Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

Kleptomanie, Kaufsucht und Essstörung (Binge-Eating Störung)

Geschrieben von: Martin Winkler
Erstfassung: 11 Dez 2004. Geändert: 24 Apr 2005.

Abstrakt:

Kleptomanie, Kaufsucht und Binge-Eating-Störung oder eine andere Essstörung können gemeinsam auftreten

Frage:

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Kleptomanie (impulsives Klauen), der Kaufsucht und meiner Essstörung (Binge-Eating-Störung) ?

Antwort:

1995 wurde in einem Fachjournal eben diese Kombination von Störungen beschrieben. Die gemeinsame Ebene dieser Erkrankungen ist eine Störung der Impulskontrolle. Im weitesten Sinne kann man also von einem exzessiven, nicht durch den Willen ausreichend kontrollierbares Verlangen sprechen. Eine Experten gehen auch davona aus, dass es eine bisher noch nicht ausreichend erklärbare gemeinsame biologische Komponente gibt. Dies könnte eine affektive Erkrankung (Stimmungsprobleme) oder aber z.B. eine Veranlagung zu einem Hyperaktivitätssyndrom (ADHS mit und ohne Hyperaktivität) sein, wo häufig eine entsprechende Begleitstörung gefunden wird.

In der Fachliteratur wird erst in den letzten Jahren das vermehrte gemeinsame Auftreten von Kleptomanie und Essstörungen und weiteren exzessiven Verhaltensproblemen (Sexsucht, Kaufsucht etc.) berichtet. Meist gehen die Therapeuten dann davon aus, dass eine zugrunde liegende Persönlichkeitsstörung (z.B. emotional-instabile Persönlichkeit) als Ursache anzunehmen ist. Dies begründet sich vor allem darauf, dass man häufig weitere Erkrankungen bzw. Störungen aus dem Bereich der Impulskontrolle (z.B. Aggressivität, Trichotillomanie, Zwangsstörungen) findet und eine medikamentöse Behandlung mit einem Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer häufig eine Besserung bringen kann.

In der klinischen Praxis (z.B. in psychosomatischen Kliniken mit einem Schwerpunkt für Esstörungen) findet man häufiger eine derartige Komorbidität = gemeinsames Auftreten von Erkrankungen der Impulskontrolle. Man sprach früher auch in diesem Zusammenhang von "Spektrumstörungen" (z.B. Erkrankungen aus dem Spektrum impulsiv-zwanghaft). In der Therapie wird man ggf. medikamentös behandeln, sicher aber einen Schwerpunkt auf eine psychotherapeutische Therapie legen. Hier richtet sich die Therapie danach, ob die Essstörung im Vordergrund steht oder zunächst allgemein die Impulskontrolle und Selbststeuerung verbessert werden sollte.