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Heisshungerattacken in der Nacht NEDS : Night Eating Syndrom

Geschrieben von: Dr.Martin Winkler
Klinik Lüneburger Heide
Kompetenzzentrum für Essstörungen
Bad Bevensen

Erstfassung: 2004-01-31. Geändert: 2011-08-03.

Abstrakt:

Nächtliche Heisshungerattacken Night Eating Syndrom : Fressattacken abends und in der Nacht

Frage:

Welche Ursache und Behandlung gibt es für nächtliche Heisshungerattacken ? Ich bin 34 Jahre und stark übergewichtig. Die meiste Zeit des Tages habe ich kaum Hunger, aber nach 20 Uhr stopfe ich mit das Essen nur so rein. Welche Erklärung gibt es dafür ? Gibt es Hilfe ? Ich habe was von einem "Night Eating Syndrome" gelesen.

Antwort:

Night Eating Syndrom : Fressattacken abends und in der Nacht

Tatsächlich werden sicher viele Menschen dem Gang zum Kühlschrank zu einem Nacht-Snack häufig nicht widerstehen können. Ähnlich wie bei der Binge-Eating-Disorder mit wiederholten Heisshungeranfällen (ohne anschliessendes Erbrechen) diskutieren Essforscher heute jedoch eine spezielle Erkrankungsvariante, die durch nächtliche Heisshungeranfälle gekennzeichnet ist. Dies wird in der englischen Fachliteratur als "Night eating syndrome" (NES) bezeichnet.

Die nächtlichen Heisshungerattacken scheinen ein sehr häufiges Problem zu sein und möglicherweise eine der häufigsten Ursachen von Übergewicht / Adipositas. (Auch in anderen Untersuchungen wurden z.B. mögliche Zusammenhänge zwischen Schlaf und Schlafstörungen und Übergewicht nachgewiesen). Bisher ist es jedoch noch keine "offiziell" klassifizierte Essstörung.

Eine Experten meinen, dass 1-2 der allgemeinen Bevölkerung deutliche Beeinträchtigungen durch Hunger bzw. starkes Essverlangen ("Craving") haben und dadurch wesentlich beeinträchtigt sind und einen Leidensdruck entwickeln. Mehr als 5 Prozent aller Patienten, die eine Hilfe bei Adipositas suchen, berichten über eine derartige Problematik. Es ist weit mehr als eine schlechte Angewohnheit oder fehlender Wille, sondern ein ernstes Problem für die Betroffenen.

Das NES schein eine stressabhängige Störung des Essens, Schlaf und der Stimmung zu sein, die durch zusätzliche neuroendokrinologische Auffälligkeiten gekennzeichnet ist. Es folgt typischen circadianen Rhythmen und scheint auch gut auf eine medikamentöse Behandlung (z.B. mit Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern) oder ggf. auch einer Lichtheilbehandlung anzusprechen. Nach derzeitiger Auffassung sollten Psychotherapie und Medikation kombiniert werden.

Die kognitive Verhaltenstherapie kann dabei helfen, bestimmte Auslöser (Trigger) und mögliche Alternativen für dieses Verhalten zu erkennen. Das Führen eines Essprotokolls ist ein guter Weg um die Selbstaufmerksamkeit und Kontrolle über die Symptomatik zu verbessern. Nach einem aktuellen Artikel kann eine Antidepresivatherapie (Sertralin) eine gute medikamentöse Behandlungsmöglichkeit darstellen.

Wir haben den englischen Abstract des entsprechenden Artikels zitiert. Clinical trial of sertraline in the treatment of night eating syndrome.
O'Reardon JP, Stunkard AJ, Allison KC.
Int J Eat Disord. 2004 Jan;35(1):16-26.

OBJECTIVE: To test the efficacy of sertraline in the treatment of night eating syndrome. METHODS: Seventeen patients meeting criteria for night eating syndrome received sertraline in a 12-week open-label, nonblind trial. Outcome was assessed by four primary measures, namely, the number of nocturnal awakenings, the number of ingestions, total daily caloric intake after the evening meal, and an overall rating of change from the Clinical Global Impression of Improvement scale (CGI-I). RESULTS AND DISCUSSION: An intent-to-treat analysis revealed highly significant improvements across all four primary outcome measures for all 17 subjects. Five subjects achieved full remission of symptoms (CGI-I score of 1 = very much improved) and lost a significant amount of weight over the course of the study (-4.8 +/- 2.6 kg, p < .05). Sertraline, a selective serotonin reuptake inhibitor, may be beneficial in the treatment of night eating syndrome.

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