Welche Möglichkeiten gibt es für stationäre Behandlungen bei ADHS? Wann muss eine Klinikeinweisung in eine Kinder- und Jugendpsychiatrie erfolgen?
Antwort:
Kinder- und Jugendpsychiatrie bei ADHS / HKS
ADHS bzw. das Hyperkinetische Syndrom zählt zu den häufigsten Gründen, warum eine stationäre Diagnostik und Behandlung in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie veranlasst wird. Allerdings muss man dabei berücksichtigen, dass dies in aller Regel nur dann erforderlich ist, wenn ZUSÄZTZLICHE Problem bzw. Verhaltenssstörungen (Störung des Sozialverhaltens, Störung mit Oppositionellem Trotzverhalten) oder aber besondere Krisen im Verhältnis zwischen Kind und Eltern eine Entlastung erfordern.
Dann ist in aller Regel nur eine für den Sektor (d.h. Einzugsgebiet möglichst wohnortnahe Klinik) für die Aufnahme des Kindes oder Jugendlichen zuständig.
In aller Regel sollte aber eine ambulante oder aber tagesklinische Betreuung erfolgen!
Erkundigen Sie sich vor einer stationären Aufnahme, welche therapeutische Ausrichtung die Klinik verfolgt (z.B. Psychoanalytisch, Familientherapeutisch-systemisch, Verhaltenstherapie). Zusätzlich sollten ist es ratsam, sich vor Ort bei Selbsthilfegruppen über Erfahrungen der Klinik in bezug auf ADHS zu erkundigen...
Einige Kliniken empfehlen die stationäre Aufnahme zur Verhaltensbeobachtung über einen längeren Zeitraum, um die Diagnose ADHS zu sichern. Dies kann zwar grundsätzlich zielführend sein, doch sollte man dies auch kritisch hinterfragen dürfen: Welche Aussage ermöglicht eine "künstliche" Atmosphäre der Klinik im Vergleich zur tagtäglichen Umgebung des Kindes in der Familie, Kindergarten oder Schule und Freundeskreis? Hier sind also in aller Regel Verhaltensbeobachtungen der Eltern mit Protokollen bzw. Tagebüchern sinnvoller.
Längerfristige Beobachtungen oder Aufenthalte sind mit grosser Zurückhaltung zu sehen. In der Vergangenheit wurden Kinder mit ADHS über mehrere Monate stationär behandelt. Hier muss man auch "Nebenwirkungen" durch eine lange Trennung von den Eltern, Geschwistern und Freunden berücksichtigen, die zu nicht unerheblichen psychischen Problemen beitragen können.