Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

Selbstmordversuch : Was tun nach einem Selbstmordversuch von einem Angehörigen oder Freund ?

Geschrieben von: Fabio Piccini, doctor and Jungian psychotherapist, in charge of the "Centre for Eating Disorders Therapy" at "Malatesta Novello" nursing home in Cesena. Works privately in Rimini and Chiavari. E-mail: mailto:fabio.piccini@iol.it

Erstfassung: 2003-05-10. Geändert: 2011-09-20.

Abstrakt:

Selbstmordversuch : Wie soll man sich nach einem Selbstmordversuch verhalten ?

Frage:

Meine Frau hat letzte Woche einen Selbstmordversuch gemacht. Was können wir jetzt tun?

Antwort:

Selbstmordversuch bei Bekannten / Angehörigen

Ein "überlebter" Selbstmordversuch ist häufig weit mehr als nur ein missglückter Selbstmordversuch. Häufig steht dahinter ein verzweifelter Ruf nach Hilfe. Dies ist ein ganz entscheidender Ansatzpunkt für Unterstützung und Veränderungen und sollte daher nie vergessen werden.

Aus medizinischer Sicht benötigen nur eine sehr geringe Anzahl von Patienten nach einem Selbstmordversuch eine stationäre psychiatrische Behandlung. Hierzu gehören besonders Patienten mit schweren psychiatrischen Erkrankungen und Personen, die nach Einschätzung der Ärzte noch anhaltendend selbstmordgefährdet sind. In diesen Fällen ist die Einweisung definitiv indiziert. Sollte der Patient (oder etwa die Angehörigen) dies verweigern, kann auch gegen den Willen eine Unterbringung gesetztlich veranlasst werden.

Etwa ein Drittel der Patienten können von einer ambulanten Behandlung profitieren. Hierzu gehören besonders Patienten, die aktuelle psycho-soziale Probleme haben, Beziehungsprobleme oder praktische Schwierigkeiten im Alltag oder Beruf haben, aber grundsätzlich doch in der Lage wären, solche Probleme zu meistern.

Häufig können Medikamente (gegen Ängste und/oder Depressionen) erforderlich werden. Aber eine spezifische Behandlung (sei es psychotherapeutisch oder medikamentös) ist nicht für alle Patienten nach einem Selbstmordversuch erforderlich.

Was aber immer nach einem Selbstmordversuch erfolgen muss: Der starke Wille und erkennbares Bemühen die Notlage der Person zu verstehen und zu begreifen, warum die Person sich in so eine Sackgasse gedrängt gefühlt hat. Hier sollte man versuchen, neue Wege aufzuzeigen und seine Unterstützung hierfür anzubieten - aber auch die eigenen Grenzen hierbei beachten und auf professionelle Hilfsangebote verweisen.

Starke emotionale Unterstützung von den Angehörigen wird aber ganz sicher der erste und beste Schritt zu einer positiven Veränderung sein. Dies gilt natürlich nur, wenn es nicht gerade eine persönliche Auseinandersetzung in der Beziehung war, die zum Selbstmordversuch beigetragen hat.

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