nicht zu helfen, dann kann ich ruhig weiter saufen..." oder "so bin ich einfach, ich habe keinen Einfluss darauf". Auch Familienmitglieder und das Umfeld ziehen häufig derartige Schlüsse. Dies gilt besonders, wenn ein Suchtpatient rückfällig wird und wieder Drogen nimmt, trinkt oder spielt. Das erzeugt ein Gefühl der Zurückweisung oder Vorwürfen, die einen noch stärkeren negativen Effekt hat. Es kann ein Grund mehr sein, das Trinken oder andere Suchtverhalten nicht mehr einzustellen und völlig die Kontrolle über sich bzw. das Suchtverhalten abzugeben (Kontrollverlust) und keine Hilfe zu suchen.

Daher ist es ungemein wichtig zu verstehen, wie der Süchtige und sein Umfeld auf einen Rückfall reagiert. Statt Vorwürfen und Kritik ist es häufig sinnvoller aus dem Rückfall zu lernen. Man kann z.B. ermitteln unter welchen genauen Umständen es zum Rückfall kam und wie man besser bzw. alternativ mit so einer Situation umgehen kann. Wichtig ist auch, möglichst frühzeitig im Falle eines Rückfalles Hilfe zu suchen!

Bei der Suchtkrankheit ist es also wichtig zu verstehen, dass es sich um einen Prozess handelt, der nicht plötzlich kommt oder auch nicht sofort aufhören wird. Vielmehr muss man alte Gewohnheiten verändern und sich auf die Gefährdungssituationen und einen möglichen Rückfall einstellen. Dann besteht eine realistische Chance auf Suchtfreiheit.

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Quellen