Panikstörung und Depressionen
Geschrieben von: Dr. Martin Winkler
Petros Skapinakis
Erstfassung: 2003-11-20.
Geändert:
2015-01-14.
Abstrakt:
Können Panikstörung und Depression gemeinsam auftreten
Frage:
Treten Panikstörungen und Depressionen gemeinsam auf?
Kann eine Depression nach einer Panikstörung entstehen?
Kann bei einer Depression auch eine Angststörung auftreten?
Antwort:
Ein gemeinsames / gemischtes Auftreten von Symptomen der Angst bzw. einer Depression sind eher die Regel als eine Ausnahme. Wenn man es sich genauer ansieht, findet man eine sog. Major Depression (also eine depressive Symptomatik über mindestens 14 Tagen) bei 50-65 Prozent der Patienten mit einer Panikstörung. Dabei scheint es häufiger so zu sein, dass eine Panikstörung einer späteren Depression vorausgeht. Nur bei etwa 1/3 der Fälle liegt erst eine Depression vor und es entwickelt sich dann später eine Panikstörung. In einigen Studien wird die Häufigkeit von Panikstörungen bei depressiven Patienten aber auch auf 37-54% angegeben. Die Häufigkeit der Patienten mit Panikstörungen, die mindestens einmal in ihrem Leben eine Depression haben, weisen in den Studien sehr grosse Schankungen zwischen 20 und bis zu 90% auf. Die meisten Experten gehen von einer Grössenordnung von etwa 50 Prozent auf.
Symptome beider Störungen können also zum gleichen Zeitpunkt auftreten. Selbstverständlich sind dann auch die diagnostischen Kriterien für beide Störungen erfüllt, so dass die Ärzte bzw. Psychologen formal auch sowohl eine Depression wie auch eine Angststörung diagnostizieren (was nicht unbedingt nun eine besonders schwere Symptomatik bedeuten muss).
Typische Merkmale der Angststörungen ist ja das Vermeiden von möglichen Auslösern bzw. Situationen, in denen schon einmal eine Panikattacke auftreten ist bzw. Panikattacken befürchtet werden. Die Agoraphobie ist manchmal nicht so einfach von dem depressiven Rückzugsverhalten zu trennen. Meistens beschreiben die Panik- und Angstpatienten aber eben die typischen Symptome der Angststörungen bzw. Panikattacken, die dann nachfolgend zur Depression im Sinne von Rückzug und Verlust von Freunden und sozialen Aktivitäten bzw. beruflicher Anerkennung führten.
Typische Anzeichen einer Panikstörung im Verlauf einer depressiven Episode können u.a.
- wiederholte Angstattacken (z.B. nachts oder morgens)
- Schwindelgefühle, Herzklopfen, Magenbeschwerden
- Unwirklichkeits- oder Entfremdungsgefühle
Andererseits können eben bei Patienten mit einer bekannten Panikstörung auch typische Merkmale einer Depression auffallen:
- Morgentief und Antriebsminderung
- Schlafstörungen (insbesondere frühmorgendliches Erwachen)
- Apathie, Lustlosigkeit, Energielosigkeit
- Gefühl der Gefühllosigkeit oder dauernde Leere
Für die Therapie der Panikstörung wird in aller Regel eine ambulante Verhaltenstherapie empfohlen. In schweren Fällen bzw. einem längeren Dauer kann aber auch eine stationäre Behandlung in einer psychosomatischen Klinik (z.B. Schön Kliniken in Bad Bramstedt etc) sinnvoll sein. Hier lernen die Betroffenen mit Angstgstörunen einerseits typische Symptome der Angst während einer Panikattacke nicht als Katastrophe oder medizinisch schwerwiegende Problematik einzuordnen, sondern vielmehr als eine mehr oder weniger normale Stressreaktion des Körpers auf unkontrollierbare bzw. belastende Situationen. Neben der Anleitung zur Selbstbeobachtungen wird dann über Protokolle das eigene Denken über die Angst, das eigene Gefühl, bzw. eben Symptome und Verhalten kontrollierbarer erlebt und in der Therapie dann über Konfrontation mit Angstauslösern eine Abnahme der Angstströungen erreicht. Hier wird dann häufig sowohl hinsichtlich der Panikstörung wie auch der Depressionen eine Besserung erreicht.
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