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Abstrakt:
Negativsymptome einer Psychose / Schizophrenie können als Depression fehlgedeutet werden. Fehlender Antrieb, Rückzugsverhalten und Lustlosigkeit können als ein Symptom der Schizophrenie gesehen werden, andererseits aber auch in eine zusätzliche depressive Symptomatik münden.
Frage:
Ich habe einen Bekannten (22 Jahre), der in Zusammenhang mit einer Psychose eine starke Depression entwickelt hat. Er bekommt Medikamente, welche derzeit reduziert werden, er will diese aber bald ohne ärztlichen Rat gar nicht mehr nehmen, d.h. absetzen. Es drängt sich der Eindruck auf, als würde er die Depression „kultivieren“. Er erzählt z.B., dass es ihm nur in den depressiven bzw. psychotischen Phasen gut geht. Er will sich nicht helfen lassen, will keine Therapie machen, keine Medikamente nehmen oder ähnliches.
Haben Sie eine Idee oder einen Rat, was man tun kann, wie man ihm helfen könnte??
Antwort:
Als Negativsymptomatik (oder auch Minussymptome) bezeichnen Psychiater, dass im Vergleich zu gesunden Personen ein "Fehlen" von Antrieb, eigenem Antrieb aber auch von Gefühlen und Freunde zu verzeichnen ist. Typisch ist dabei eine Rückzugstendenz, die nur durch Kontakte von Aussenstehenden mal kurzzeitig verändert wird. Neben einer Schwunglosigkeit fällt dann leider auch eine Vernachlässigung von Körperhygiene oder eigenen Verpflichtungen auf.
Um ehrlich zu sein : Ich glaube also nicht, dass es um eine "kultivieren" der Depression geht. Eher um eine fehlende Akzeptanz der Erkrankung, d.h. mangelnde Einsichtsfähigkeit in die Notwendigkeit einer regelmässigen Behandlung. Dies kann ein Teil der Erkrankung sein.
Nun würde man annehmen, dass ihr Bekannter im Rahmen der Behandlung über Psychoedukation über die Behandlung aufgeklärt und motiviert wird. Aber erfahrungsgemäss ist es verdammt schwierig, gerade junge Erwachsene eine Krankheitseinsicht zu vermitteln. Man fühlt sich mit einer Psychose eben nicht unbedingt krank.
Ärzte empfehlen in diesen Fällen entweder Depotspritzen mit atypischen Neuroleptika und / oder die Anbindung an einen sozialpsychiatrischen Dienst bzw. eine Institutsambulanz. Letztlich macht man aber die bittere Erkenntnis, dass es erst zu einem Drehtürpsychiatrieeffekt kommen muss, bis irgendwann die Einsicht wächst, dass Medikation doch bei weitem der bessere Weg ist, selbstbestimmt sein Leben gestalten und leben zu können.
Sie werden ihn kaum zu seinem Glück überreden oder gar zwingen können. Sie könnten allenfalls eine Behandlungsvereinbarung mit ihm abschliessen, dass sie eine Einweisung in eine Klinik veranlassen dürfen, wenn er erneut abrutscht.
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