Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

Gefuehl der Gefuehllosigkeit bei Depressionen - Innere Leere fühlen

Geschrieben von: Dr Martin Winkler
Psychosomatik Saale Klinik 1
06628 Bad Kösen
Erstfassung: 2004-01-05. Geändert: 2014-10-24.

Abstrakt:

Was ist das Gefühl der Gefühllosigkeit und innere Leere bei Depression

Frage:

Was ist mit dem Gefühl der Gefühllosigkeit bei Depressionen gemeint?
Warum spüre ich keine positiven oder negativen Gefühle mehr?
Ich leide seit einigen Wochen unter einer Depressionen. Seither kann ich mich über nichts mehr freuen, kann aber auch überhaupt keine negativen Gefühle mehr wahrnehmen oder traurig sein. Ich fühle mich nur noch leer. Selbst meiner Frau gegenüber kann ich keine Emotionen mehr zeigen. Was ist mit mir los?

Antwort:

Innere Leere und Gefühl der Gefühllosigkeit

Ein wesentliches Merkmal bzw. Leitsymptom der Major Depression kann der Verlust der Gefühle bzw. der normalen Fähigkeit Freude oder Traurigkeit (und natürlich jegliche andere Gefühle) zu spüren oder angemessen zu zeigen. Einige Patienten sprechen dabei vom "Gefühl der Gefühllosigkeit", das sie als innere Leere und Unfähigkeit zum Ausdruck eigener Gefühlsregungen (Emotionen) beschreiben.

Gerade in der Beziehung zu nahen Angehörigen kann dies als besonders belastend für beide Seiten relevant werden. So zweifeln depressive Patienten mitunter an Gefühlen, die sie zuvor ihrem Lebenspartner oder Kindern selbstverständlich gegenüber hatten. Aber auch jeglicher Versuch der Aufmunterung oder eine kleine Freude (z.B. ein Spaziergang, Bilder von den Kindern oder Haustieren) scheinen so überhaupt keine Gefühlsregung mehr zu erzeugen.

Häufig genug fühlen sich die Patienten also innerlich eingebunden ("wie in einer Mauer") und man kann häufig dies an einem starren bzw. salbenartigen Gesichtsausdruck auch äußerlich sehen.

Einigen meiner Patienten gegenüber habe ich versucht, diese Symptomatik mit folgendem Modell zu verdeutlichen:

Es ist also recht typisch, dass sogar zu Beginn einer Therapie (sei es medikamentös oder aber bei einer psychotherapeutischen Behandlung) scheinbar erst Symptome einer depressiven Verstimmung "auftreten". Dies sind dann aber keinesfalls Zeichen einer Nebenwirkung der Therapie, sondern der Beginn der Veränderung, da sich jetzt die Depression langsam lösen und verändern kann.

Wenn ein Gefühl der Entfremdung zur Umwelt bzw. der eigenen Person (sog. Derealisations- oder Depersonalisationserleben) zusätzlich zur Inneren Leere besteht, so ist auch an das Vorliegen von zusätzlichen traumatischen Ursachen für die Depressionen bzw. psychische Problematik zu denken.
Das Gehirn wird dann quasi eine Art Schutzmechanismus aktivieren, bei dem eben jegliche schmerzhaften Gefühle und Wahrnehmungen ausgeblendet werden. Hier kann dann eine gezielte Psychotherapie erforderlich sein, um wieder in das Erleben von Gefühlen zu kommen.

Mehr Information zu Depressionen bzw. dem Gefühl der Gefühllosigkeit und inneren Leere