Phobien und Therapie von Phobien

Gechrieben von: Tasja Klausch

Erstversion: 08 Aug 2005. Letzte Änderung: 05 Jan 2007.

Frage:

 Was ist eine Phobie?

Welche Phobien gibt es?

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es fuer Phobien?

Antwort:

Phobie : Soziale Phobie Symptome Ursachen und Behandlung

Inhalt:

1. Angststörungen

Phobien gehören zur Gruppe der Angststörungen (nach DSM-IV). Angst ist ein unangenehmes Gefühl der Furcht und Befürchtungen, die bei vielen Psychopathologien auftreten kann. Allerdings spielt Angst auch bei Studien zur Psychologie von normalen Menschen eine grosse Rolle, da die Emotion, die wir als Angst bezeichen wuerden, bei fast jedem Menschen mehr oder weniger ein Mal pro Woche auftritt. Jedoch ist die Angst, die eine normale Person erlebt, nur schwer mit der Intensität und Dauer der Angst einer angstgestörten Person zu vergleichen.

Wenn deutliche Angstgefuehle vorhanden sind, wird eine Angststörung diagnostiziert. Allerdings sind Angststörungen sehr häufig nicht unbedingt durch die Präsenz von Angst, sondern vielmehr durch die Vermeidung der potentiell angstauslösenden Situation gekennzeichnet.

Das DSM-IV (Klassifikationssystem fuer psychische Störungen) schlägt folgende Gruppen von Angststörung vor:

  1. Panikattacke (Mehr)
  2. Agoraphobie (Mehr)
  3. Panikstörung mit/ohne Agoraphobie (Mehr)
  4. Agoraphobie ohne Panikstörung
  5. Spezifische Phobie
  6. Soziale Phobie
  7. Zwangsstörung (Mehr)
  8. Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
  9. Akute Belastungsstörung
  10. Generalisierte Angststörung (Mehr)
  11. Angststörung aufgrund eines Medizinischen Krankheitsfaktors
  12. Substanzinduzierte Angststörung
  13. Akute Belastungsstörungen
  14. Nicht näher bezeichnete Angststörung

Häufig erfuellt eine Person mit einer bestimmten Angststörung auch ein Kriterium fuer eine andere Angststörung. Das liegt daran, dass Angststörungen nicht aussschliesslich aus störungsspezifischen Symptomen/Kriterien bestehen. D.h. manche Kriterien sind störungsuebergreifend.(Zum Beispiel können körperliche Beschwerden bei einer Panikstörung, sowie der Generalisierten Angststörung oder der Posttraumatischen Belastungsstörung auftreten.) Liste der Abschnitte über Angst.

2. Phobien

Phobie kommt von dem Griechischen Wort phobos, was Angst bedeutet.

Eine Phobie ist eine extreme Angst, die zu einer unverhältnismässig starken Vermeidung von Situationen oder Objekten fuehrt. Die Person, die an einer Phobie leidet, erkennt, dass ihre Angst grundlos ist.

Da Angst (den Verhaltenstheorien zufolge, siehe unten) durch jede mögliche Situation oder jedes Objekt ausgelöst werden kann, gibt es eine unzählige Anzahl von Phobien. Hier eine kleine Auswahl:

Eine Menge spezifischer Ängste fuehren nicht dazu, dass die betroffenen Person darunter leidet und eine Behandlung braucht. Wenn jemand, der in der Stadt wohnt beispielsweise eine Schlangenphobie hat, aber nur sehr wenig Kontakt mit dem gefuerchteten Tier hat, so ist die Phobie fuer diese Person nicht sehr relevant. Eine Phobie setzt persönliches Leid voraus und muss die betroffene Person in gewisser Weise einschränken. Sonst wuerde man nicht von einer Phobie sprechen.

3. Spezifische Phobien

Spezifische Phobien sind ungerechtfertigte Ängste, die durch die Präsenz eines bestimmten Objekts/einer bestimmten Situation ausgelöst werden.

Untergruppen von Spezifischen Phobien:

Die häufigsten Formen von spezifischen Phobien sind Zoophobie (Angst vor Tieren), Acrophobie (Höhenangst) und Hemophobia (Angst vor Blut).

Die Lebenszeitprävalenz liegt zwischen 5% und 16%. In westlichen Ländern sind deutlich mehr Frauen als Männer betroffen (zwischen 2 bis 4 mal so viele). Der Beginn der meisten Phobien ist in der Kindheit oder im fruehen Jugendalter.

Spezifische Phobien sind kulturabhängig. So gibt es z.B. in China die Angst, die Körperwärme zu verlieren, was mit der chinesischen Philosophie zusammenhängt.

