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Aufmerksamkeit und ADHS

Zusammenfassung: Wieso sind ADHS-Kinder unaufmerksam? Was ist die Grundlage für die Aufmerksamkeitsstörung bei ADHS? Was bedeutet gestörte Behaviorale Inhibition bei ADHS? Wie schaffe ich es von Alexander (10 Jahre alt, ADHS-Diagnose mit 7) bewusstes Gehör und Aufmerksamkeit zu erlangen?

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Aufmerksamkeit und ADHS

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Frage: 
Schriftsteller: 1. Piero Rossi 2. Martin Winkler
Erste Version: 04 Feb 2003.
Letzte Änderung: 04 Feb 2003.

Wieso sind ADHS-Kinder unaufmerksam? Was ist die Grundlage für die Aufmerksamkeitsstörung bei ADHS? Was bedeutet gestörte Behaviorale Inhibition bei ADHS? Wie schaffe ich es von Alexander (10 Jahre alt, ADHS-Diagnose mit 7) bewusstes Gehör und Aufmerksamkeit zu erlangen?

Antwort:

ADHS bedeutet ja “Aufmerksamkeits-Defizit-Störung”. Neben der Störung der Impulskontrolle und der möglichen Hyperaktivität gehören Störungen der Aufmerksamkeitsfunktionen und leichte Ablenkbarkeit zu den zentralen Merkmalen des Syndroms.

Nicht umsonst fällt es den Kindern mit ADHS folglich ausgesprochen schwer, zuzuhören. Und nicht umsonst bekommt gerade bei diesen Kindern die Frage der Eltern, wie sie sich bei ihren Kindern Gehör verschaffen können, eine besonders grosse Bedeutung.

Das Nicht-Zuhören können erschwert es nicht nur, Anweisungen der Eltern bzw. der Lehrer aufzunehmen und umzusetzen, sondern trägt wesentlich dazu bei, dass Kinder mit ADHS auch Komplimente und Zuspruch leicht überhören. Das hat für das Selbstbewusstsein meist negative Konsequenzen.

Dies ist der Grund, weshalb diese Kinder ausgesprochen viel Ermutigung benötigen.

Was aber heisst nun "Aufmerksamkeit" genau? Dazu zuerst ein kurzer Ausflug in die Theorie: Aufmerksamkeit ist eine der elementaren Voraussetzungen für menschliches Handeln schlechthin. Wir Menschen reagieren nur auf einige von vielen Signalen, welche uns erreichen. Reize, welche uns als wichtig erscheinen, besonders stark sind oder mit unseren aktuellen Interessen verbunden sind, haben normalerweise Vorgang. Von der unendlich grossen Anzahl von äusseren Reizen, aber auch von inneren Gedächtnisspuren, wählen Menschen normalerweise nur die wenigen aus, welche der aktuellen Aufgabe entsprechen und geeignet sind, das geplante Handeln geordnet umzusetzen.

Aufmerksamkeit meint also die Fähigkeit, trotz Reizflut nicht zu übermüden aus einer unendlichen Vielzahl von inneren und äusseren Reizen, denen wir Menschen ständig ausgesetzt sind, diejenigen auszuwählen, welche eine geplante Handlung organisieren, vollziehen und kontrollieren können. Um sich nun in einer komplexen Umwelt orientieren zu können und um einen bestimmten und aktuell relevanten Reiz selektiv wahrnehmen zu können, muss das menschliche Gehirn in der Lage sein, Reaktionen auf irrelevante und somit überflüssige Reize zu hemmen. Dieser Hemm- oder Filter-Vorgang wird Inhibition genannt.

Dieser (aktive) Beitrag des Gehirns zur Aufrechterhaltung von Aufmerksamkeit, Orientierung und planmässigem Handeln wird an der Schaltstelle des sog. Nucleus caudatus sowie in der Stirnhirnregion geleistet. Dieser Hemm-Vorgang bewirkt, dass nicht jeder der frisch eintreffenden Reize als neu und interessant eingestuft wird. Wenn dem nämlich so ist, erfolgt eine biologisch elementare, "instinktive", überlebenswichtige und unwillkürliche Orientierungsreaktion.

Die Inhibition (Filterung, Hemmung) ermöglicht in diesem Zusammenhang also auch, dass sich das Gehirn an diese (unwichtigen) Reize gewöhnen kann und nicht jedes Mal gezwungen wird, die Aufmerksamkeit auf ein Neues und immer und immer wieder den gleichen und unwichtigen Reizen zuzuwenden. Die Selektion von wichtigen und unwichtigen Reizen kann also nur dann erfolgen, wenn das Gehirn durch die Inhibition in die Lage versetzt wird, zu "lernen".

Ohne ausreichendes Funktionieren dieser Filter- und Hemmvorgänge im Gehirn wären wir Menschen völlig orientierungs- und handlungsunfähig. Unwichtige Reize würden sofort in den Gedankenfluss aufgenommen, zielgerichtetes Handeln würde enorm erschwert, die Ablenkbarkeit wäre massiv erhöht und das ganze Denken wäre chaotisch und wirr ob der vielen gleichzeitig eintreffenden Sinneseindrücke.

Kinder (aber auch Erwachsene) mit ADHS werden oft überflutet von Reizen, wenden sich sofort allem Neuen und Komischen zu (während "Normales" übersehen wird), "sehen" und "hören" zu viel, sind in der Folge durch jedes Geräusch und jeden (interessanten) Gedanken ablenkbar und oft nicht recht bei der Sache.

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