Methylphenidat (z.B. Ritalin / Medikinet) und Strattera (Wirkstoff Atomoxetin) haben zwei unterschiedliche pharmakologische Ansatzpunkte und können daher prinzipiell gut kombiniert werden. Allerdings liegen bisher nur recht wenig Untersuchungen zu diesem Verfahren vor.
Grundsätzlich wird empfohlen eine Monotherapie dem Vorzug zu geben, d.h. die therapeutischen Möglichkeiten eines Therapieansatzes zunächst voll auszuschöpfen. Derzeit wäre es in aller Regel so, dass man mit einem Psychostimulans wie Methylphenidat oder Amphetamin beginnt und die notwendige optimale Einzeldosierung bestimmt. Wenn man mit dem ersten Psychostimulans (in aller Regel Methylphenidat) nicht zurecht kommt, würde man auf D-L-Amphetamin wechseln. Dann in aller Regel auf Strattera.
In vielen Fällen wird man aber auch mit Strattera beginnen und dann bis zur wirsamen Dosis von 1.2 bis 1.4 mg/kg Körpergewicht aufdosieren. Da man ja langsam vorgeht, kann dies einige Zeit dauern.
Die Frage, wann man nun sinnvollerweise eine Kombinationsbehandlung macht, ist schwierig zu beantworten. Aus meiner persönlichen Erfahrung würde ich sagen, dass es relativ selten zu einer wirklich grundlegenden Veränderung / Besserung unter der Kombination kommt. Man wird ja an eine Kombination denken, wenn die Wirkung der Einzelmedikamente noch nicht ausreichend war. Dafür gibt es viele mögliche Gründe, die man VORHER ausgeschlossen haben sollte. Hierzu gehören u.a. unzureichende Medikmamentencompliance hinsichtlich der Einnahme, Vorliegen anderer Begleitprobleme wie z.B. Schlafstörungen bzw. gestörter Tag-Nacht-Rhthmus, weitere Begleiterkrankungen wie Depressionen, Angsterkrankungen etc.
Häufig sind auch die psychosozialen Rahmenbedingungen derart "chaotisch" bzw. angespannt, dass die Medikation an sich nur einen sehr geringen Wirkanteil ausmachen kann.
Relativ häufig habe ich bei uns die Konstellation, dass ein Patient schon Atomoxetin hatte und ich zusätzlich Methylphenidat geben möchte. Dabei wird dann die bisherige Einzeldosis von Strattera beibehalten und in üblicher Dosierung Methylphenidat hinzugegeben. Also überlappend beide Medikamente gegeben. Dann wird man eher erneut einen Auslassversuch vom Methylphenidat machen und schauen, ob eine wirkliche Besserung erzielt werden kann.
Zu einer Methylphenidatmedikation kann man natürlich auch Atomoxetin hinzugeben. Auch hier würde man die Methylphenidatdosierung beibehalten und langsam Strattera in der üblichen Dosierungsform hinzugeben. Nach meiner Erfahrung bzw. den vorliegenden wenigen Falldokumentationen zu dieser Fragestellung gibt man also die gleichen Einzeldosierungen wie bei einer Einzeltherapie auch bei der Kombinationsbehandlung.
In Einzelfällen kann es sein, dass Patienten niedrigere Stratteradosierungen benötigen, d.h. nicht die an sich empfohlene Dosis von 1.2 bis 1.4 mg / kg Körpergewicht, sondern z.B. nur 40 mg Einzeldosis. Es ist aber relativ schwierig hier generelle Empfehlungen zu geben.
Nach den vorliegenden Berichten ist nicht mit besonderen Wechselwirkungen oder mehr Nebenwirkungen zu rechnen. Allenfalls die Appetitminderung kann da ein grösseres Problem darstellen. Grundsätzlich kann man die Medikamente recht gut kombinieren. Die Frage ist halt nur, ob es wirklich sinnvoll ist.
Zusammengefasst : Die Kombinationsbehandlung ist letztlich so wie die Einzelbehandlung der Einzelsubstanzen durchzuführen.