Frage:
Sind SSRI-Präparate unbedenklich ?Antwort:
Liebe Louise ! Zuallererst sollten Sie Ihren Arzt konsultieren und das Problem mit ihm besprechen. Wenn man Medikamente einnimmt, ist es stets besser, eine Schwangerschaft wohl überlegt zu planen. Sie haben verschiedene Möglichkeiten, u.a. eine Veränderung Ihrer Medikation, komplettes Absetzen oder die Fortsetzung der Medikamenteneinnahme. Ihre Entscheidung hängt stark von Ihrer persönlichen Situation und Geschichte ab.Es gibt nur ein begrenztes Wissen und wenig Forschung bezüglich einer Medikamenteneinnahme während der Schwangerschaft. Also raten Ärzte für gewöhnlich, keine Psychopharmaka einzunehmen. Sie müssen jedoch die möglichen negativen Auswirkungen auf Ihre Stimmung (oder Angstsymptome) durch das Absetzen der Medikation in Betracht ziehen. Viele Ärzte sind sehr besorgt wegen des möglichen Risikos einer postpartalen Depression (Wochenbettdepression). Dieses Risiko kann viel schlimmer für Sie und Ihr Kind sein als jegliche Nebenwirkungen der Antidepressiva.
Eine neuere Studie einer finnischen Expertengruppe zu den Auswirkungen von Citalopram während der Schwangerschaft und Geburt hat keine größeren Probleme für die Kinder ergeben. Bei einer Citalopram-Dosis von 20-40 mg konnte nur eine sehr geringe Wirkstoffkonzentration im kindlichen Blutplasma festgestellt werden. Desweiteren zeigten sich keine Probleme bei der Geburt oder irgendwelche Störungen bei der neurologischen Entwicklung beim Kind. Die Experten schlossen daraus, dass es nur sehr geringe Risiken gibt.
Quelle : Heikkinen T, Ekblad U, Kero P, Ekblad S, Laine K : Citalopram während Schwangerschaft und Stillzeit. Clin Pharmacol Ther. 2002 Aug; 72(2):184-91
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Sie sollten Ihre Ärzte um Rat fragen. Es gibt immer unterschiedliche Erfahrungen und Meinungen. Doch dies ist eine sehr individuelle Frage mit Pro´s und Con´s, die besprochen werden müssen. Wir können Ihnen diese persönlichen Erwägungen nicht abnehmen.
Im folgenden eine zusätzliche Antwort britischer Experten der Norfolk Mental Health Care NHS ( NHS ): Es ist wichtig, zu bedenken, dass die Medikamenteneinnahme während der Schwangerschaft ein Risiko für Sie und Ihr Kind darstellt; ein Absetzen Arznei wiederum birgt die Gefahr, dass Sie erneut erkranken. Unglücklicherweise ist kein Entschluss völlig risikofrei. Sie müssen selbst entscheiden, was für Sie das kleinere Übel ist. Alles, was wir hier tun können, ist, Ihnen zu helfen, die Problematik besser zu verstehen, damit Sie eine bewusste Entscheidung treffen können. Zu Ihrer Information: Bei 2-4 % aller Schwangerschaften treten "spontane" schwere Missbildungen auf, auch wenn die Mutter keine Medikamente eingenommen hat. Das Hauptproblem bei Medikamenten ist die sogenannte "Teratogenizität", z.B. ein Medikament, das beim ungeborenen Kind eine Fehlbildung hervorruft. Ein Teratogenizität hervorrufendes Medikament nennt man "teratogen". Da ein Kind seine Hauptentwicklung zwischen dem 17 und 60 Schwangerschaftstag (das sogenannte "erste Trimester") abschließt, gilt diesen ersten 2-16 Wochen die größte Aufmerksamkeit. Nach dieser Zeit können andere Probleme auftreten, z.B. mit Medikamenten, dies das Wachstum verlangsamen. Es kann auch noch kurz nach der Geburt beim Kind zu Entzugserscheinungen durch bestimmte Arzneien kommen.
