Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

Persönlichkeit und Persönlichkeitsstörung

Geschrieben von: Tasja Klausch
Erstfassung: 2005-04-04. Geändert: 2014-11-22.

Abstrakt:

Persönlichkeitsstörungen sind durch schwere zwischenmenschliche Probleme und Verhaltensmuster gekennzeichnet, die besonders bei Angehörigen der Patienten zu Leidensdruck führen.

Frage:

Was ist eine Persönlichkeitsstörung? Welche unterschiedlichen Persönlichkeitsstörungen gibt es?

Antwort:

Persönlichkeitsstörung - Definition

Persönlichkeitsstörungen sind durch schwere zwischenmenschliche Probleme und Verhaltensmuster gekennzeichnet, die besonders bei Angehörigen der Patienten zu Leidensdruck führen.

 

1. Was ist Persönlichkeit?

Ausdruck charakteristischer Verhaltensweisen und Interaktionsmuster einer Person, die ueber Zeit und Situation fortdauern.

 

2. Was ist eine Persönlichkeitsstörung?

 

Personen mit einer Persönlichkeitsstörung zeigen bestimmteMuster von innerem Erleben und Verhalten, die deutlich von der Mehrheit der Bevölkerung abweichen. Diese Abweichungen zeigen sich im Wahrnehmen,Denken, Fühlen und in den Beziehungen zu anderen. Die Muster sind stabil zeigen sich in verschiedenen Situationen.

Es ist zu beachten, dass die Uebergänge zwischen sozial akzeptierten und nicht akzeptierten Abweichungen fliessend sind. Was eine Extremvariante bzw. Störung ist kann z.B. von der Kultur abhängig sein. D.h.was eine Störung ist, hängt erheblich von der Wahrnehmung und Bewertung von Aussen ab. Daher ist es besonders wichtig, dass man zwischen einem Persönlichkeitsstil und einer Persönlichkeitsstörung unterscheidet.
Zu jeder Persönlichkeitsstörung gehört deshalb die anhaltend"übersteigerte" Ausprägung einer normalen menschlichen Eigenschaft, der Persönlichkeitsstil. Zudem geht man davon aus, dass sich bei einer Persönlichkeitsstörung bestimmte Schemata entwickelt haben, die im Leben der betroffenen Person einen "Sinn" zum Schutz in zwischenmenschlichen Belastungssituationen (Interaktionsstörungen) entwickelt haben.

Persönlichkeitsstil Persönlichkeitsstörung
gewissenhaft, sorgfältig

zwanghaft / ananakastisch

(Anm.:Einezwanghafte Persönlichkeitsstörung ist nicht dasselbe wie eine Zwangsstörung)

ehrgeizig,selbstbewusst Narzistisch
expressiv, emotional histrionisch
wachsam,misstrauisch paranoid
sprunghaft,spontan borderline
anhänglich, loyal dependent
zurückhaltend, einsam schizoid
selbstkritisch, vorsichtig ängstlich-selbstunsicher
ahnungsvoll, sensibel schizotypisch
abenteuerlich, risikofreudig dissozial

Eine Persönlichkeitsstörung liegt nur dann vor, wenn die Eigenschaften oder Merkmale der Person zu subjektiven Leiden fuehren oder erhebliche soziale Beeinträchtigung nach sich ziehen, dh. dass die Umgebung unter den Symptomen leidet (wie z.B. bei antisozialem Verhalten, Kriminalität).Eine Person, die trotz ihres sehr ausgeprägten, vielleicht sogar auffälligen Persönlichkeitsstils sozial stabil, nicht leidend und im sozialen Umgang für seine Mitmenschen nicht ausgeprägt belastend ist, hat keine Persönlichkeitsstörung.


3. Welche Persönlichkeitsstörungen gibt es?

Um die Beschreibung und Interpretation psychischer Störungen weltweit zu vereinheitlichen gibt es Diagnose- bzw. Klassifikationssysteme.
Momentan liegen zwei gängige Klassifikationssysteme fuer psychische Störungen vor:

Die von der Weltgesundheitsorganisation herausgegebene International Classification of Diseases (ICD-10) und das Klassifikationssystem derAmerikanischen Psychiatrischen Vereinigung (APA), das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-IV).

