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Abstrakt:
Panikattacken : Wie erleben Patienten einen Panikanfall bei der Panikstörung mit und ohne Agoraphobie
Frage:
Wie erleben Patienten eine Panikattacke / Angstanfälle?
Antwort:
Angst selber ist eigentlich schon eine ganz sinnvolle Sache, da es für die Betroffenen eine Alarmierung bzw. Warnreaktion auslösen soll. Eine Panikattacke selber erleben die Patienten aber als scheinbar willkürlich, so dass eben die Symptome der Panikstörung bzw der Angst fälschlich als Ausdruck einer körperlichen Erkrankung angesehen werden. Die verstärkte Aufmerksamkeit bzw. unzutreffende Beurteilung der Symptome führt dann dazu, dass sich ein Teufelskreis der Angst bzw. die Panik entwickelt. Damit ist gemeint, dass letztlich die Wahrnehmung von eigentlich normalen Reaktionen des vegetativen Nervensystems (Pulsanstieg, Schwitzen, leichtes Schwindelgefühl etc) wiederum mit Angst bzw. Unsicherheit bewertet wird und damit die innere Anspannung noch steigt bis dann Panikattacken ausgelöst werden.
Kennzeichnend für eine Panikstörung ist häufig das Vermeidungsverhalten, was dann zur sog. Agoraphobie führt. Aus Angst vor dem erneuten Auftreten der Panikattacke werden dann alle möglichen Situationen vermieden, die vom Patienten direkt oder indirekt mit dem Auftreten der Ängste bzw. Panikattacken in Verbindung gebracht werden.
Menschen, die erstmals eine Panikattacke bzw. Angstsymptomatik erleben, sind verständlicherweise dadurch hochgradig verunsichert und können die Beschwerden nicht einordnen.
In der Hoffnung und Erwartung, dass es sich um eine möglichst einmalige Episode handelt, versuchen sie aber häufig alle möglichen (und unwahrscheinlichen) Belastungen als mögliche Auslöser zu vermeiden und ihre körperlichen Funktionen "unter Kontrolle zu bekommen". Gerade diese verstärkte Selbstbeobachtung und die eigentlich abwägige Annahme, normale körperliche Reaktionen durch seine Gedanken bzw. verstärkte Kontrolle verhindern zu können, führt vielmehr zu einer Aufschaukelung und Zusamme der Beschwerden.
Frau M, 39 Jahre.
Es geschah ungefährt 3 Monate nach dem Tod meiner Schwiegermutter, die ich über ein halbes Jahr nach ihrem Schlaganfall gepflegt hatte. Ich wollte erstmals in den Urlaub nach Teneriffa fliegen. Mein Mann war derzeit beruflich sehr eingespannt und konnte nicht mitkommen. Wir hatten im Fernsehen noch einen Bericht über ein Flugzeugabsturz gesehen, was mich schon ziemlich verunsichert hatte. Am Abend vor dem Abflug hatte ich Magenschmerzen und ein flaues Gefühl im Bauch. Ich dachte mir zunächst nichts dabei, dann kam aber dieses starke Schwitzen und ich konnte kaum noch stehen. Mir wurde schumrig und ich dachte, ich falle gleich in Ohnmacht. Alles um mich herum wurde so unwirklich. Ich hatte nur noch Angst und spürte wie mein Herz in meinem Hals immer schneller und schneller schlug. Ich wollte nur noch, dass es aufhört und ich wieder bei klarem Verstand bin. Ich rief meinen Mann, aber er kam nicht. Ich hatte nur noch Panik. Als er dann endlich kam hat er den Notarzt gerufen. Der konnte aber nichts feststellen. Ich bin dann natürlich nicht in den Urlaub geflogen und bleibe jetzt auch lieber bei meinem Mann.
Herr K, 25 Jahre Versicherungsvertreter
Ich arbeite im Aussendienst bei einer Autoversicherung und war auf dem Weg zu einem Kunden auf der Autobahn unterwegs. Bei uns wird derzeit ordentlich gespart und wir kriegen mächtig Druck von der Leitung. Ich war schon zu spät, weil ich stundenlang im Stau auf der Autobahn gestanden hatte. Das Handy klingelte und ich erhielt eine SMS, dass ich mich bei meinem Chef im Büro melden solle. Aber ich konnte ihn dort nicht erreichen. Mir gingen tausend Gedanken durch den Kopf. Plötzlich wurde alles um mich herum so unwirklich. Ich konnte nicht mehr klar sehen und hatte Angst, die Kontrolle über den Wagen zu verlieren. Mein rechter Arm kribbelte und ich befürchtete einen Herzinfarkt zu bekommen. Der Hals schnürte sich zu und ich kriegte auch keine Luft mehr. Ich bin sofort auf den Seitenstreifen und habe angehalten. Ich konnte aber nicht mehr aussteigen. Ich dachte, jetzt hat es dich erwischt, gleich wirst du sterben. Keiner der Autofahrer hielt an und half. Es war zum verrückt werden.
Gemeinsam ist den Schilderungen von Angstpatientinnen, dass die Panikattacken scheinbar aus "heiterem Himmel" kommen und zunächst mit einer körperlichen Erkrankung in Verbindung gebracht werden. Das verwundert ja nicht, da die Symptome zunächst auf eine Beteiligung der Lunge, des Herzens oder ein drohender Schlaganfall hindeuten könnten. Zumindest, wenn man nicht gerade Mediziner ist....
An eine Angstattacke denkt man zunächst nicht, auch wenn es eben schon "attackenartig" auftritt. Typisch für Angst ist nun, dass ein sog. Vermeidungsverhalten folgt : Um dem Beklemmungsgefühl und den körperlichen Symptomen der Angstattacken zu entgehen, meidet man die Situationen, in denen die Attacke erstmals auftrat.
Selbstverständlich wird aber zunächst immer eine Diagnostik durch den Arzt hinsichtlich möglicher (aber eben unwahrscheinlicher) körperlicher Erkrankungen stehen. Dann aber wäre eine psychotherapeutische Behandlung der Angststörung angezeigt. Zurück zur Übersicht Angst- und Angststörungen in Web4health
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