4. Soziale Phobie

Eine Soziale Phobie ist eine ausgeprägt und langanhaltende Angst vor einer oder mehrern sozialen oder Leistungssituationen, die normaler Weise mit der Anwesenheit von anderen Menschen verbunden ist. Eine Person mit einer sozialen Phobie versucht in der Regel, die vermeintlich peinliche oder erniedrigende Situation zu vermeiden. Die häufigsten Auslöser sind öffentliches Sprechen, informelles Reden (z.B. Smalltalk auf einer Party), Essen oder Trinken in der Öffentlichkeit, Pruefungen oder Kritik, etc. (mehr)

Abhängig von der Anzahl der gefuerchteten Situationen/Objekt, kann die Phobie spezifisch (wenige gefuerchtete Objekte/Situationen) oder generalisiert (viele gefuerchtete Objekte/Situationen) sein.

Die Lebenszeitprävalenz liegt zwischen 6% und 15%.

Soziale Phobien können ebenfalls kulturabhängig sein. So ist zum Beispiel die Angst davor, jemanden zu kränken in Japan sehr hoch, während in den USA die Angst davor, beurteilt zu werden ein grosse Rolle spielt.

5. Ätiologie und Therapie von Phobien

Die Art und Weise, wie an die Behandlung von Phobien herangegangen wird, hängt sehr stark von dem Ätiologiemodell des entsprechenden psychologischen Paradigmas ab.

Psychoanalytische Theorien

Laut dem Psychoanalytiker Freud, sind Phobien eine Abwehr gegen Angst, die durch die Verdrängung von Trieben entsteht. Die Angst wird auf ein Objekt oder eine Situation verschoben und wird zum phobischen Reiz. Um sich nicht mit dem verdrängten Konflikt auseinander setzen zu muessen, versucht die phobische Person die angstbesetze Situation/das Objekt zu vermeiden.

In einer psychoanalytischen Behandlung wird versucht, die verdrängten Konflikte aufzudecken. Da die Phobie als das Ergebnis eines verdrängten Konfliktes angesehen wird, wird diese nicht direkt in der Therapie behandelt. Die Techniken, die ein Psychoanalytiker verwendet sind z.B. freie Assoziation und Traumdeutung.

Behaviorale Theorien (Verhaltenstherapie)

Der Hauptgedanke bei den Verhaltenstheorien ist es, dass die phobische Reaktion erlernt worden ist. Aber welcher genaue Lernmechanismus dahinter steckt und was genau gelernt wurde, wird in verschiedenen Theorien unterschiedlich beurteilt.

In der Verhaltenstherapie wird hauptsächlich systematische Desensibiliation angewendet. Der phobische Patient muss sich entspannen und sich dann eine Reihe von angsteinflössenden Situationen vorstellen, wobei man mit weniger angsteinlössenden Situationen beginnt und dann zu immer stärker angstbesetzen Situationen uebergeht. Viele Therapeuten konfrontieren die Patienten dann schliesslich mit einer echten Situation. Der Patient muss lernen, seine Angst zu kontrollieren und diese letztendlich auch zu reduzieren. Dies ist nachweislich die beste Technik fuer die Behandlung von Phobien.

Bei Blut- und Spritzenphobien ist die Behandlung anders. Weil Patienten mit dieser Art von Phobie häufig in Ohnmacht fallen, da der Blutdruck und die Herzfrequenz plötzlich fallen, ist es nicht sehr ratsam, in der angsteinflösenden Situation zu entspannen. Stattdessen sollte der Patient seine Muskeln anspannen, wenn er mit der furchteinflössenden Situation konfrontiert wird.

Das Erlernen von sozialen Fähigkeiten und Kompetenzen kann ein grosse Hilfe fuer Patienten mit einer sozialen Phobie sein. Rollenspiele und Einstudieren von sozialen Situationen sind im Falle von einer sozialen Phobie sehr effektiv.

Des Weiteren gibt es noch andere verhaltenstherapeutische Techniken, abhängig von der zugrundeliegenden Theorie. Eingesetzt werden z.B Lernen am Modell (Konfrontation mit einer gefilmten oder direkten Demonstration des angstlosen¨ Umgangs anderer Personen mit dem von der phobischen Person gefuerchten Objekt.), das sogenannte "Flooding" (der Patient wird mit dem gefuerchten Objekt/der Situation in voller Intensität konfrontiert), etc. (Mehr)

Kognitive Theorien

Kognitive Theorien nehmen an, dass die Angst damit zusammenhängt, dass die Person mit einer grösseren Wahrscheinlichkeit negative Reize wahrnehmen und glauben, dass negative Stimuli auch in der Zukunft mit einer grösseren Wahrscheinlichkeit auftreten. Zum Beispiel entwickeln einige Personen, die ein traumatisches Erlebnis mit einem Hund hatten eine Hundephobie, wobei andere, die ein vergleichbares Erlebnis hatten, keine Hundephobie entwickeln. Das liegt daran, dass die Personen, die nach einem solchen Erlebnis eine Hundephobie bekommen, sich stärker auf das mögliche Wiederauftreten der gefuerchteten Situation konzentrieren und daduch noch mehr Angst bekommen.

