Frage:
Gibt es eine Toleranzentwicklung bei Methylphenidat? Muss man immer mehr Ritalin geben, damit die Wirkung erhalten bleibt?Antwort:
Unser Sohn bekommt nun seit August Ritalin, wir waren bisher sehr zufrieden, er auch. Nun seit ca. 2 Wochen scheint eine Änderung eingetreten zu sein, die Wirkung scheint nachgelassen zu haben. Wir begannen damals mit 4 mal eine halbe Tab, dann eine dreiviertel dann eine ganze, dann eine Tab und eine viertel---und dann schien es nicht mehr zu klappen.Nein. Eine pharmakologisch bedingte chronische Toleranz gibt es bei Methylphenidat (z.B. Ritalin) in den niedrigen Dosierungen nicht. Allerdings sollte man hellhörig werden, wenn die Dosis rasch gesteigert werden muss, bzw. sehr kurze Wirkzeiten (unter 2,5 h) vorliegen. Dann könnte es sein, dass nicht die Dopamin-Transporter (DAT) als Hauptangriffspunkt einer Methylphenidat-Therapie betroffen sind, sondern eher die Dopamin-Rezeptoren. Hier wirken offenbar besser Amphetamine oder bestimmte noradrenerg wirkende Antidepressiva.
Selbstverständlich muss aber regelmässig (mindestens jedes halbe Jahr) die richtige Dosierung der Medikation überprüft und ggf. angepasst werden, wenn die Kinder grösser werden bzw. sich auch die Anforderungen an ihre Hirnfunktionen z.B. in der Schule ändern.
Dennoch kann es ganz unterschiedliche Ursachen für eine scheinbar nachlassende Wirkung der Medikation geben:
Bis zu 60 % aller ADHS-Kids tricksen mit der Medikation bzw. nehmen sie garnicht ein... Natürlich können sie dann auch nicht richtig wirken.
2. Die Dosierungen sind falsch.
Sei es in der Höhe oder in den Dosierungsintervallen. Hier kann tatsächlich nur ein genaues Protokoll helfen. Wichtig ist zu beurteilen, ob die Probleme direkt nach der Einnahme (sprich zu hohe Dosis) oder aber am Ende der Einnahmezeit (also nach 3 bis 3,5 h) auftreten. Weitere beeinflussende Faktoren wie guter Schlaf, Essen etc. spielen auch eine Rolle. Tatsächlich kann die Einstellung recht lange dauern, zumal man auch unterschiedlichen Anforderungen an das Kind (z.B. Schuljahrswechsel, Ferien) etc mit beeinflussen muss.
3. Es liegen nicht bzw. nicht nur ADHS-Probleme vor.
Eine weitere Erklärung wäre natürlich, dass weitere Probleme vorliegen. Etwa eine Störung des Sozialverhaltens oder andere sekundäre Probleme wie eine depressive Symptomatik. ADHS kommt ja selten allein .
4. Kinder sind keine Maschinen.
Es ist ganz normal, dass Schwankungen der Aufmerksamkeit, Impulsivität oder auch Hyperaktivität auftreten. Zum Glück !!!! Diese ganz normalen Schwankungen sollte man nicht immer mit einer Medikamentenänderungen auffangen wollen (obwohl man ganz sicher die anderen Punkte berücksichtigen sollte).