Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

Antidepressiva im Krankenhaus abgesetzt

Geschrieben von: Martin Winkler
Erstfassung: 25 Jul 2003. Geändert: 17 Jan 2008.

Abstrakt:

Was passiert, wenn ein Antidepressivum im Krankenhaus abgesetzt wird?

Frage:

Ich bin 64 Jahre alt und die meiste Zeit meines Lebens depressiv. Ich nehme jetzt seit über 20 Jahren Antidepressiva, zuletzt ein SSRI (Citalopram). Vor einigen Wochen musste ich wegen einer schweren Erkrankung in ein medizinisches Krankenhaus. Dort wurde die Antidepressiva abgesetzt bzw. nicht weiter gegeben. Nach der Krankenhausentlassung wurde ich sehr depressiv. Könnte das Absetzen der Medikation (ein Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) mit meiner Verfassung in Zusammenhang stehen?

Antwort:

Sie beschreiben eine chronische (bzw. wiederkehrende) Verlaufsform der Depression und eine positive Wirkung der Antidepressiva (ein SSRI = Serotonin Wiederaufnahme Hemmer). Es ist sicher sehr zu empfehlen, bei dieser Art von Depressionen eine Dauerbehandlung bzw. Prophylaxe durchzuführen. Hierzu werden entweder weiter Antidepressiva (z.T. in niedrigerer Dosierung) oder aber sogenannte Phasenprophylaktika (wie Lithium, Carbamazepin oder Valproinsäure) eingesetzt. Zusätzlich kann eine Psychotherapie (z.b. kognitive Verhaltenstherapie) hilfreich sein, eine Krankheitsbewältigung und frühzeitige Reaktion auf Frühwarnzeichen zu unterstützen.

Es ist leider noch ein häufiges Problem, dass Ärzte in Krankenhäusern oder Notdiensten eine Psychopharmakotherapie nicht weiterführen oder selbstständig ändern. Manchmal ist dies wegen Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Krankheitsursachen erforderlich. Aber es sollte stets nur nach Rücksprache bzw. Konsultation mit einem erfahrenen Psychiater erfolgen!

Schwere körperliche Erkrankungen können eine depressive Phase auslösen oder verursachen. Für Senioren kann dies ein ganz erhebliches zusätzliches Problem darstellen, da hierdurch Antrieb und Aktivität und damit Mobilität, Appetit und Schlaf beeinträchtigt werden. So ist bei der Behandlung von vielen Erkrankungen häufig die zusätzliche Gabe von Antidepressiva sehr hilfreich! Einige Experten in den USA setzten besonders nach schweren Erkrankungen (z.B. Schlaganfällen) schnell wirksame Psychostimulantien ein (bis die Antidepressiva wirken). Hierdurch kann eine rasche Aktivierung und Stimmungsstabilisation erzielt werden.

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