Was passiert bei einer psychiatrischen Untersuchung ?
Wie wird ein psychiatrischer Untersuchungsbefund erstellt ?
Antwort:
Psychiatrische Untersuchung
Was gehört zu einer vollständigen psychiatrischen Untersuchung ?
Eine Untersuchung beim Psychiater sieht zunächst wie ein ganz normales Gespräch aus. Der Arzt wird zunächst in sehr offenen Fragen sich ein Bild von der aktuellen Beschwerdesymptomatik und der Entwicklung der Probleme machen.
Eine psychiatrische Untersuchung ist aber mehr oder weniger immer auf die Mitarbeit des Patienten angewiesen. Bei einigen psychiatrischen Störungen bzw. bei einer Einweisung gegen den Willen des Patienten ist dies nicht immer gegeben. Dann wird man zunächst über eine Beobachtung im Verlauf sich einen Eindruck verschaffen müssen.
Psychiatrische Untersuchung = psychiatrische Anamnese
Aktuelle Beschwerden
In der psychiatrischen Anamnese wird die aktuelle Krankengeschichte abgefragt. Dazu gehören die gegenwärtigen Beschwerden. Hier sollte man versuchen, die subjkektive Schilderung des Patienten bzw. auch eigene Erklärungen für die derzeitige Problematik mit zu erfassen.
Psychiatrische Vorgeschichte
Daneben gehört die psychiatrische Vorgeschichte mit in diesen psychiatrischen Untersuchungsabschnitt. Hier erfragt der Psychiater, ob man bereits in der Vergangenheit Kontakt zu Psychologen oder Psychiatern bzw. Klinikaufenthalte hatte. Auch unbehandelte psychische Vorerkrankungen bzw Probleme gehören natürlich dazu. Natürlich sollte man zur vollständigen psychiatrischen Untersuchung auch bekannte körperliche Erkrankungen erfragen.
Drogen- und Medikamenten-Anamnese
Psychotrop wirkende Medikamente bzw. illegale und legale Drogen können natürlich massgeblich den psychischen Zustand des Patienten beeinflussen. Aufgrund der grossen Bedeutung von Suchterkrankungen erfragt der Arzt in der psychiatrischen Untersuchung also einen aktuellen oder zurückliegenden Drogenkonsum und sollte auch über die aktuell vom Arzt verschriebene Medikation informiert werden.
Dabei ist es wichtig, wirklich auch alle Medikamente einschliesslich frei verkäuflicher Präparate anzugeben, da es doch zu erheblichen Wechselwirkungen mit zahlreichen Medikamentengruppen kommen kann.
Biographische Anamnese in der psychiatrischen Untersuchung
In einem weiteren Abschnitt der psychiatrischen Anamnese (häufig auch in einem Gespräch mit einem Psychologen) geht es dann um die sog. Biographie.
Der Psychiater und / oder Psychologe muss sich einen Überblick über Besonderheiten der körperlichen und psychischen Entwicklung machen können. Viele Klienten mit psychiatrischen Problemen weisen schon in der frühkindlichen Entwicklung Abweichungen auf. Besonderheiten in der Kleinkindzeit, Kindergarten oder Grundschule spielen beispielsweise bei ADHS oder Autismus eine Rolle. Auch scheinbar unwichtige Informationen wie beispielsweise Teilleistungsstörungen wie die Legasthenie oder Rechenstörungen können hier später eine Bedeutung erlangen.
Wichtiger ist aber den meisten Psychiatern bei der biographischen Anamnese dann eher in was für einem Elternhaus man aufgewachsen ist, ob es häufige Umzüge oder andere Veränderungen und Umbrüche gab und wie das Familienklima insgesamt war.
In einem weiteren Teil geht es dann um den eigenen schulischen bzw. beruflichen Werdegang und die eigene soziale Entwicklung. Dabei bezieht man Partnerschaften bzw. Kontakte zu anderen Menschen ebenso wie Lebensgewohnheiten und Hobbies bzw. Freizeitgestaltung mit ein.
Familienanamnese
In diesem Abschnitt der psychiatrischen Untersuchung wird man Fragen zu psychiatrischen Erkrankungen bei nahen Familienangehörigen aber auch schwerwiegende körperliche (speziell neurologische) Erkrankungen oder soziale Lebensumstände erfragen.
Psychischer Befund in der psychiatrischen Untersuchung
Beendet wird die psychiatrische Untersuchung mit dem psychischen Befund, der in der Fachbezeichnung auch psychopathologischer Befund genannt wird.
Häufig erfolgt dies eher "nebenbei", d.h. der Psychiater wird viele der notwendigen Untersuchungsteile des psychopathologischen Befundes schon im normalen Gespräch erfassen. Eigentlich geht es aber darum, auch bestimmte Dinge (z.B. Zwangsgedanken und Zwangshandlungen) explizit abzufragen, da der Patient sie eben nicht unbedingt von sich aus ansprechen wird.
Natürlich gehört dann auch eine körperliche (orientierende) Untersuchung zur ärztlichen Diagnostik eines Psychiaters.