Angst vor dem Alleinsein - Gewalt in der Beziehung

Gechrieben von: Martin Winkler

Erstversion: 17 Okt 2004. Letzte Änderung: 17 Okt 2004.

Frage:

 Was kann man bei Angst vor dem Alleinsein machen?
Wieso kann ich meinen Partner nicht verlassen, obwohl er mit Gewalt und Verletzungen in der Beziehung mit ständig quält?

Antwort:

Sie schreiben, Sie haben keine richtige Familie. Möglicherweise sind somit auch schlechte Erfahrungen in ihrer Kindheit ein wesentlicher Grund, weshalb sie so reagieren und Angst vor dem Alleinsein haben. Für sie scheint es schwieriger zu sein, verlassen zu werden bzw. ihren "Partner" zu verlassen, als Gewalt und Demütigungen zu erleiden. Möglicherweise auch, weil sie mit dieser Art von Schmerz vermeindlich besser umgehen können, da es ein bekanntes Leiden und alte Erfahrungen entspricht.

Sie können die Angst nicht bekämpfen. Ein Kampf ist immer ein falscher weg. Aber sie könnten sich weiter entwickeln, um mehr Selbstbewusstsein und alte Stärken wieder zu entdecken. Derzeit werden sie sehr schlecht über sich und ihre Fähigkeiten denken. Zudem kommen sicher rein wirtschaftliche Sorgen bzw. Bedenken, wie es im Falle einer Trennung weitergehen sollte. Möglicherweise auch Angst vor Gewalt durch ihren Partner. Es gibt sehr viele Gründe, warum Frauen in gewaltgeprägten Beziehungen verharren.

Sie zu fragen, warum sie bei ihm bleiben, wäre also müssig. Sie sollten sich aber überlegen, wer sie unterstützen und vorbereiten könnte, eine Trennung und Befreiung aus dieser Situation mit zu realiseren.

Zunächst einmal sollten sie sich an Beratungsstellen für Frauen mit Gewalterfahrung bzw. eine Sozialberatung an ihrem Heimatort wenden. Hier gibt es jede nur denkbare Unterstützung, die von dem Gesprächsangebot bei einem Tee oder Kaffee bis hin zu Unterstützung bei Formularkrieg oder wirtschaftlichen und rechtlichen Fragen reicht. Schliesslich und endlich natürlich auch bis zur konkreten Trennung oder vorrübergehender Unterkunft in einem Frauenhaus. Wichtiger erscheint mir aber, ein offenes Ohr und emotionale Unterstützung. Sie sind ganz sicher nicht allein und vielen Frauen geht es ähnlich wie ihnen. Es gibt sicher keinen Grund sich dafür zu schämen.

Weitere Anlaufstelle könnte ihr Hausarzt sein. Mit ihm könnte man überlegen, ob eine Psychotherapie oder aber auch eine Rehabilitationsmassnahme / Kur angezeigt wäre. Mit einigem Abstand von zu Haus könnten sie neue Stärken entwickeln und über ihre Situation mit Unterstützung von Fachleuten nachdenken.

Vielleicht gibt es aber auch eine gute Freundin oder Bekannte, die sie in dieser schwierigen Situation unterstützen könnten.

Im Rahmen einer ambulanten Psychotherapie könnten sie dann hinterfragen lernen, ob sie wirklich allein nicht "lebensfähig" wären. Wahrscheinlich würden dann jede Menge Stärken bei Ihnen deutlich werden, die bisher noch im Verborgenen schlummern. Es lohnt sich, diese zu entdecken. Aber es gehört auch viel Mut dazu, den ersten Schritt zu einer Veränderung zu machen.

Gewalt in Beziehungen - aggressive Partner

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