Selbstverstümmelung, Selbstschädigendes Verhalten, Jugendliche, die Sich selbst schneiden

Gechrieben von: Fabio Piccini, doctor and Jungian psychotherapist, in charge of the "Centre for Eating Disorders Therapy" at "Malatesta Novello" nursing home in Cesena. Works privately in Rimini and Chiavari. E-mail: and Gunborg Palme, certified psychologist and certified psychotherapist, teacher and tutor in psychotherapy.

Erstversion: 20 Jul 2005. Letzte Änderung: 20 Apr 2006.

Frage:

 Ich bin 16 Jahre alt, leide ich an Anorexie und wenn ich allein bin und mich traurig fühle, schneide ich mich selbst. Ich schäme mich, darueber zu sprechen. Was kann ich machen?

Antwort:

Du solltest dich nicht schämen: Du bist nicht die einzige, die aufgrund dieser Art von Problemen Hilfe sucht. Und die Tatsache, dass du hier diese Frage gestellt hast, zeigt, dass du etwas an deiner Situation verändern möchtest, was eine wichtige Voraussetzung dafuer ist, dass auch wirklich etwas passiert.

Der beste Rat, den ich dir geben kann ist, zu einem Arzt der sich mit Essstörungen auskennt oder einem Psychiater zu gehen, damit du mit einem kompetenten Spezialisten reden kannst, der dich versteht und dir helfen kann, diese Probleme zu lösen.

Du solltest dich nicht wegen deiner Schwierigkeiten oder Beeinträchtigungen in deiner Lebensphase schämen, da fast jeder Probleme im Leben hat und dein Wunsch, etwas zu verändern ein gutes Zeichen ist.

Wenn Menschen körperlich verletzt werden, spueren sie als erstes einen Schmerz, der ein Zeichen dafuer ist, die Ursache des Schmerzes zu beseitigen. In der Steinzeit allerdings war es häufig wichtig, weiterzukämpfen, um zu ueberleben. Daher stimuliert körperlicher Schaden auch die Produktion von Morphium ähnlichen Substanzen im Körper. Diese stimulieren das Belohnungszentrum im Gehirn in der gleichen Weise wie Nikotin, Alkohol oder Narkotika.

Das gleiche passiert, wenn du dich selbst schneidest. Das Belohnungszentrum im Gehirn wird stimuliert und du fuehlst dich fuer eine kurze Zeit besser. Du kannst vor deiner freudlosen Realität und den unerträglichen Gefuehlen in eine gluecklichere Gefuehlswelt fliehen. Auch Magersucht (Anorexie) kann in der selben Weise unangenehme Gefuehle unterdruecken. Hungern bewirkt die Produktion von Hormonen, die das Nervensystem in der selben Weise wie Amphetamine anregen.

Warum Anorexie und sich selbst zu verletzen schlechte Methoden sind, um sich gluecklicher zu fuehlen: Diese Methoden helfen dir, die Konfrontation mit deinen unerträglichen Gefuehlen zu vermeiden. Wenn du aber deine unangenehmen Gefuehle akzeptierst, kannst du deine Probleme angehen und sie schliesslich lösen. Indem du deine Probleme löst, wird dein Leben besser und du fuehlst dich gluecklicher.

Wenn du aber, statt deine Probleme in Angriff zu nehmen, einen kurze Gluecksmoment durch Selbstverstuemmelung, Anorexie, Bulimie oder Drogenmissbrach erzeugst, kannst du dich nur zeitweilig aufpuschen und kannst dich nicht weiterentwickeln. Dein Leben begibt sich dadurch in eine Sackgasse und das Resultat wird ein unbefriedigendes Leben und hässliche Narben an deinen Armen und Beinen sein.

Quellen