Eine ausschliesslich kognitive Therapie scheint nicht sehr effektiv zu sein, da die betroffene Person erkennt, dass ihre Angst ungerechtfertigt ist. Von daher reicht es nicht, nur mit kognitiven Modellen zu arbeiten ohne die Person mit dem gefuerchteten Objekt/Situation zu konfrontieren.

Andere

Hinsichtlich der Entstehung und Behandlung von Phobien gibt es weitere Theorien (z.B. Biologische Theorien), die hier nicht alle aufgefuehrt werden können.

6. Wie Sie Ihre Phobie bewältigen können.(Nach dem kognitiv verhaltenstherapeutischen Ansatz)

Nur wenn Ihre Phobie Sie in Ihrem alltäglichen Leben einschränkt und persönliches Leid verursacht, sollten Sie etwas gegen Ihre Phobie unternehmen.

Häufig ist es besser, eine Phobie mit der Hilfe eines Psychotherpeuten zu bewältigen.

Vorallem wenn

Zwei Bestandteile sind wichtig, um eine Phobie erfolgreich zu behandeln:

  1. Konfrontation mit der gefürchteten Situation/Object
  2. Beschäftigung (Bewältigung) mit den angsteinflössenden Gedanken die mit der Phobie in Zusammenhang stehen.

1. Konfrontation mit der gefürchteten Situation/Object

Es ist sehr wichtig, dass sie die gefuerchtete Situation/Objekt nicht mehr (ver)meiden, sondern sich der Situation stellen. Da die Konfrontation eine schwierige Aufgabe ist, geht man normaler Weise stufenweise vor. Hierfuer sollten Sie eine Hierarchie ihrer gefuerchtetn Situationen/Objekte erstellen.

Beispiel: Die Hierarchie einer Person mit einer Schlangenphobie könnte folgendermassen aussehen:

  1. Ueber Schlangen lesen
  2. Schlangen in einem Buch angucken
  3. Berühren der Abbildung einer Schlange
  4. Betrachten/Beruehren eines Schlangenmodells
  5. Betrachten einer echten Schlangen
  6. Berühren des Terrariums mit einer echten Schlange darin
  7. Berühren einer Schlange
  8. Eine Schlange in der Hand halten
  9. ...

Wenn Sie Ihre persönliche Angsthierachie aufgestellt haben, sollten Sie anfangen, das am wenigsten gefuerchtete Element Ihrer Hierarchie zu konfrontieren und dabei Ihre Angst zu regulieren. Es ist sehr wichtig, dass Sie die Situation aushalten, bis Ihre Angst zurueckgeht. Auch wenn das vielleicht ziemlich lange dauert (bis zu 40 Minuten, immer abhängig von der Person und dem gefuechteten Objekt) muessen sie warten, bis die Angst schliesslich verschwindet. Es ist aber sicher, dass die Angst nach einer Weile deutlich abnimmt. Wenn Sie dies geschafft haben, können sie zur nächsten Stufe Ihrer Hierarcie uebergehen. (Manche Therapeuten konfrontieren ihre Patienten sofort mit der am meisten gefuerchteten Situation/Objekt. Auch diese Methode hat sich zum Teil als effektiv erwiesen.)

Während der Konfrontation können Sie Entspannungs- und Atemtechniken anwenden.

Beschäftigung (Bewältigung) mit den angsteinflössenden Gedanken

Sie sollten versuchen, alle Gedanken, die mit Ihrer Phobie in Zusammenhang stehen aufzuschreiben und gute Gegenargumente zu finden.

Beispiel:

Ich kann nicht fliegen, weil das Flugzeug abstuerzen wird.

= > Ich bin schon oft geflogen und es ist nichts passiert. Statistisch gesehen ist Fliegen die sicherste Form zu reisen. (Mehr)

Denken Sie immer daran, dass während der Konfrontation nichts Schlimmes passieren kann, ausser dass Ihre Angst sehr unangenehm sein kann. Wenn Sie es schaffen, ueber die Angst in einer Situation hinwegzukommen, erinnern Sie sich selbst daran, dass sie es geschafft haben, dass Sie nicht gestorben sind, dass Sie nicht die Kontrolle verloren haben, etc.

Wenn Sie es trotzdem nicht schaffen, Ihre Phobie allein zu bewältigen, sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Bitten Sie Ihren Arzt um Unterstuetzung bei der Suche nach einem geeigneten Therapeuten.

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Quellen