Frage:
Was ist Platzangst (Agoraphobie)?Antwort:
Viele Menschen kennen das Gefühl, an bestimmten Orten oder in bestimmten Situationen ein Beklemmungsgefühl oder Unwohlsein zu haben. Umgangssprachlich wird dies häufig auch als Platzangst bezeichnet. Dies gilt z.b. in neuen Situationen, bei besonderer Aufmerksamkeit oder Aufregung oder aber in engen Räumen oder Fahrzeugen. Üblicherweise wird dies vielleicht als unangenehm erlebt, man schwitzt oder hat etwas Herzrasen. Aber es wird nicht als fürchterliche Problematik erlebt.
Für einige Menschen ist jedoch das Aufsuchen solcher Situationen mit starken Angstgefühlen und / oder ausgeprägten körperlichen Symptomen der Angst verbunden, so dass sie diese Situationen meiden.
Im ursprünglichen (wörtlichen) Sinne bedeutet Agoraphobie eine Angst vor dem Überqueren oder Aufsuchen eines Marktplatzes. Es mag für Laien zunächst verwunderlich sein, dass ein offener Platz (Agora oder eben Markt) genauso wie Enge (z.B. enge Räume, Verkehrsmittel) zur "gleichen" Angst führen kann.
Typischerweise befürchten Sie, dass sie eine Panikattacke oder ausgeprägte körperliche Symptome entwickeln bzw. die Kontrolle über sich verlieren könnten. Häufig sind dabei Situationen betroffen, an denen nicht ohne weiteres ein Verlassen möglich wäre (z.B. Flugzeug, Fahrstuhl, Bahn) bzw. nicht sofort eine „Hilfe“ eines Arztes erreichbar wäre. Katastrophengedanken, was passieren könnte sind z.B:
Charakteristisch für die Platzangst bzw. Agoraphobie ist nun, dass diese Situationen (bzw. Orte) gar nicht aufgesucht werden, d.h. auch nicht in der Realität geprüft werden könnte, was oder in welchem Ausmaß nun Symptome der Angst auftreten.
Vielfach werden zunächst nur bestimmte Orte oder Situationen gemieden, z.b. weil hier einmalig eine Angstattacke aufgetreten ist oder vom Betroffenen als besonders „gefährlich“ beurteilt werden. In aller Regel tritt dann aber eine Generalisierung ein, d.h. es werden immer mehr Orte und Situationen in das Vermeidungsverhalten einbezogen. So werden z.b. Menschenmengen, Reisen, Brücken oder öffentliche Plätze aber dann auch schon Besorgungen im Geschäft oder Spaziergänge vermieden und so der eigene Bewegungsspielraum ganz erheblich eingeschränkt. Leider kann dies auch soweit gehen, dass die Patienten überhaupt nicht mehr das Haus verlassen und sich z.B. Besorgungen von Taxis oder Freunden bringen lassen. Selbst der Gang zu einem Arzt oder einer Psychotherapie ist dann angstbesetzt.
Ein Beispiel aus der klinischen Praxis:
Die 28 jährige Julia K. wird von der Notaufnahme eines Akutkrankenhauses überwiesen. Sie hatte einen Selbstmordversuch mit Beruhigungstabletten unternommen. Wie sie der diensthabenden Notärztin erzählte, befürchte sie "verrückt zu sein" oder an einem Hirntumor zu leiden. Sie sei nicht mehr sie selbst und ihr käme alles um sie herum so unwirklich vor. Heute habe sich ihr langjähriger Freund von ihr getrennt. Sie habe ohne ihn schon länger nicht mehr ihre Wohnung verlassen können. Beim Einkaufen hätte sie Herzrasen und Schwindelgefühle und sie drohe in Ohnmacht zu fallen. Sie sei deshalb wiederholt beim Arzt gewesen, der aber "nichts feststellen konnte". Von ihrer Mutter habe sie daraufhin die Beruhigungstabletten erhalten (ein Benzodiazepin), die auch sehr gut helfen würden.
Bei Nachfragen erzählt sie, dass sie in bestimmten Situationen eine starke Angst bzw. Unwohlsein verspüre. Hierzu gehörten u.a. folgende typische
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