Unterscheiden sich Menschen mit einer Essstörung von anderen Menschen?
Machen bestimmte Persönlichkeitseigenschaften eine Essstörung aus?
Sind essgestörte Menschen einfach nur einen zu "schwachen" Charakter?
Antwort:
Menschen mit einer Essstörung machen tagtäglich die Erfahrung, dass sie ihre Bedürfnisse und Impulse schlecht steuern können. Vielmehr fühlen sie sich von äußeren Einflüssen bestimmt. Wenn man sich genauer mit ihren Lebensgeschichten beschäftigt, lassen sich einige wiederkehrende Phänomene erkennen. In ihrer Kindheit haben häufig wichtige Personen nicht angemessen auf Signale für ihre Gefühle oder Bedürfnisse reagiert. Wenn die Umgebung von Kindern nicht die wahren Wünsche und Bedürfnisse der Kinder erkennt und respektiert, macht das Kind zwangsläufig falsche Erfahrungen und wird eigene Bedürfnisse und auch körperliche Signale und Gefühle missachten - oder meint, diese nicht einfordern zu dürfen.
Menschen mit gestörtem Essverhalten spüren häufig die körperlichen Signale für Hunger und Sättigung nicht oder sich achten nicht (mehr) auf diese Signale. Sie essen aus ganz anderen Gründen als aus Hunger. Weil sie müde sind, gestresst, traurig oder einsam. Ihre Beziehung zum Essen macht sie unglücklich und sie können mit Essen nicht mehr angemessen umgehen.
Personen ohne eine Essstörung sind im Kontakt mit ihren physischen Bedürfnissen von Hunger und Sättigung und sie nutzen diese Signale für die Entscheidung zu essen oder wieviel sie essen sollten. Sie essen also primär weil sie hungrig sind oder das Essen geniessen wollen. Essen ist somit eine ganz selbstverständliche Art die Bedürfnisse des Körpers nach Nährstoffen oder Flüssigkeit zu beachten und läuft automatisch wie Atmen oder Schlafen.
Gestörtes Essverhalten |
Normales Essen |
|
Was kontrolliert das Essen? |
Das Essen ist von seiner normalen Regulation durch Hunger, Appetit und Sättigung getrennt. Es kann durch Willen, geplante Diäten, Anzahl von Kalorien, Gefühle etc. manipuliert werden. |
Das Essen wird durch Hunger, Appetit und Sättigung gesteuert. Eine Person isst, weil sie Nahrung benötigt und hört auf, wenn sie satt ist. Hunger tritt zu den üblichen Zeiten für Mahlzeiten auf. |
Warum ein Mensch isst: |
Meist aus anderen Gründen als die Ernährung : Um die Figur zu verändern, um Schmerzen, Stress, Einsamkeit, Ärger, Traurigkeit oder Frust zu bekämpfen. Nach einem ausgiebigen Mahl treten unangenehme Gefühle mit Gefühlen der Schuld, Scham oder Wut |
Für die Ernährung, Gesundheit und Energie. Natürlich auch zum Genuss und als gesellschaftliche Funktion. Normales Essen gibt ein Gefühl der Zufriedenheit |
Wann eine Person isst: |
Essen ist meist unregelmässig und chatoisch - häufig zu viel oder zu wenig |
Geregeltes Essverhalten Meist drei Mahlzeiten und kleinere Snacks zwischendurch, wenn Hunger besteht. |
Was kontrolliert das Essen?
Bei einem gesunden Menschen wird das Essen durch Gefühle oder Hunger, Appetit und Sättigung gesteuert. Sie essen, wenn sie Nährstoffe bzw. Energie benötigen und hören auf, wenn sie satt sind.
Einem Menschen mit einer Essstörung fehlt die Verbindung zwischen den Ernährungsbedürfnissen des Körpers und dem Hungersignal. Essen wird bestimmt durch Willen, geplante Diäten, Kalorienzählen oder wenn man durch leckeres Essen verführt wird.