(Fuer nähere Informationen siehe "Klassifikation von psychischenStörungen (ICD-10 und DSM-IV)")


ICD-10 und DSM-IV unterscheiden folgende Persönlichkeitsstörungen(PS):

ICD-10: DSM-IV:
  • Paranoide PS
  • Schizoide PS
  • Schizoide PS
  • Schizotype PS
  • Dissoziale PS
  • Antisoziale PS
  • Emotional instabile PS
    • Impulsiver Typ
    • Borderline Typ
  • Histrionische PS
  • Anankastische [zwanghafte] PS

(Anm.:Eine zwanghafte Persönlichkeitsstörungist nicht dasselbe wie eine Zwangsstörung)

  • Ängstliche (vermeidende) PS
  • Abhängige (asthenische) PS
  • Dependente PS
  • Sonstige spezifische PSen
    • exzentrisch
    • Haltlos
    • Narzisstisch
    • passiv-aggressiv
    • psychoneurotisch
    • psychoneurotisch

4. Behandlung bei einer Persönlichkeitsstörung

Es ist quasi Bestandteil der Diagnose Persönlichkeitsstörung, dass für die Betroffenen zunächst ihr im zwischenmenschlichen Verhalten unangemessenes Verhalten selber völlig normal und angemessen erscheint. Das Gefühl einer Beeinträchtigung bzw. Leidensdruck ist meistens eher vage und diffus.

Meistens stehen entweder Klagen über die Reaktionen der anderen Menschen im Vordergrund ("Mobbing") oder aber depressive Symptome, Ängste, Aggressivität oder andere Formen des Impulskontrollverlustes (z.B. im Suchtbereich), die begleitend bzw. als Folge der Persönlichkeitsstörung im Vordergrund zu stehen scheinen.

Dies macht die Therapie schwierig, da die Patienten selber zunächst keine wirkliche Veränderungsmotivation haben, ja Veränderung als Bedrohung ansehen. Wird doch daher ihr bisher scheinbar gut funktionierendes Schutzsystem in Frage gestellt. Daher arbeiten Patienten mit einer Persönlichkeitsstörung zunächst eher an der Beibehaltung ihrer Verhaltensmuster und blockieren die Bemühungen des Therapeuten bzw. erleben die Therapie als Angriff oder Unverständnis.

Häufig sind es Angehörige von Patienten mit einer Persönlichkeitsstörung, die Druck in Hinblick auf eine Therapie ausüben. Nicht der Patient hat also hier den Leidensdruck, sondern meistens das Umfeld ! Zweifelos kann es für einen Ehepartner ausgesprochen schwierig sein, mit einem Menschen mit einer entsprechenden zwischenmenschlichen Störung zu leben

Kennzeichen einer Persönlichkeitsstörung ist es gerade, dass eben die Kommunikation bzw. die Interpretation von Äußerungen von anderen Personen einseitig nach den typischen Schemata der Persönlichkeitsstörung fehlgedeutet wird und so z.B. auch die Beziehung zum Therapeuten häufig durch diese Störung geprägt bzw. gestört ist.

Andererseits kann man gerade die therapeutische Beziehung als "geschützten Übungsraum für neue Erfahrungen" bzw. Überprüfung bisheriger Schemata nutzen.


Wesentliches Ziel ist es daher in der Therapie der Persönlichkeitsstörungen zunächst ein gutes therapeutisches Verhältnis zwischen Patient und Psychotherapeut zu entwickeln und Motivation und Mut zur Veränderung der bisherigen Verhaltensstereotypien zu entwickeln.

Daneben geht es häufig eben auch um die Behandlung der zunächst für den Patienten vorrangingen Begleitssymptome wie Depressivität, Ängste oder Unruhe und Aggressivität.

Daher wird die Behandlung häufig sowohl die Psychotherapie wie auch Medikamente einschliessen.


a) Pharmakologische Behandlung (Medikamente) bei Persönlichkeitsstörung


Es gibt keine Standardtherapie mit Medikamenten für die Therapie einer Persönlichkeitsstörung. Die begleitend auftretenden psychischen Beeinträchtigungen werden symptomatisch mit ganz unterschiedlichen Formen von Medikamenten therapiert.

Relativ häufig sieht man eine Mischung verschiedener Beschwerden mit Ängsten, Stimmungsschwankungen oder depressiven Symptomen. Hier hat sich bei einer Gruppe von Patientinnen die Medikation mit selektiven Serotonin Wiederaufnahmehemmern bewährt.

Beispiele für Symptome im Zusammenhang mit Persönlichkeitsstörungen, bei denen Antidepressiva vom Typ der SSRI eingesetzt werden können :

Atypische Neuroleptika

Phasenprophylaktika, Antikonsulviva (Lithium, Carbamazepin, Valproat)

Benzodiazepine




b) Psychotherapie


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