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Abstrakt:
Bei einer Hyperakusis = Lärmempfindlichkeit / Geräuschempfindlichkeit werden normale Umgebungsgeräusche als störend bzw. zu laut empfunden. Bei der Phonophobie führt dies zum Vermeiden von entsprechenden Situationen mit Lärm.
Frage:
Was kann die Ursache für Lärmempfindlichkeit / Hyperakusis sein?
Ich leide unter einer Borderline-Störung und ADHS und habe eine extreme Lärmempfindlichkeit. Normale Geräusche und auch bestimmte Lichtverhältnisse kann ich manchmal nicht aushalten und tun mir regelrecht weh. Was kann die Ursache sein?
Antwort:
Heute geht man davon aus, dass keine "organische" Schädigung im Ohr oder Hörsystem vorliegt, sondern dass Signale nicht richtig verarbeitet oder weggefiltert werden können. Ein Therapieansatz ist es, das Gehirn mit sog. "weissem Rauschen" durch ein Geräuschgenerator zu stimulieren. Dabei werden über ein Rauschen (alle hörbaren Frequenzen) ein Umlernprozess im Gehirn gefördert, der der Überempfindlichkeit weniger Raum gibt. Das Gehirn "verlernt" also die Überempfindlichkeit. Diese sog. Habituationstherapie kann sehr erfolgreich sein.
Viele HNO-Ärzte kennen sich mit dieser Behandlung aus, ggf. erfahren sie z.B. über die Deutsche Tinnitusliga geeignete Experten (auch wenn es vielleicht in ihrem Fall weniger um Tinnitus bzw. ein Hörproblem geht, kennen sich die Betroffenen sehr gut mit der Lärmempfindlichkeit aus und können ihnen sicher weiterhelfen.)
Wichtig ist es, dass in schweren Fällen eine regelrechte Phonophobie = Angst vor Geräuschen auftreten kann. Dies führt meist zu weiterem sozialen Rückzug und Vermeidung von jeglichen Aktivitäten in der Öffentlichkeit. Hier hilft in aller Regel nur eine Psychotherapie, die sich speziell auf diese Thematik der Hyperakusis mit ausrichtet (z.B. in einer Tinnitus-Fachklinik) Gerade bei Patienten mit schweren Angsterkrankungen bzw. einer Borderline-Störung ist aber häufig eine Reizfilterschwäche zu verzeichnen. Das bedeutet, dass bereits normale Umgebungsgeräusche als "Krach" empfunden werden bzw. überhaupt viele Reize (Lichtbedingunge, Gerüche, Berührung, Schmerzempfinden) anders als bei anderen Menschen verarbeitet oder wahrgenommen werden. Aus meiner persönlichen Erfahrung sehe ich dies besonders häufig, wenn bereits in der Kindheit Besonderheiten im Sinne einer Verarbeitungsstörung vorlagen. Dies können z.B. sog. Schreibabies sein, die sich nicht durch übliche Massnahmen beruhigen lassen, keine Nähe oder Berührung zulassen können. Nicht selten haben die dann später andere Wahrnehmungs- oder Konzentrationsstörungen (z.B. leichte Ablenkbarkeit, Impulsivität) im Sinne eines ADHS-Syndroms. Hier kann eine gezielte Behandlung (z.B. mit einem Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer wie Strattera oder Edronax oder auch Stimulantien) in einigen Fällen sehr gut helfen.
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