Selbsthass und Essstörungen

Gechrieben von: Gunborg Palme, certified psychologist and certified psychotherapist, teacher and tutor in psychotherapy.

Erstversion: 15 Jul 2002. Letzte Änderung: 23 Jul 2008.

Frage:

 Esse ich deshalb so extrem, weil ich mich selber hasse?

Antwort:

Selbsthass und Selbstabwertungen bei Essstörungen wie Anorexie

Menschen mit einer Essstörungen mögen sich sehr häufig selber nicht. Sie ekeln sich selber vor ihren extremen Essgewohnheiten und Erbrechen und verachten sich sogar wegen ihrer Schwäche, den Heisshungerattacken zu widerstehen. Dabei kann es auch eine Rolle spielen, dass sie keine Struktur in ihr Essverhalten erreichen. Ein weiterer möglicher Faktor kann auch sein, dass sie unzufrieden mit ihrem Körper sind, weil sie nicht dem aktuellen Schlankheitsideal entsprechen. Sie glauben, dass sie zu fett oder in irgend einer anderen Art falsch sind. Selbst junge Mädchen, die von anderen Menschen als hübsch angesehen werden, können so einen intensiven Selbsthass entwickeln.

Häufig bestehen extreme Stimmungsschwankungen (affektive Labilität) bzw sogar Extreme, die einer emotional-instabile Persönlichkeitsstörung entsprechen. Hierbei haben die Patientinnen das Problem, dass sie mit eigener Wut bzw. dem Alleinsein überhaupt nicht umgehen können. Die Essstörung ist dann quasi ein Ventil, mit der dadurch angestauten Anspannung umzugehen. Gleichzeitig entsteht aber ein Selbsthass, weil die Patientinnen sich selber dafür schämen, nicht anders mit ihren Gefühlen umgehen zu können

Häufig wenden Menschen mit Essstörungen falsche Problemlösestrategien an. Sie essen um vor unangenehmen Gefühlen zu fliehen. Die richtige Methode wäre die dahinter stehenden Probleme zu erkennen und zu versuchen, sie zu lösen - nicht vor ihnen zu fliehen.Wenn sie erfolgreich ihre Probleme lösen können wird sich auch ihre Selbstachtung stärken und sie sich auch wieder mehr selber mögen.

Sich nicht ausstehen können und niedergeschlagen zu sein sind Beispiele für Gefühle, die zuvor unterdrückt wurden und im Zusammenhang mit den Essstörungen stehen können. Der erste Schritt in dieser Phase der Therapie ist es zu lernen, dass es echte Gefühle sind und zu verstehen und zu akzeptieren, dass das Verlangen nach Zucker und Essen nicht ein echtes Bedüftnis ist, sondern ein Ersatz bzw. eine Flucht vor unangenehmen Gefühlen.

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Quellen