Antidepressiva Rückfallprophylaxe bei Depressionen

Gechrieben von: Martin Winkler

Erstversion: 2004-01-01. Letzte Änderung: 2014-01-26.

Frage:

 Welche Phasen der Therapie gibt es bei Depressionen?
Was ist die Akuttherapie bei Depressionen?
Warum benötige ich eine Erhaltungstherapie?
Wie verhindere ich einen Rückfall der Depressionen? Was ist sinnvoll zur Rezidivpropyhlaxe bei Depressionen?

Antwort:

Depressionen > Antidepressiva Therapie > Rückfallprophylaxe mit Antidepressiva

Antidepressiva Rückfallprophylaxe

Die Behandlung einer depressiven Episode einer sog. Major Depression richtet sich natürlich massgeblich danach, welche individuelle Vorgeschichte (Belastung für psychische Erkrankungen, Vorerkrankungen) vorliegen und welche Massnahmen in der Vergangenheit bereits zu einer Besserung beigetragen haben.

Leider ist es so, dass über 50% der Patienten nach einer ersten depressiven Episode in der Folge eine erneute Depression entwickeln können (bei bipolaren Verlaufsformen = manisch-depressive Störung) sind dies sogar mehr als 80%.

Auch wenn also die Beschwerden der Depression vielleicht schon Abklingen sind, so sollte dennoch eine Weiterführung der Therapie (sog. Erhaltungstherapie) erfolgen, um die Gefahr einer erneuten Depression zu verringern! Zudem muss man berücksichtigen, dass nicht immer eine vollständige Rückbildung der Depression erzielt wird, so daß noch leichtere Beschwerden verbleiben (bei etwa 20% der depressiven Patienten kann dies eintreten).

Daher empfehlen heute Psychiater zunehmend eine Fortführung der medikamentösen Therapie zur Antidepressiva Rückfallprophylaaxe auch über die urspüngliche Akutphase der Behandlung hinaus

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Als Akuttherapie wird die Durchführung von geeigneten therapeutischen Massnahmen (z.B. Antidepressiva-Behandlung im Rahmen einer ärztlichen und/oder psychotherapeutischen Betreuung) angesehen, bis eine deutliche Abnahme der Beschwerden (sog. Teil-Remission) oder vollständige Rückbildung (Vollremission) eingetreten ist. Dies kann zwischen wenigen Tagen bis Wochen bis zu einigen Monaten dauern. Erfahrungsgemäss ist häufig innerhalb von 8-12 Wochen eine deutliche Besserung zu erzielen. Ausnahmen einer sog. Therapieresistenz bei Depresionen bzw. bei begleitenden anderen psychiatrischen Störungen oder schwerwiegenden Lebensumständen können besondere Therapieformen erforderlich machen.

Eine Erhaltungstherapie ist die Weiterbehandlung nachdem eine deutliche Abnahme der Depression erzielt wurde. Sie dient der Verhinderung eines Rückfalls der Depression, also dem Wiederauftreten von Symptomen einer depressiven Störung.

Man nimmt heute an, dass die Wahrscheinlichkeit für das Wiederauftreten einer Depression von der Anzahl früherer depressiver Episoden abhängig ist. Bildlich (stark vereinfacht dargestellt) stellen somit wiederholte depressive Phasen in der Vergangenheit Narben oder Wunden dar, die das Risiko für den Patienten erhöht. Die vollständige Ausheilung und ausreichend lange Behandlung einer depressiven Episode ist dabei ausgeprochen wichtig.

Die medikamentöse Therapie sollte nach der Erfahrung der meisten Patienten für etwa 6-12 Monate in gleicher Dosierung fortgesetzt werden, auch wenn KEINE Beschwerden der Depression mehr nachweisbar sind. Dann sollte man die Dosis langsam über einige Wochen reduzieren (d.h. "ausschleichen")

Man empfiehlt dieses Vorgehen, wenn in der Vorgeschichte keine weiteren depressiven Episoden bekannt sind oder die letzte derartige Episode über 5 Jahre zurückliegt.

Zudem ist es sicher sinnvoll, eine psychotherapeutische Rückfallprophylaxe zu überdenken. Als Minimalaufwand könnte ggf. hier das Lesen von Selbsthilfemanualen bzw. Büchern und Internetinformationen gelten, die über Ursachen, Auslöser und Frühwarnzeichen einer erneuten depressiven Episode informieren.

Besser ist es sicher jedoch, im Rahmen einer Verhaltenstherapie hier ganz individuell nach auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen der Depressionen zu suchen und mit der Therapeutin (bzw. dem Therapeuten) geeignete Schritte zu entwickeln, um die Verletzbarkeit (Vulnerabilität) für Depressionen adäquat zu berücksichtigen.

Als Rezidivprophylaxe wird schliesslich die dauerhafte Einnahme von Medikamente zur Verhinderung einer erneuten Episode der Depressionen verstanden. Man nimmt also die vom Arzt empfohlene antidepressive Medikation in gleicher Dosis über mehrere Jahre (bei besonderer individueller Gefährdungssituation und guter Verträglichkeit möglicherweise sogar lebenslang) ein.

Ärzte werden ein solches Vorgehen besonders dann empfehlen, wenn (nach Benkert / Hippius):

Gerade bei wiederkehrenden depressiven Episoden (sog. rezidivierende Depression) wird man mit dem Patienten sicher auch über sog. Mood stabilizer wie Lithium, Carbamazepin oder Valproat sprechen, die eine Rückfallgefährdung vermindern.

Sicher wird man bei derartigen Risikopatienten eine adäquate individuelle Beratung und Informationsvermittlung (Psychoedukation) vornehmen und auch psychotherapeutische Methoden der Rückfallprophylaxe nutzen. Mehr über Ursachen,Symptome und Behandlung von Depressionen in Web4health

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Quellen