Frage:
Was ist kognitive Verhaltenstherapie bei Depressionen?Antwort:
Kognitive Verhaltenstherapie (CBT oder auch VT abgekürzt) ist eine psychologisches Behandlungsverfahren mit hoher Wirksamkeit u.a. bei Depressionen oder Angsterkrankungen. Es wird aber auch bei zahlreichen weiteren psychischen und auch körperlichen Erkrankungen wie Essstörungen, Reizdarm, Schmerzstörungen oder Tinnitus eingesetzt.
Eine entsprechende Psychotherapie kann von einem speziell ausgebildeten Arzt (ärztlicher Psychotherapeut) oder Psychologen (psychologischer Psychotherapeut) erfolgen.
Wer bietet Verhaltenstherapie bei Depressionen an?
Die Behandlung erfolgt entweder in der Einzeltherapie oder auch in Gruppenbehandlungen ( 4 - 12 Patienten). Eine solche Therapie dauert in aller Regel 20 bis 40 Therapiestunden. Da es um eine kurzfristige Rückmeldung von Beobachtungen und Erfolgen der Therapie geht, dürfen die Abstände zwichen den Therapiestunden nicht zu gross sein. Stationäre Therapien erfolgen daher 4-5 mal wöchentlich, ambulant wird in der Regel eine wöchentliche Therapie stattfinden, ggf. zu Beginn häufiger.
Hauptziel der kognitiven Verhaltenstherapie ist die Erkennung und Beeinflussung von negativen Gedanken (=Kognitionen). Durch die Veränderung von ungünstigen (weil negativ oder unbewusst) ablaufenden Gedanken, Gedankenketten oder Überzeugungen lässt sich die Stimmung bzw. das eigene Verhalten verändern.
Die Verhaltenstherapie ist durch eine klare Struktur und fortlaufender Überprüfbarkeit ihrer Resultate für den Patienten durch eine hohe Offenheit für den Patienten gekennzeichnet. Das bedeutet, dass der Patient eine sehr aktive Rolle in der Therapie einnehmen kann bzw. muss und mit dem Therapeuten die Ziele der Therapie gemeinsam festlegt.
Eine Verhaltenstherapie bei Depressionen wird folgende Therapiebestandteile haben :
Häufig wird ein Therapeut dem Patienten Informationen zu Depressionen nennen oder Materialien mitgeben oder aber entsprechende Patientenratgeber bei Depressionen empfehlen.
Aus den Selbstbeobachtungsbögen wird sich dann ergeben, welche Veränderungen in den Gedanken, Verhalten und auch Reaktionen von anderen Menschen sich ergeben haben. So wird sich häufig eine Depresssionsspirale bzw. ein Teufelskreis der Depression ergeben. Ausgehend aus den negativen Gedanken und Grübeln entsteht bei vielen Patienten der Wunsch sich immer weiter zurückzuziehen und bisher ausgübte angenehme Aktivitäten oder soziale Kontakte zu reduzieren. Die Folge ist, dass nun positive Erlebnisse und Anregungen fehlen und der Patienten sich allein wie in einem Schneckenhaus nur noch mit den Depressionen beschäftigt. Selbst einfache Aktivitäten des Tages gelingen nicht - andererseits fordern die Patienten von sich selber aber ungemein überzogene Handlungsfähigkeiten mit der fast sicherern Gefahr der Selbstüberforderung. Dabei gelingt es aber häufig durch Denkverzerrungen oder Verallgemeinerungen überhaupt nicht mehr, eine wirklich realistische Beurteilung der eigenen Person und Zukunft zu gewinne. Vielmehr führen Gedankenkreisen und Grübeln zu der fehlerhaften Selbstüberzeugung man sei vollkommen wertlos.
Mit dem Therapeuten wird daher überlegt, welche Aktivitäten am Tag bzw in der Woche nun konkret realistisch zu schaffen wären und auch tatsächlich gemacht werden. Aus einer Liste von möglichen positiven Aktivitäten wird eine Auswahl von geplanten Aktivitäten vorgenommen, die dann in einem Tages- oder Wochenplan konkret geplant und mit dem Therapeuten vorbesprochen werden. Ziel ist dabei einerseits die Aktivierung des Patienten, andererseits aber auch die Vermittlung von Erfolgserlebnissen. Da es wahrscheinlicher ist, dass zunächst angenehme Aktivitäten (z.B. ein kurzer Spaziergang in den Garten, eine Tasse Tee, 15 Minuten Musik hören) gelingen, wird man zunächst versuchen mindestens 1 oder 2 solcher Aktivitäten pro Tag zu planen. Wichtig ist es dabei, im Sinne eines Verhaltenstrainings tatsächlich ins Üben bzw. Handeln zu kommen. Daher wird auch zwischen den Therapiestunden anhand des Tagesplans der Aktivitäten das Üben als Hausaufgabe erwartet. Soweit notwendig wird dies zuvor in der Therapiestunde geübt und vorbereitet, so dass es nicht zu einer Überforderung kommt.
Bei Patienten mit Depressionen lassen sich häufig sog. "Denkfehler" bzw. verzerrte Überzeugungen finden, die auch als depressive Triade bekannt geworden sind. Mit dem Psychotherapeuten werden dabei automatisch = unreflektiert auftretende Gedanken und Bewertungen identifiziert. Da es sich häufig um negative Gedanken handelt, hindern sie den Patienten in aller Regel, konstruktive Sichtweisen auf seine eigene Kompetenz und Handlungsmöglichkeiten zu haben. Dies wird im Rahmen ausführlicher Gespräche ("sokratischer Dialog") mit dem Therapeuten erörtert und realistischere (positivere) Gedankengänge und Handlungsmöglichkeiten entwickelt.
Da dabei durchaus auch negative Erfahrungen und Grundüberzeugungen zur eigenen Person (sog. Schemata) eine Rolle spielen können, wird in dieser Phase auch nach möglichen negativen Erfahrungen bzw. mangelhaft erworbenen Kompetenzen im Umgang mit Problemen geschaut und hier ggf. gezielt ein Training entsprechender Fertigkeiten (z.B. Problemlösetraining, Stressbewältigungstraining, Soziales Kompetenztraining, Genusstraining) angeboten.
Für die Behandlung von leichten und mittelschweren Depressionen wird durch die Verhaltenstherapie und Beratung eine gleich gute Wirksamkeit wie bei einer medikamentösen Therapie erzielt, wobei der Wirkungseintritt häufig schneller und langanhaltender als bei einer (alleinigen) Behandlung mit Antidepressiva sein kann. Es ist noch unklar, ob die kognitive Verhaltenstherapie auch bei schweren Verlaufsformen der Depression gleich wirksam ist. Wir wissen aber z.B. das bei atypischen Depressionen die VT genauso wirksam ist wie irreversible MAO-Hemmer.
Ein wesentliches Anwendungsgebiet ist die Prävention von erneuten depressiven Episoden (Schutz vor Rückfällen = Rückfallprophylaxe). Die psychotherapeutische Unterstützung und die Anleitung zum eigenständigen Umgang mit der Erkrankung hilft aber auch Patienten, die noch keine vollständige Rückbildung der Depression erzielen konnten bzw. bei denen eine chronische Verlaufsform von Depressionen bekannt ist.