Adipositas und ihre weitreichenden Auswirkungen auf die Psyche
Unter Adipositas verstehen Mediziner eine deutlich über das normale Maß hinausgehende Vermehrung des körpereigenen Fettanteils. Geht es nach den Kriterien der WHO, der Weltgesundheitsorganisation, ist dann von Adipositas auszugehen, wenn der Body-Mass-Index mehr als 30 Kg/m² beträgt.
Die Krankheit wird mit chronischem Verlauf beschrieben und geht mit eingeschränkter Lebensqualität und einem deutlich erhöhtem Krankheits- und Sterberisiko einher. Experten sprechen bei dieser Erkrankung von einer Pandemie des 21. Jahrhunderts.
Ursachen für Adipositas sind vielschichtig
Die Adipositas Erkrankung hat mehrere Ursachen, die sich je nach Einzelfall gegenseitig verstärken. Damit findet sich auch ein Grund, warum nur eindimensional angesetzte Therapien oder Hilfsangebote zum Scheitern verurteilt sind. Einer der Gründe für die Erkrankung kann in den Genen liegen.
Es gibt eindeutige Ergebnisse aus dem Bereich der Zwillingsforschung, die zeigen, dass bereits in den Erbanlagen eine Entstehung der Fettsucht enthalten sein kann. Die Untersuchen zeigen, dass getrennt aufgewachsene Zwillinge, bei denen ja von gleichen Erbanlagen auszugehen ist, sich in ihrer Gewichtsentwicklung kaum Abweichungen zeigen. Ein wesentlicher Faktor, der zur Adipositas Erkrankung beitragen kann, ist der Lebensstil.
Ausgehend von der Tatsache, dass sich in den westlichen Industrienationen innerhalb von nur zwei Generationen die Lebensbedingungen deutlich geändert haben, muss eine Konsequenz auf die Möglichkeit von Adipositas gezogen werden. Sitzende Tätigkeiten, ein im Vergleich zu früheren Tagen höherer Medienkonsum sowie veränderte Ernährungsgewohnheiten tragen dazu bei, dass Fett im Körper nicht mehr verarbeitet, sondern gespeichert wird.
Essstörungen und Medikamente haben wesentlichen Einfluss
Menschen der modernen Gesellschaft nutzen Nahrung oft als Ersatzbefriedigung oder Beruhigungsmittel. Damit wird der Verbreitung von Essstörungen Vorschub geleistet. Vor allem die sogenannte Binge-eating-Störung, die nach dem englischen Begriff to binge = fressen benannt ist, kann ein Vorzeichen für eine Adipositas Erkrankung sein. Gewichtszunahmen können aber auch eine Folge von Nebenwirkungen verschiedener Arzneimitteln sein.
Dazu gehören unter anderem einige Antidepressiva und einige Neuroleptika sowie Kortison-Präparate und Betablocker. Sie alle haben Auswirkungen auf den Stoffwechsel und fördern die Entstehung von Fettleibigkeit. Auch hormonelle Erkrankungen wie etwa eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Überfunktion der Nebenniere können bei Fettleibigkeit eine wesentliche Rolle spielen.
Psychische Folgen beginnen bereits im Jugendalter
Bereits im Kindes- und Jugendalter ist die Gefahr groß, eine Adipositas (krankhaftes Übergewicht) zu entwickeln. Die psychischen Folgen sind gravierend, denn Ausgrenzung und Mobbing im Kindergarten und in der Schule können zu Depressionen und damit zu weitreichenden Essstörungen führen. Schon adipöse Kinder und Jugendliche sind erheblichen Vorurteilen bezüglich ihres Aussehens ausgesetzt und erfahren soziale Ausgrenzung. Es werden ihnen negative Eigenschaften wie "willensschwach", "faul" oder "hässlich" zugewiesen ebenso wie die Anschuldigung, sie hätten ihre Fettleibigkeit selbst verursacht.
Vor allem Mädchen sehen sich hier mit vielen Vorurteilen konfrontiert und werden von ihrem Umfeld häufig als sozial inkompetent und wenig attraktiv angesehen. Damit entsteht ein deutlich vermindertes Selbstwertgefühl bei Jugendlichen, die weitreichende Konsequenzen auf das Selbstwertgefühl der Betroffenen hat. So sind etwa ein niedriger Bildungsstandard, wenig Einkommen und im privaten Bereich selten dauerhafte Partnerbeziehungen die Folgen.
Übergewichtige, ob jugendlich oder erwachsen, werden aber nicht nur diskriminiert, sondern stehen auch im normalen Alltag vor erheblichen Herausforderungen. So etwa sind Sitze oder Stühle in Flugzeugen oder Restaurants zu schmal oder zu leicht, Kleidung ist nur schwer erhältlich und wenn, dann besonders teuer. Treppen sind oft nicht mehr reibungslos zu bewältigen, womit der Weg aus dem Haus zu einer wahren Hürde werden kann. Der soziale Rückzug ist damit vorprogrammiert ebenso wie die Aufhebung familiärer Bezüge und sozialer Kontakte.
Weitreichende Krankheitsbilder
Menschen, die infolge einer Adipositas zu Essstörungen neigen, entwickeln ein negatives Eigenbild und empfinden oftmals Ekel sich selbst gegenüber. Damit geht ein vermindertes Selbstwertgefühl einher, das in der heutigen Singlegesellschaft zu Einsamkeit und sozialer Kälte führen kann. Einige, die in Zusammenhang mit einer adipositösen Erkrankung unter Impulskontrolle leiden, entwickeln eine emotional-instabile Persönlichkeit. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von einer Borderline-Persönlichkeit.
Fazit
Das veränderte Bewegungsverhalten und die Wohlstandsgesellschaft des 21. Jahrhundert hat Adipositas zu einer weit verbreiteten Erkrankung gemacht. Betroffene leiden bereits im Kindesalter unter Ausgrenzung und einer gestörten Entwicklung des Selbstbewusstseins, was bei vielen wiederum im vermehrten Konsum kalorienreicher Lebensmittel und Getränke führt.
Wird eine Adipositas diagnostiziert, ist den Ursachen dafür genau auf den Grund zu gehen und in dieser Diagnose auch der Therapieansatz zu sehen. Nur dann kann der Betroffene eine gesunde Einstellung zur Nahrungsaufnahme entwickeln, was in der Folge Essstörung und der Übergewichtsproblematik konsequent und nachhaltig Einhalt gebietet.
Quellen:
• http://www.apotheken-umschau.de/Adipositas-fettsucht/Adipositas-und-Esssucht-Ursachen-und-Risikofaktoren-11484_2.html
• http://www.healthexpress.de/fettleibigkeit.html#Folgen und Symptome
• http://www.netdoktor.de/Krankheiten/Uebergewicht-bei-Kindern/Wissen/Uebergewicht-Seelische-Folgen-6757.html
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