Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

Depressionen bekämpfen ? Reicht es sich mehr zusammen zu reissen?

Geschrieben von: Martin Winkler
Erstfassung: 2004-01-07. Geändert: 2014-11-22.

Abstrakt:

Muss man gegen Depressionen ankämpfen? Hilft Zusammenreissen bei Depressionen ?

Frage:

Wie kann ich gegen meine Depression kämpfen? Wie werde ich meine Depressionen sofort wieder los? Ich kann mir keine Depression leisten, was kann ich tun?

Antwort:

Bei einem Teil der Patienten mit einer depressiven Störung oder Dysthymie erlebt man sehr rigide und extreme Ansichten und Selbsteinschätzungen. Dabei fallen dichotome Denkmuster auf, d.h. ein Schwarz-Weiss-Denken, so dass es nur ein Alles-oder-Nichts prinzip gibt.

Leider wird dann auch von einigen Angehörigen oder sogar Therapeuten mehr oder weniger vermittelt, man müsse sich nur ein wenig mehr zusammenreissen, damit man aus der Depression komme. Einfach mal aktiv werden.

Leider ist dies aber eine gefährliche Idee, die nicht selten die Verzweifelung eines Patienten mit Depressionen noch verstärkt. Zusammenreissen bei einer Depression hat man schon lange genug versucht, was dann letztlich die Depression noch verstärkt und früher oder später in Selbstmordgedanken und -versuche münden könnte.

Ein Beispiel:

Eigentlich liegt es bei einer solchen Anhäufung von Belastungsfaktoren (Todesfall in der Familie, zusätzliche Belastungen am Arbeitsplatz, höhere Anforderungen) recht nahe, an eine Überforderungssituation zu denken. Dies ist für die Angehörigen und den behandelnden Arzt recht offensichtlich, so dass sie eine "Auszeit" bzw. eine Phase der Erholung empfehlen.

Der Patient selber sieht dies aber völlig anders. Geprägt durch depressive Denkmuster und Bewertungen ergibt sich für ihn eine völlig andere Sichtweise. Die Depressionen wird weitestehend geleugnet bzw. ignoriert. Bestehende Probleme werden als eigene Schwäche bzw. Inkompetenz bewertet (fehlerhafte Kausalität der Ereignisse).

Tatsächlich könnte der Arbeitsplatz von Herrn L. in Gefahr sein. Die grösste Gefahr würde aber zweifelos davon ausgehen, dass keine adäquate Behandlung der Depression stattfindet. Dies würde sicher zur Arbeitsunfähigkeit bzw. langfristig sogar zur Erwerbsunfähigkeit führen.

Könnte die Depresssion nicht auch als "erzwungene Auszeit" zu verstehen sein? Eine Phase, in der man einmal über die eigene Lebenssituation, Wünsche und Bedürfnisse nachdenken kann und sollte?

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