Wie sollen sich Angehörige oder Freunde verhalten, wenn sie Selbstverletzungen eines Angehörigen mit Borderline-Störung bemerken?
Antwort:
Es kann also sehr wohl sein, dass Angehörige oder besonders nahestehende Freunde auf eine Problemsituation aufmerksam gemacht werden sollen. Es könnte also ein indirekter Wunsch nach Hilfe und Unterstützung damit verbunden sein, der direkt nicht angesprochen werden würde.
In so einem Fall kann es günstig sein, die Selbstverletzung möglichst zu ignorieren oder neutral und gelassen wie andere Probleme auch anzugehen. Sollte eine Wundversorgung erforderlich sein, so sollte die Patientin aufgefordert werden, diese bei einem Arzt oder einer chirurgischen Ambulanz durchführen zu lassen. Nach Abklingen der akuten Problemsituation sollte ein Gesprächsangebot gemacht werden, dass aber vielmehr problemzentriert die Ursachen für die Selbstverletzung zum Thema haben sollte.
Andere versuchen insbesondere durch dramatische Gesten oder aufmerksamkeitserregende Szenarien bewusst einen Schock-Effekt zu inszenieren. Dahinter kann einerseits ein Versuch stehen, mehr Distanz zu einer Person herzustellen. Nicht selten ist es aber auch für das bisherige negative Selbstbild ("ich kann von niemanden geliebt oder auch nur akzeptiert werden") zu bestätigen. Aber es kann noch eine ganze Reihe von weiteren Gründen geben.
Selbstverständlich ist es aber auch nur normal, wenn man geschockt bzw. hilflos reagiert und dies auch dem Patienten gegenüber ausdrückt. Gerade bei dramatischeren Selbstschädigungen sollte man deutlich machen, das damit die eigenen Grenzen überschritten und solches Verhalten nicht geduldet und ertragen werden kann.
Befindet sich die Person bereits in einer Therapie ist ein derartiges selbstverletzendes Verhalten auf jeden Fall in der nächsten Therapiestunde Thema!