Mein Vater (52) hat immer häufiger "Ausraster" und wird aggressiv. Was können wir nur tun?
Antwort:
Nach dieser Schilderung muss man davon ausgehen, dass weit mehr als gelegentliche Streitigkeiten bzw. Wutanfälle als Auslöser in Frage kommen. Die Schilderung lässt auf jeden Fall an eine psychiatrische Ursache denken, die eigentlich behandelt werden müsste. Mögliche Ursachen für eine derartige Wesensänderung können z.B. sein:
- Alkoholismus bzw. Folgen eines chronischen Alkoholmissbrauchs oder andere Suchterkrankung
- manisch-depressive Erkrankung mit gereiztem Verhalten
- hirnorganische Wesensänderungen (z.B. nach Unfall, Blutungen im Gehirn, Tumor
- Verfolgungs- oder Beeinträchtigungsideen bei einer Psychose
Ausserdem gibt es eine immer wieder einsetzende "Wutstörung", d.h. scheinbar ohne erkennbaren Anlass treten solche geschilderten Wutausbrüche auf. Natürlich wären auch noch weitere Ursachen bzw. Auslöser zu diskutieren (z.B. auffällige Persönlichkeitsstruktur / Persönlichkeitsstörungen).
Egal, aber was die Ursache ist. Wenn der Betroffene selber nicht die Notwendigkeit für eine psychologische Hilfe bzw. psychiatrische Diagnostik und Behandlung sieht, ist zunächst an den Schutz der betroffenen Familienmitglieder zu denken! Es ist also völlig richtig, in einer Bedrohungssituation auch die Polizei zu rufen. In Deutschland kann bei einem begründeten Verdacht auf eine psychiatrische Ursache eines solchen "Anfalls" auch eine Begutachtung durch einen Facharzt für Psychiatrie angefordert werden. In aller Regel wird dies bereits von der Polizei angesprochen und über das Ordnungsamt in die Wege geleitet. Viele Familien haben jedoch verständlicherweise Bedenken, einen solchen Schritt zu veranlassen (da damit auch eine Einweisung in eine psychiatrische Klinik verbunden ist). Dann sollte man auf jeden Fall selber Hilfe in einer Beratungsstelle, bei einem Arzt oder einem Psychologen suchen!