Was ist Schlafentzug in der Behandlung von Depressionen ?
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Schlafentzug bei Depressionen
Viele Menschen mit und ohne Depressionen leiden unter Schlafstörungen. Und es gibt sicher noch mehr Menschen mit psychischen Problemen bzw. Depressionen, Erschöpfungszuständen oder Ängsten, die unter Ein- und Durchschlafstörungen leiden und sich mehr oder weniger jede Nacht mit Schlafmangel bzw. nicht erholsamen Schlaf quälen. Lang anhaltender Mangel an erholsamen Schlaf kann sehr wahrscheinlich also krank und depressiv machen. Ganz anders sieht es aber bei dem kurzzeitigen "Mangel" von Schlaf aus!
Umso überraschender ist es dann für viele unserer Patientinnen und Patienten, dass Schlafentzug als eine wirksame nicht-medikamentöse Behandlung von Depressionen angewendet wird.
REM-Schlaf und Depressionen
Bereits seit den 70 er Jahren hat man einen Zusammenhang zwischen dem sog. REM-Schlaf =rapid eye movement und Depressionen festgestellt. Verringert man künstlich den sog. REM-Schlaf-Anteil, der u.a. für den Traumschlaf steht, dann hat dies eine Verbesserung von Depressionen zur Folge. Wennman eine ganze Nacht Schlafentzug macht, hat das bei 40-60 Prozent der mittelschwer bis schwer depressiven Patienten eine signifikante, also klinisch relevante Besserung ihrer Depressionen zur Folge.
Eine ziemlich aktuelle sogenannte Meta-Analyse untersuchte nun 66 wissenschaftlich gute Studien aus den Jahren 1974 bis 2016 konnte beweisen, dass in etwa der Hälfte der Fälle ein guter Therapieeffekt des Schlafentzugs bei Depressionen erzielt wird. Zumindest wenn man dieses Verfahren stationär in der Klinik angewandt hat. Das mag daran liegen, dass Schlafentzug allein zu Haus wirklich schwierig umzusetzen ist. Immerhin soll man nicht nur die Nacht nicht schlafen, sondern auch erst am nächsten Tag dann abends gegen 22 bis 23 Uhr zu Bett gehen. Die Kunst dieser Therapieform ist es also, trotz Erschöpfung und schlechter Stimmung dann die Nacht und den nächsten Tag beschäftigt und wach zu bleiben...
Verschiedene Formen des Schlafentzugs bei Depressionen
Kompletter Schlafentzug = Der Patient darf gar nicht schlafen
partieller Schlafentzug = Der Patient darf in der Regel 3 bis 4 Stunden in der Nacht (oder am frühen Morgen) schlafen.
In den Studien zeigte sich etwa, dass die "erzwungene" Wachphase nicht zwingend 36 Stunden sein muss. Wenn die Klienten eben nur den partiellen Schlafentzug mit 3-4 Stunden Schlaf hatten und insgesamt "nur" 20-21 h wach waren, war auch ein positiver Therapieeffekt auf die Depressionen zu verzeichnen.
Ersetzt Schlafentzug nun andere Therapieverfahren bei Depressionen ?
Vermutlich nicht. Zwar berichten Patientinnen und Patienten in der Klinik häufiger über den schnellen positiven Effekt. Aber die Kernfrage ist dann, wie man den antidepressiven Effekt aufrecht erhält. Hier werden dann doch häufig medikamentöse und psychotherapeutische Verfahren in der Behandlung der Depressionen erforderlich bleiben.