Alluminiumchlorid als Mittel gegen Achselschweiss. Was hilft gegen krankhaftes Schwitzen?
Gechrieben von:
Dr Martin Winkler
Erstversion: 2011-09-13.
Letzte Änderung: 2015-04-03.
Frage:
Wie wirkt Alluminichlorid bei Hyperhidrose / starkes Schwitzen?
Was ist Alluminiumchloridhexahydrat? Welche Mittel und Medikamente empfiehlt man bei Achselschweiss?
Antwort:
Achselschweiss: Was tun bei zu starkem Achselschweiss? Wie wirkt Alluminiumchlorid bei Schwitzen?
Therapie Hyperhidrosis / Achselschweiss mit Alluminiumsalzen / Antiperspiranzien
Für die Therapie bei zu starkem bzw. kranhaftem Achselschweiss (medizinzisch als Hyperhidrosis axillaris) bezeichnet, gibt es ein Stufenschema für Hyperhidrose. Dieser Therapiealgorhythmus setzt je nach Beschwerden ein abgestuftes Vorgehen aus sog. konservativen (d.h. ohne Operation) und eben chirurgischen Maßnahmen ein.
1. Lokale = topische Behandlung bei Achselschweiss mit Alluminiumsalzen
Als topische = konservative Therapie bezeichnet man sog. Antiperspiranzien, die eine Schweissreduktion erzielen sollen. Im Gegensatz zu einem Deodorant wird also nicht nur der belästigende Geruch des Achselschweiss überdeckt, sondern eine Minderung der Schweissproduktion bzw. Freisetzung der ekkrinen Schweissdrüsen angestrebt.
Wie wirken Alluminiumsalze bei starkem Schwitzen / Achselschweiss?
Fast alle diese Mittel für die topische Anwendung werden Alluminiumsalze (meist Aluminiumchloridhexahydrat) enthalten. Diese Salze verursachen einen Verschloss bzw. Verstopfen der Ausflussgänge der Schweissdrüsen, indem sie in den Gang hineindiffundieren und dann eine Art Verschluss durch einen Komplex aus dem Alluminiumsalz und den Mukopolysacchariden des Schweiss bilden. Bei längerer Anwendung sollen dann die Schweissdrüsen atrophieren, d.h. weniger werden.
Wie unterscheiden sich jetzt die einzelnen Antiperspiranzien / Mittel bei Achselschweiss?
Im Prinzip haben alle gängigen Mittel gegen Achselschweiss Alluminium als Bestandteil. Die frei verkäuflichen Antiperspiranzien haben meistens eine Konzentration von 1 bis 2 %, in Arzneimitteln (auf Rezept des Arztes) ist Alluminiumchlorid in einer Konzentration von 10 bis 25 Prozent enthalten.
Dabei ergibt sich das Problem, dass je höher die Konzentration eben auch mehr Hautreizung bzw. unerwünschte Effekte (auch an der Kleidung) auftreten können. Die Verträglichkeit in Form von Hautmissempfindungen , brennende oder auch stechende / kribbelnde Missempfindungen sind gerade für die Daueranwendung natürlich wichtig.
Wie lange muss man Antiperspiranzien mit Alluminiumchloridhexahydrat anwenden?
In aller Regel wird man empfehlen, die Präparate abends über 2 bis 5 Minuten einwirken zu lassen. Dabei sollte man sich auf eine Behandlungsdauer von mehreren Wochen bis Monaten einstellen, um Erfolge dauerhaft zu haben. Zunächst wird man eine tägliche Anwendung empfehlen, die dann schrittweise auf alle 2 bis 3 Tage bis zu einmal wöchentlich verändert bzw. reduziert wird.
Wie muss man die Mittel gegen das Schwitzen auftragen?
Hier sollten sie sich natürlich mit dem Arzt absprechen. Aber in aller Regel ist nur ein dünnes, dafür aber eben regelmässiges Auftragen des Mittels erforderlich. Zielsetzung ist ja nicht das Austrocknen über das Alluminium , sondern das Verstopfen der Ausführungsgänge. Dies gelingt auch mit kleinen Mengen.
Welche Erfolgswahrscheinlichkeit gibt es bei der Behandlung der Hyperhidrose mit Alluminiumchlrorid?
