Frage:
Was bedeutet Therapieresistenz bei Depressionen?
Antwort:
Längst nicht bei allen Patienten ist eine vollständige Rückbildung einer depressiven Episode im Rahmen einer medikamentösen und/oder psychotherapeutischen Behandlung zu erzielen. Bei etwa 1/5 der Patienten muss man mit (leichteren) anhaltenden Beschwerden rechnen.
Allerdings gibt es auch eine deutlich geringere Anzahl von Patientinnen und Patienten, bei denen die Behandlung zunächst zu keinerlei Besserungen führt. Eine ganz einheitliche Definition dieser Therapieresistenz gibt es nicht. Wichtig zur Beurteilung des Therapieeffektes ist aber auf jeden Fall:
Diese Frage bezieht sich auch auf die sog. Compliance, d.h. die Bereitschaft des Patienten die Medikation einzunehmen. Gerade aufgrund der negativen Gedanken und Überzeugungen sowie den häufig begleitend auftretenden körperlichen Beschwerden, die vom Patienten oder seinen Angehörigen aber eher als Nebenwirkung der Medikation angesehen werden, wird häufig die Medikation nicht oder nur unzureichend eingenommen.
Aber es gibt auch den Fall, dass Patienten eine Besserung ihrer Stimmung und des Antriebs bemerken und meinen, dass sie jetzt die Medikation nicht länger einnehmen müssten. Dies ist aber gerade bei den Depressionen eine falsche Vorstellung.
Leider ist es immer noch so, dass einige Ärzte sehr niedrige (und damit therapeutisch unwirksame) Dosierungen verordnen oder aber die Patienten selber aus Angst vor Nebenwirkungen eine zu geringe Menge (oder unregelmässige Einnahme) des Antidepressivum verwenden. Bei den heute zumeist eingesetzten Medikamenten zur Behandlung von Depressionen ist es aber wichtig, dass ein bestimmter Wirkspiegel (im Blut bzw. im Gehirn) des Medikamentes vorhanden ist. Bei zu niedriger Dosierung ist meist zwar tatsächlich mit anfänglichen Nebenwirkungen zu rechnen, aber kein Wirkeffekt zu erwarten. Wenn also keine ausreichende Wirkstoffmenge zur Verfügung steht, kann man auch nicht von Therapieresistenz sprechen.
In den ersten Tagen (bis zu 4 Wochen) ist häufig noch kein ausreichender therapeutischer Effekt bei der medikamentösen Therapie der Depressionen zu verzeichnen. Einige Patienten fühlen sich sogar manchmal "schlechter", da sie entweder unerwünschte medikamentöse Effekte haben oder aber einen besseren Zugang zu ihren depressiven Gefühlen und Gedanken haben.
Für die Behandlung ist es wichtig, nicht vorschnell die Antidepressiva zu wechseln.
Von Nichtansprechen oder Therapieresistenz sollte erst dann gesprochen werden, wenn ein Patient nach 4 Wochen einer ausreichend hoch dosierten Behandlung kein Effekt hatte. Eine Therapieresistenz liegt vor, wenn 2 verschiedene (d.h. mit unterschiedlichem Wirkungsprinzip) Antidepressiva wirkungslos bleiben.