Was kann man bei Angst vor einer Spritze oder Blutabnahme machen?
Was ist eine Spritzenphobie?
Antwort:
Spritzenphobie
ICD 10F40.2 Die Angst vor einer Spritze oder vor einer Blutabnahme gehört zu den sogenannten spezifischen Phobien vom Blut-/Spritzen-/Verletzungs-Typus
Zunächst würden die Betroffenen von sich aus vermutlich keine therapeutische Hilfe aufsuchen. Im Zusammenhang mit unabwendbaren medizinischen Eingriffen ist dann aber die Angst so einschränkend, dass entweder eine psychotherapeutische Behandlung aufgesucht wird, oder aber die Ärzte in der Klinik oder Praxis mit den Auswirkungen der Spritzenphobie zu kämpfen haben.
Natürlich ist dabei der Übergang von einem unangenehmen Gefühl bzw Furcht bei einer medizinischen Prozedur wie der Blutabnahme oder einer Injektion zu einer Angststörung im Sinne einer Phobie fliessend bzw. diese Angst ist extrem häufig.
Häufigkeit der Spritzenphobie
Die Lebenszeitprävalenz wird auf ca 3,5 Prozent der Bevölkerung angegeben. Aber etwa 15 Prozent der Jugendliche berichten über Ohnmacht bei entsprechenden Stimuli bzw. bei der Erstspende von Blut.Auswirkungen der Spritzenphobie
Während viele andere spezifischen Phobien kaum Auswirkungen für die Betroffenen haben müssen, stellen die Spezifischen Phobien im Zusammenhang mit medizinischen Untersuchungen oder Behandlungen eine erhebliche Problematik für Ärzte bzw. die Patienten selber dar.
So werden notwendige Untersuchungen, Impfungen oder eben auch Behandlungen (beispielsweise bei der Dentalphobie Zahnarztbesuche) oder Operationen aufgrund der Angst nicht gemacht.
Dabei steht eben nicht die Angst vor dem "Schmerz" bei der Untersuchung im Vordergrund, vielmehr fürchten (und vermeiden) die Phobie-Patienten die Exposition mit der angstbesetzten Situation aus Angst vor der Angstreaktion bzw. Ohnmacht und Kontrollverlust unter der Behandlung
Emotionale Ohnmacht bzw. Vasovagale Synkope bei der Spritzenphobie
Eine Spritzenphobie geht so sehr häufig mit Ohnmachtsneigung oder der Furcht vor Ohnmacht bzw. vegetativen Beschwerden einher. Das bezeichnet man dann als vasovagale Synkope bzw. neurokardiogene Synkope.
Häufig beobachtet man bei spezifischen Phobien, dass bereits ein erhöhtes Anspannungsniveau bzw. Unsicherheit / Angst besteht. Bereits das Türschild der Arztpraxis, dann aber der Anblick von Blut oder einer Verletzung löst dann einen inneren Stress bzw. eine Anspannung mit einer entsprechenden psycho-physiologischen Erregung aus. Damit geht häufig auch eine Pulsbeschleunigung, Blutdruckerhöhung und Schwitzen einher.
In der folge tritt dann aber im Sinne eines diphasischen Verlaufs (zunächst Anstieg, dann Abfall) durch Erweiterung der Gefässe in der Skelettmuskulatur ein Bludruckabfall bzw. Schwindelgefühle auf. Dies mag bei Jugendlichen bzw. empfindsameren Personen mit erhöhter vegetiver Reaktionsbereitschaft dann verstärkt auftreten.
Symptome einer Spitzenphobie
Hieraus erklären sich die Unterschiedlichen Symptome bzw. Beschwerden bei der Spitzenphobie bzw. ähnlichen spezifischen Phobien wie Blutphobie etc. :
Zunächst relativ typische Angstsymptome wie Erregung, Pulsbeschleunigung, Schwitzen etc.
Dann aber vasovagale Synkope mit Schwindelgefühl, Übelkeit, ggf. Ohnmacht und Abfall des Pulses (zu niedriger Puls = Bradykardie)
Was passiert ohne Behandlung bei einer Spritzenphobie
Leider besserte sich eine spezifische Phobie ohne eine spezielle Therapie nicht von allein. Eher im Gegenteil : Angststörungen verstärken sich in aller Regel und weiten sich auf weitere Bereiche aus.
Welche Therapie hilft gegen eine Spritzenphobie
Aktuelle Leitlinienempfehlungen der Angststörungen empfehlen bei der Spezifischen Phobie wie der Spritzenphobie eine Verhaltenstherapie mit einer Expositionstherapie gegen die Phobie
Unter der Anleitung einer Therapeutin / Psychotherapeuten wird zunächst eine Information über die Spritzenphobie und die dabei ablaufenden Vorgänge im Gehirn bzw. die Grundlagen einer Angstreaktion vermittelt.
Gemeinsam erarbeiten dann Therapeut und Patient eine Angsthierarchie bzw. bechreiben durch Angstprotokolle die verschiedenen Ebenen der Angstreaktion bei der Spritzenphobie. Dazu gehören
- typische Gedanken bei der Spritzenphobie
"Ich halte das nicht aus und werde gleich ohnmächtig"
"ich muss da raus" - Gefühle
Panik, Angst und Schamgefühl (z.b. bei schlechten Zähnen) - körperliche Reaktion
Anspannung, Herzrasen, Schwitzen etc - Verhalten
Flucht oder Vermeidung der Untersuchug / DiagnostikZentral für die Behandlung der Spritzenphobie ist dann die Reizexposition, d.h. die Konfrontation mit der Spritze bzw. Untersuchung.
Dies wird natürlich gemeinsam vorbereitet.
Wie lange dauert die Behandlung einer Spritzenphobie
Die verfügbaren Untersuchungen zur Psychotherapie bei einer spezifischen Therapie zeigen, dass in aller Regel nur wenige Psychotherapiestunden zur Behandlung und Überwindung der Phobie nötig sind.
Meistens reichen 1- 15 Stunden, Im Schnitt so 4-5 Therapiesitzungen.