Schlafentzug bei Depressionen
Geschrieben von: Martin Winkler
Erstfassung: 18 Jun 2003.
Geändert:
04 Feb 2008.
Abstrakt:
Schlafentzug (totaler Schlafentzug, partieller Schlafentzug) ist eine nebenwirkungsarme Möglichkeit zur kurzfristigen Besserung bei Depressionen.
Frage:
Was ist eine Wachttherapie bei depressiven Störungen?
Wie läuft ein Schlafentzug in der Behandlung der Depression ab?
Antwort:
Schlafentzug bei Depressionen
Ein gestörtes Schlafmuster und Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen gehört zu den ganz typischen Beschwerden einer depressiven Störung. Dies gilt besonders bei den Formen der Depression, die stärker mit einer biologischen Disposition (Veranlagung) für wiederkehrende oder chronisch verlaufende depressive Episoden einhergehen oder aber z.B. eine jahreszeitlichen Verlauf aufweisen. Andererseits können Schlafmangel bzw. ungünstige Schlafbedingungen sicher auch akute Krankheitsphasen einer Reihe von psychischer Erkrankungen (z.b. Bipolarer Störungen, Schizophrenie) auslösen.
Daher mag es zunächst überraschen, dass man als eine nicht-medikamentöse Therapiemöglichkeit einen gezielten Schlafentzug (Wachtherapie) in die Behandlung von Depressionen einbinden kann. Durch die Veränderung im Schlaf-Wach-Rhythmus werden im Gehirn Veränderungen der Botenstoffe (Neurotransmitter) veranlasst, die sich positiv auf die Stimmung und Aktivität auswirken können und damit einen therapeutischen Effekt bei Depressionen haben können.
Bei einem Schlafentzug wird entweder ein
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totaler Schlafentzug für eine ganze Nacht
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oder ein partieller Schlafentzug in der zweiten Nachthälfte (ab ca 1 Uhr durchgeführt.
Weitere Formen wären "phase advance" = Vorverschiebung des Schlaf-Wach-Rhythmus um ca 6 Studen oder der alleinige REM-Schlaf-Entzug (allerdings nur unter kontrollierten Bedingungen eines Schlaflabors möglich).
Am nächsten Tag soll der Patient übliche Aktivitäten ausüben, sich aber nicht tagsüber zum Schlaf hinlegen sondern normal abends zu Bett gehen. Die Patienten müssen also sowohl während des Tages wie auch in den Abend- und Nachtstunden wach (und beschäftigt) bleiben. Hierzu wird in Kliniken häufig ein besonderes Beschäftigungsprogramm angeboten. Auch wenn es für viele Patienten zunächst eine Überwindung darstellt ein solches Programm wahrzunehmen, so stellen sie doch nach einigen Malen fest, dass eine deutliche Stimmungsbesserung eintritt. Nur bei etwa 10 bis 20 % der Patienten bleibt diese Besserung aus.
Leider hält die Wirkung meist nur wenige Tage an, so dass man ein- bis zweimal wöchentlich eine solche Behandlung durchführt. In aller Regel wird man sie mit weiteren psychotherapeutischen und medikamentösen Behandlungsmassnahmen kombinieren.
Auch wenn das Grundprinzip des Schlafentzuges recht simpel klingt, sollte doch der Therapeut genau die Indikation (Sinn oder mögliche Gegenanzeigen) prüfen. Für schwer depressive Patienten ist häufig die Teilnahme an den Gruppenaktiviäten in der Nacht (z.B. Kochen, Handarbeiten, gemeinsame Spiele) bereits eine gewisse Überforderung). Andererseits habe ich viele Patienten erlebt, die unter einem Schlafentzug eine sehr positive Wirkung hatten und die sehr gerne an diesem zusätzlichen therapeutischen Angebot der Klinik teilgenommen haben.
Sie hätten sich daher neben einer Tagesklinik (ambulante bzw. teilstationäre Behandlungsmöglichkeit einer psychiatrischen Einrichtung) auch eine spezielle "Nachtklinik" gewünscht.
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