Das Beste ist, wenn möglich, im Voraus zu planen. Wenn Sie glauben, schwanger werden zu können, besprechen Sie dies mit Ihrem Arzt. Vielleicht besteht die Option, zu anderen Präparaten zu wechseln, die das geringste Risiko bergen, und andere Schritte zur Gefahrenminimierung zu unternehmen, wie z.B. Dosisanpassungen, Einnahme von Vitaminen usw. Wenn sie unerwartet feststellen, dass Sie schwanger sind, geraten Sie nicht in Panik, doch suchen Sie so rasch wie möglich Ihren Hausarzt auf. Dieser wird Sie, falls erforderlich, auch an einen Facharzt überweisen.
Es gibt nur wenige Medikamente, von denen erwiesen ist, dass sie für das Ungeborene völlig unschädlich sind, und deshalb kann kein Hersteller oder Berater jemals etwas solches behaupten. er wird gewöhnlich dazu raten, während der Schwangerschaft keine Medikamente einzunehmen, es sei denn, der Nutzen ist sehr viel größer als das Risiko. In Großbritannien bietet der NTIS (National Teratology Information Service [dt. Staatlicher Teratologie Informationsservice]) eine Beratung zur Feststellung des persönlichen Risikos an. In jedem Fall sollte diese Beratung stets dazu genutzt werden, Ihnen und Ihrem Arzt zu helfen, das Risiko für Sie und Ihr Kind einzuschätzen. Es besteht sowohl ein Risiko dabei, die Arznei weiter einzunehmen, als auch bei einem Absetzen; Sie könnten wieder krank werden und gezwungen sein, die Medikation wieder aufzunehmen. Die hier angebotene Beratung kann nicht endgültig sein, sie kann Ihnen aber einen Überblick über die möglichen Risiken und das (aktuelle) Wissen der medizinischen Fachwelt bieten.
Es könnte auch hilfreich sein, zu wissen, dass die FDA (Federal Drug Administration [dt. Arzneimittelzulassungsbehörde]) in den USA während der Schwangerschaft eingenommene Medikamente in fünf Gruppen unterteilt:
SSRI´s werden als "B" oder "C" klassifiziert (Paroxetin und Sertralin als "B", Fluoxetin, Citalopram und Fluvoxamin als "C"). SSRI´s wirken bei Tieren nicht teratogen. die meisten Daten zur Wirkung beim Menschen gibt es für Fluoxetin. In Bezug auf Paroxetin wurden bisher von keinen schwereren Missbildungen berichtet, lediglich traten gelegentlich "Entzugserscheinungen" (wie eine beschleunigte Atmung und Zittern) in den ersten Tagen nach der Geburt auf, sodass eine geringe Dosisreduzierung einige Tage vor dem Geburtstermin zu empfehlen ist. Fluoxetin ist das In Bezug auf Schwangerschaft am besten untersuchte SSRI. Untersuchungen bei über 2000 Schwangeren haben ergeben, dass die Gefahr einer Fehlgeburt möglicherweise ein wenig höher ist als normal, das Auftreten von Anomalien jedoch nicht. Das Präparat scheint also kein größeres Risiko darzustellen. Ferner gibt es keine Anzeichen irgendwelcher Langzeiteffekte auf Intelligenz und Sprachentwicklung. Für die anderen SSRI´s gibt es keine veröffentlichten Daten. dennoch sollten Sie sich in jedem Fall von Ihrem Hausarzt beraten lassen, der sie, falls nötig, an einen Spezialisten überweisen wird.
Trazodon und Nefadozon werden beide als "C" klassifiziert. Es gibt keinen Hinweis auf teratogene Effekte und auch Tierversuche zeigen nur ein geringes Risiko, sie sollten aber trotzdem Ihren Hausarzt oder behandelnden Arzt zu Rate ziehen.