Grundsätzlich kann man häufig innerhalb der ersten Woche eine deutliche Abnahme der Schweissbildung sehen. In 80-90 Prozent der Fälle mit starkem Achselschweiss bzw. starkem Schwitzen erreicht man über die topische (lokale) Therapie mit Antiperspiranzien einen Erfolg.
Welche Nebenwirkungen treten bei Alluminiumcholorid auf?
Viele Patienten klagen in den ersten Tagen über eine Hautreizung bzw. unangenehmes Jucken. Dies verschwindet aber sehr häufig. Seltener tritt eine Rötung bzw. sog. Dermatitis auf, die dann ggf. zu einem Wechsel auf ein verträglicheres Präparat führen muss.
Verursachen Mittel gegen Schwitzen Krebs?
Im Internet halten sich ja gerne Gerüchte und für die Betroffenen ist dann die Verunsicherung bei den verschiedenen Angaben und Argumenten gross. Eines dieser Gerüchte bzw. Behauptungen bezieht sich auf die mögliche Auslösung von Brustkrebs durch Mittel gegen Achselschweiss. Verursachen nun Antiperspiranzien wie Alluminiumchlorid Krebs?
Angeblich würden entweder die Alluminiumsalze den Brustkrebs verursachen oder aber angeblich die "Entgiftung des Körpers" über den blockierten Schweissabfluss so gestört sein, dass sich ein erhöhtes Karzinomrisiko ergeben könnte. Oder aber das Rasieren der Achselhöhle würde nun wiederum eine Eintrittsstelle für Gifte oder Bakterien oder aber "gefährliche" Inhaltsstoffe der Deodorants oder Antiperspirantien sein.
Wieso hält sich das Gerücht dass Antiperspiranzien Krebs auslösen könnten?
Logischerweise sehen viele Betroffene einen Zusammenhang, weil es schlicht und ergreifed eine räumliche Nähe zwischen den Achselhöhlen und der Brust gibt. Zudem sind ja die Achselhöhlen eine Lymphstation, d.h. im Falle eines Krebsbefalls wären auch häufig Lymphknoten als Abflussregion der Brust involviert.
Nun liest man wiederum, dass Brustkrebs besonders in den Industrienationen häufig sei, in denen wiederum ein vermehrter Gebrauch (und Werbung) für Deodorants und Mittel gegen Achselschweiss besteht.
Was sagen Krebsexperten dazu
Gegenwärtige Auffassung unter Experten für Mamma-Carcinome (Brustkrebs) ist, dass Sie keinen Zusammenhang zwischen starkem Schwitzen bzw. Mitteln gegen Achselschweiss und Brustkrebsrisiko sehen. Wenn es überhaupt einen Zusammenhang geben würde (z.B. aufgrund der Inhaltsstoffe Alluminiumchlorid oder Parabene), so wäre dieser im Vergleich zu anderen Risikofaktoren (speziell auch die angeborene Veranlagung) vernachlässigbar klein.
Zudem ist es ja so, dass medizinisch bzw. kosmetisch eingesetzte Präparate eine umfangreiche Sicherheitsprüfung unterlaufen müssen. Hier hat sich ebenfalls kein erhöhtes Risiko gezeigt.
Eine Studie an über 800 Frauen in den USA untersuchte den Zusammenhang von Antiperspirantien und Deodorants und der späteren Entwicklung von Brustkrebs. Hier ergab sich gegenüber einer Kontrollgruppe von ebenfalls fast 800 Frauen kein erhöhtes Risiko (Journal of the National Cancer Institute 2002;94:1578�80)
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Welcher Arzt ist bei starkem Schwitzen zuständig?
In aller Regel wird man zunächst bei seinem Hausarzt oder einem hausärztlich ausgerichteten Fachartzt für innere Medizin gut aufgehoben sein, um die Anamnese und eine Grunduntersuchung durchführen zu lassen. Dann wird ggf. eine weitere fachärztliche Untersuchung hilfreich sein. Einige Fachärzte und Ambulanzen für Hautkrankheiten (Dermatologie) haben sich auf Hyperhidrosis = Fachausdruck für starkes Schwitzen spezialisiert
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