Exekutivfunktionen bei ADHS

Für das Verständnis von ADHS bzw. dem Hyperkinetischen Syndrom ist es wichtig zu wissen, dass die neuropsychologischen "Defizite" situationsabhängig sind. Im Gegensatz etwa zu Unfallfolgen oder nach einem Schlaganfall treten bei der Einfachen Aufmerksamkeitsstörung / HKS syndromtypisch unter bestimmten Belastungssituationen Symptome auf, während in anderen Situationen keinerlei Auffälligkeiten zu merken sind.

So ist es durchaus typisch, dass bei einer ärztlichen Untersuchung oder auch in bestimmten Umgebungssituationen zu Hause keine Auffälligkeiten bestehen, andererseits dann aber "Klagen" bzw. Beeinträchtigungen in verschiedenen Belastungssituationen auftreten. Von ADHS spricht man aber nur dann, wenn es sich um Beeinträchtigungen in mindestens 2 Lebensbereichen überdauernd handelt.

Dies kann man vielleicht am ehesten mit einem Vergleich zur Diagnostik von Herzerkrankungen erklären. In einem Routine-EKG bei einem Hausarzt wird man unter Umständen nicht alle Auffälligkeiten oder Warnzeichen entdecken, die unter einem Belastungs-EKG auffallen würden.

Typisch für ADHS sind nun Auffälligkeiten in den sogenannten "hot executive functions". Damit sind bestimmte emotional gespannte bzw. belastende Alltagsanforderungen gemeint. Typisch für ADHS-Kinder (aber natürlich auch Jugendliche und Erwachsene) ist einerseits ein sehr feines Gespür für Spannungen, Ungerechtigkeit, Unwahrheiten oder Konflikte, andererseits können sie schlecht mit diesem Stress umgehen. Auch hohe eigene emotionale Beteiligung (z.b. bei einem Streit) führt dazu, dass die eigentlichen Selbstkontrollfertigkeiten nicht mehr altersgemäss angewendet werden können.

Das gleiche Kind kann dagegen in einer anderen Situation - wenn es nicht emotional beteiligt ist - die tollsten Ratschläge oder auch konkrete Umsetzungen zu einer ähnlichen Situation liefern.

Besser werden ADHS-Symptome in aller Regel sein wenn eine Situation :

• neu und herausfordernd
• interessant und eine Art "Entdeckungsaufgabe" ist
• kurzfristige Erfolge / Belohnungen zu erwarten sind
• eine Struktur vorgegeben ist, an der sich das Kind orientieren kann
• ein Aufmerksamkeits-"Keim" in Form einer stillen Person im Hintergrund / Raum vorhanden ist
• emotional warmer, verständlicher Ton bzw. überschaubare Situation

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