Frage:
Warum schreiben Kinder mit ADHS so unleserlich? Warum ist die Schrift bei ADHS so auffällig?Unser Sohn Joachim hat eine extrem verkrampfte und krakelige Handschrift. In den Grundschulnoten zur Handschrift ist er entsprechend schlecht, die Lehrer haben ihn immer wieder ermahnt. Er drückt extrem auf und seine Finger sind schon ganz wund. Hat das auch mit ADHS zu tun?
Antwort:
Feinmotorische Störungen können ein ganz wesentliches Begleitproblem bei ADHS-Kindern sein. Ihre Schreibschrift wirkt ungelenk und ungleichmässig, sie haben Schwierigkeiten die Linie oder Begrenzungen einzuhalten oder durch wiederholte Radierungen und Streichungen gekennzeichnet. Eine „schöne“, d.h. nach Meinung der Lehrer klare und leserliche Schrift gelingt ihnen nicht. Druckschrift mag etwas besser gehen, aber so richtig wohl fühlen sich viele Kinder erst, wenn sie in späteren Jahren am Computer schreiben dürfen.Nicht selten erleben es daher die Eltern, dass die Kinder nur mit grossem Widerwillen und sogar Angst ihre schriftliche Hausaufgaben. Die Hand ist verkrampft und feucht, ein schwungvoller Bewegungsablauf beim Schreiben mag einfach nicht gelingen und ein Übungseffekt tritt erst nach einer Vielzahl von Wiederholungen auf. Häufig wird dann allein an eine (tatsächlich häufig zusätzlich vorliegende) Legasthenie gedacht, eine gezielte Diagnostik und Behandlung auf ein ADHS unterbleibt.
Wichtig ist es zunächst einmal, die Zusammenhänge zu kennen bzw. zu erkennen. Dann sollte man mit dem Arzt das weitere Vorgehen besprechen und ggf. gezielt mit Ergotherapie zu fördern.
Häufig weisen diese Kinder auch in anderen Bereichen Bewegungsprobleme bzw. eine Ungeschicklichkeit auf, so dass zunächst eine entsprechende motorische Frühförderung empfohlen wird. Häufig hilft es aber bereits sehr praxisnah zu handeln. Hierbei könnten z.B. dickere Stifte für das Kind eine Erleichterung sein. Nützlich kann es sein, wenn Aufzeichnungen durch Klassenkameraden angefertigt und genutzt werden dürfen, weil das Kind in aller Regel Mitschriften des Unterrichts vermeiden wird und so z.B. gar nicht seine Hausaufgaben notiert. Eine weitere Möglichkeit wäre der Gebrauch eines Computers oder Aufzeichnungen mit einem Recorder im Unterricht, der handschriftliche Aufzeichnungen ersetzt.
In einem solchen Fall sollten mit dem behandelnden Arzt verschiedene Hilfsmöglichkeiten besprochen werden. Dies sollte auch die medikamentöse Behandlung mit Stimulanzien einbeziehen, da allein hierdurch bereits eine deutliche Verbesserung erzielt werden kann. Ist das Selbstwertgefühl durch wiederholte Misserfolge bereits deutlich beeinträchtigt, sollten auch psychotherapeutische Hilfsangebote unbedingt genutzt werden.