Was ist ein psychischer Befund ?
Was ist ein psychopathologischer Befund ?
Antwort:
Psychischer Befund / psychopathologischer Befund
Viele Menschen fragen sich, wie ein Psychiater oder ein Psychologe / Psychotherapeut wohl eine Beurteilung vornimmt, ob bzw. welche psychische Problematik wohl vorliegt. Dabei sprechen die Fachleute von der Erhebung eines psychischen Befundes oder auch vom psychopathologischem Befund.
Der psychische Befund soll eine Einordnung der Schilderung des Patienten in ein System psychischer Erkranungen ermöglichen. Es geht aber zunächst noch nicht darum, eine einzelne psychiatrische Erkrankung zu erheben, sondern sich einen systematischen Überblick über die psychische Verfassung des Patienten zu machen. Dabei setzen einige Psychiater bzw. Psychologen auch Fragebögen ein. Schwerpunktmässig wird der psychische Befund aber durch das Gespräch bzw. die Verhaltensbeobachtung erstellt.
Auch wenn es dafür nun kein allgemein verpflichtendes Vorgehen gibt, orientieren sich die meisten Kollegen am sog. AMDP-System, also einer Art Klassifikation von Besonderheiten, die man durch Beobachtung bzw. im Gespräch erfragt. Nicht alle Einzelheiten werden dabei immer gezielt angesprochen oder in einer Checkliste abgehakt. Vielmehr ist es eine Art Orientierung für die Dokumentation und Verlaufsüberprüfung des psychischen Befindens des Patienten.
Dabei gibt es meistens einen freien Teil, bei dem man zunächst die Patienten bzw. den Patienten sprechen lässt und sich selber einen Eindruck über den Inhalt, aber auch die Art (Form) der Beschwerdeschilderung macht. Hier sind dann offene Fragen wie beispielsweise: "Welche Bescherden führen Sie zu mir?" üblich.
Dann wird in einem zweiten Teil der Therapeut einige gezielte Fragen zu Symptomen bzw. Bescherden gestellt, die sich so noch nicht in der Fremdbeurteilung erschliessen lassen.
AMDP-System
für den psychopathologischen BefundEs gibt sicherlich zahlreiche mehr oder weniger standardisierte Fragebögen bzw. Methoden, die bei der Erstellung und Abfassung eines psychischen Befundes helfen können. Für den deutschsprachigen Raum ist das AMDP-System (Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie) häufig. Es ist ein Versuch, eine gewisse Standadisierung in der Erhebung und Dokumenation der psychiatrischen Untersuchung bzw. des Befundes beim Psychotherapeuten zu ermöglichen.
Zum psychischen Befund gehören dann u.a.
- Bewusstseinsstörungen (Bewusstseinsverminderung, Bewusstseinstrübung, Bewusstseinseinengung, Bewusstseinsverschiebung)
- Orientierungsstörungen (Zeitlich, örtlich, situativ Orientierung für die eigene Person)
- Aufmerksamkeit und Gedächtnis (Auffassungsstörungen, Konzentration, Merkfähigkeit, Gedächtnis, Konfabulation, Paramnesien)
- Formale Denkstörungen (gehemmt, verlangsamt, umständlich, eingeengt, perseveriende Denkstörung, Grübeln, Gedankendrängen, Ideenflucht, Vorbeireden, Gedankenabreissen, Gedankensperrung, Inkohärentes oder zerfahrenes Denken, Neologismen)
- Befürchtungen und Zwänge (Misstrauen, Hypochondrie, Phobie, Zwangsgedanken, Zwangsimpulse, Zwangshandlungen)
- Wahn
- Sinnestäuschungen
- Ich-Störungen
- Störungen der Affektivität
- Antriebsstörungen und psychomotorische Störungen
- Circadiane Störungen
- Andere Störungen (sozialer Rückzug, Umtriebigkeit, Aggressivität, Suizidalität, Selbstbeschädigung, Mangel an Krankheitsgefühl, fehlende Krankheitseinsicht, Ablehnung der Behandlung, Pflegebedürftigkeit
Zusätlich ist eine körperliche Untersuchung = somatischer Befund erforderlich bzw. es werden körperlich relevante Befunde aus anderen Bereich abgefragt Dazu gehören :
- Schlafstörungen
- Appetitstörungen (sog. Appetenzstörungen)
- Magen-Darm-Beschwerden
- Kardio-respiratorische Beschwerden wie Atembeschwerden, Herzklopfen, Herzdruck oder Schwindel
- Vegetative Beschwerden (Kopfdruck, Rückenschmerzen, Schweregefüh, Hitzegefühl, Frösteln oder sog. Konversionssymptome)
- Neurologische Symptome