Was ist die kognitive Therapie (Verhaltenstherapie) bei Sucht / Abhängigkeitserkrankungen?
Antwort:
Kognitionen sind Gedanken bzw. Überzeugungen und Einstellungen, die das Verhalten, also auch in Hinblick auf Suchtmittel, bestimmen. Die kognitive Therapie wird dabei von Therapeuten durchgeführt, die eine spezielle Ausbildung in diesem Psychotherapieverfahren haben. Dabei wird dieses Therapieverfahren sowohl in Gruppen- und Einzeltherapien durchgeführt. Die einzelnen Therapiestunden dauern in der Regel 45-50 Minuten, in Gruppentherapien werden aber auch häufig 2 Behandlungseinheiten zusammengelegt.
Grundlage der Kognitiven Therapie (als ein Bestandteil der Verhaltenstherapie) ist die Erkenntnis, dass bestimmte immer wieder auftretende Gedanken und Überzeugungen (Schemata) wie ein immer wieder auftretendes Muster unser Verhalten im Alltag prägen. Bei psychischen Störungen lasssen sich somit auch sehr typische Gedanken und Einstellungen erkennen und zusammen mit einem Therapeuten schrittweise verändern.
Hierbei handelt es sich häufig um Gedanken, die die Abhängigkeit aufrechterhalten oder sogar noch verstärken und die Betroffenen davon abhalten, eine Änderung in ihrem Verhalten und Leben wirklich in Angriff zu nehmen.
Typisch ist dabei, dass man zunächst davon überzeugt ist, dass diese Gedanken allgemeingültig und zutreffend sind. Sie werden aber nicht (mehr) auf ihren wirklichen Wahrheitsgehalt und konkrete Berechtigung im Einzelfall überprüft, sondern automatisch als richtig angesehen.
Beispiele dieser Gedanken sind:
- Meine Abhängigkeit ist stärker als ich; Ich habe keine Kontrolle über meine Sucht
- Leute denken, daß ich ein Versager bin, weil ich abhängig bin
- Ich finde keine neuen Freunde, wenn ich mein Suchtverhalten ändere.
- Ich bin halt einfach eine schwache Person.
Im Verlauf der Therapie werden diese Gedanken zunächst identifiziert und auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Dann werden nach und nach sinnvollere (konstruktive) und positivere Gedanken aufgebaut.
Beispiele für entsprechende positive Gedanken wären:
- Ich weiss nicht, ob meine Abhängigkeit stärker als ich ist. Ich kann dies nur herausfinden, wenn ich mich voll und ganz auf eine Therapie einlasse.
- Ich weiss nicht, was die Leute so über mich denke. Ich weiss für mich selbst, dass ich kein kompletter Versager bin und durchaus auch Stärken habe. Die Sucht ist nur ein Teil von mir.
- Ich kann durchaus neue Kontakte und Freunde machen. Ich muss mir dafür nur ausreichend Zeit und Gelegenheiten geben.
- Ich arbeite an meiner Abhängikeitsproblematik und versuche, mein Leben wieder selber in den Griff zu bekommen. Schon allein deshalb bin ich kein Versager sondern stelle mich einer Herausforderung.