Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

Psychotische Depressionen - paranoide Ängste bei depressiven Patienten

Geschrieben von: Dr. Martin Winkler

Median Klinik Wismar

Erstfassung: 2003-08-19. Geändert: 2018-01-12.

Abstrakt:

Was ist eine psychotische Depression ?

Frage:

Was sind Merkmale einer psychotischen Depression?
Bei meiner Ehefrau ist seit mehreren Jahren eine endogene Depression bekannt. Besonders belastend sind Verfolgsungsängste, die sie in einer schweren depressiven Phase hat. Sie meint, sie wird von unbekannten vergiftet oder bespitzelt. Ist sie schizophren?

Antwort:

Depressive Störung mit psychotischen Merkmalen

Auch bei einer Depression kann es im Einzelfall dazu kommen, dass Merkmale einer Psychose dabei sind. In aller Regel handelt es sich um relativ klar abgegrenzte, dafür aber leider häufig auch wiederkehrende Episoden.

Eine derartige schwere Verlaufsform der Depression kann beispielsweise auch im Rahmen einer Wochenbettdepression bzw. im Wochenbett auftreten. , obwohl sie insgesamt eigentlich eher selten auftritt. Sie sollte auch sorgfältig von Mischformen einer sog. Schizoaffektiven Störung bzw. dem Auftreten von psychotischen Symptomen einer manisch-depressiven Störung abgegrenzt werden. Eine psychotische Depression weist eine Reihe von Merkmalen schwerwiegender psychiatrischer Syndrome auf.

In aller Regel wird man eine psychotische Depression daher in einer Psychiatrischen Klinik behandeln lassen.

 

Mermale bzw. Symptome dieser Depressionform mit psychotischen Symptomen

Typisch ist dabei, dass die betroffenen Patienten Überzeugungen und Denkverzerrungen über sich selbst und ihre Umwelt (oder Lebensgefährten) haben, die für Aussenstehende völlig bizarr und nicht realitätsbezogen sind. Man spricht dann auch von einem Wahn, d.h. diese Überzeugungen sind unverrückbar und gerade nicht durch durch langes Argumentieren der Angehörigen oder von Therapeuten und Ärzten zu widerlegen.

Typisch für die wahnhafte Störung im Rahmen der Depression sind gerade Themen wie Versündigung oder Verfolgung , manchmal auch Verarmung oder ähnliche Themen. Solche Gedanken bzw. wahnhaften Überzeugungen sind eben gerade nicht durch gutes Zureden oder Überzeugungsversuche zu verändern. Vielmehr leiden die Patienten ausgesprochen unter der Symptomatik mit Ängsten oder Verfolgungserleben, halten aber diese Angst für begründet und unveränderbar. So sind Patienten mit einer psychotischen Depression auch felsenfest davon überzeugt an einem Unglück oder sogar Kriegen oder Krankheitsepidemien (AIDS) schuldig zu sein, für die sie nun beim besten Willen nicht verantwortlich sein könnten.

 

Wahnhafte Symptome bei der psychotischen Depression

Oder sie sind wahnhaft überzeugt an einer tödlich verlaufenden Krankheit (z.B. Krebs) erkrankt zu sein und interpretieren dann Symptome der Depression wie z.B. Appetitminderung und Gewichtsverlust oder Magen-Darm-Veränderungen (Verstopfung) als „Beweis“. Sie können z.B. auch meinen, dass sie von anderen Menschen verurteilt werden oder aber eine besondere Herabsetzung und Bestrafung für Untaten oder Versündigungen verdienen müssten.

Halluzinationen im Rahmen einer Depression mit psychotischen Merkmalen

In Übereinstimmung mit diesen Wahnüberzeugungen können Stimmenwahrnehmungen (akustische Halluzinationen) die Patienten bedrohen oder beschimpfen oder sogar zum Selbstmord auffordern. Auch schreckliche optische Fehlwahrnehmungen (z.B. der Teufel) werden von dieser Patientengruppe berichtet.

Fehlende Krankheitseinsicht macht die Behandlung schwer

Naturgemäss werden diese Patienten nicht erkennen oder wahrhaben wollen und können, dass sie krank sind. Es besteht aber ein ganz erhebliches Risiko, dass sie durch Vernachlässigung von Essen und Trinken oder aber eine Eigengefährdung durch die psychotischen Denkstörungen und Halluzinationen zu Schaden kommen. Daher kann in solchen Fällen eine Krankenhauseinweisung (leider auch gegen den Willen der Patienten) erforderlich werden.

Rein rechtlich ist dies aber eben nur möglich, wenn eine ganz akute Eigengefährdung oder (seltener) eine Fremdgefährdung besteht. Im Zweifel sollte man sich mit den behandelnden Ärzten und / oder dem Sozialpsychiatrischen Dienst am Gesundheitsamt austauschen.

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