Wie zeigen sich Trennungsängste bei Schulkindern?
Unsere Tochter besucht die 2 Klasse einer Grundschule. Nach den Sommerferien musste die Schule geschlossen werden und die gesamte Klasse mit der Lehrerin wechselten in eine entfernte Schule im Nachbarort. Nun hat sie seit ein paar Wochen Bauchweh und geht, kaum in der Schule angekommen, wieder nach Hause. Ich habe sie dann wieder in die Schule gebracht und sie hat von der Lehrerin eine Strafarbeit bekommen. Sie ist ein guter Schüler und hat sonst eigentlich keine Probleme in der Schule gehabt. Was kann mit ihr los sein?
Antwort:
Schulängste oder Schulphobien können eine ganze Reihe von Ursachen haben. Viele davon sind vorübergehend und natürlich völlig harmlos. So kann z.B. die Trennung von alten Freundinnen oder aber die Umstellung auf einen neuen Schulweg zu kurzzeitigen Problemen führen. Hält die Problematik jedoch länger an, so sollte man hellhörig werden.
Eine mögliche Ursache wäre eine sog. Emotionale Störung mit Trennungsangst (ICD 10 F 93.0)Hierbei haben die Kinder eine übermässige Angst vor der Trennung von ihren Eltern (oder auch Geschwistern, Haustiere). Sie befürchte, dass ihnen etwas passieren könnte oder sie verlassen werden könnten. Nicht selten ist dies auch durch öffentliche Diskussionen (z.B. Kidnapping-Fälle , Gewalt in der Schule, Vergewaltigungen) und die dadurch begründete verstärkte Angst und Vorsicht der Eltern mitbestimmt.
Eine solche Störung sollte also nur dann diagnostiziert werden, wenn als wesentlicher Bestandteil der Angst, die Sorge vor der Trennung (Verlust) der Eltern steht und unterscheidet sich durch die Schwere und Auswirkung der Angst von einer ganz normalen Sorge bzw. Ängstlichkeit bei der Trennung von den Eltern.
Typische Merkmale einer solchen Störung wären :
Natürlich kann es noch eine ganze Reihe weiterer Gründe für die Schulweigerung geben, die man nur in einem Gespräch mit dem Kind und auch der Lehrer ermitteln kann, um den Ursachen möglichst frühzeitig auf den Grund zu gehen. Wichtig ist es dabei, dass das Kind die Eltern als offener und zuverlässiger Gesprächspartner erlebt und gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten geschaut wird.
So sollte man durchaus zunächst erstmal das Kind eine Zeit gewähren lassen, aber immer wieder das Gespräch suchen. Hilfreich ist es, auch die eigene Erwartungshaltung an das Kind kritisch zu hinterfragen (Will ich zuviel von meinem Kind? Habe ich selber Ängste um mein Kind?).
Suchen sie das Gespräch mit den Lehrern, um über mögliche Schulprobleme oder Konflikte oder Ausgrenzung von Mitschülern informiert zu werden. Sollte dies alles nicht zu einer guten Lösung führen, suchen sie Hilfe bei einer schulpsychologischen Beratungsstelle oder einem Kinder- und Jugendtherapeuten bzw. Facharzt.