Trauer und Probleme im Sozialleben

Gechrieben von: Fabio Piccini, doctor and Jungian psychotherapist, in charge of the "Centre for Eating Disorders Therapy" at the “Malatesta Novello” Clinic in Cesena. Works privately in Rimini and Chiavari. E-mail: fabio.piccini@iol.it

Erstversion: 10 Mai 2003. Letzte Änderung: 05 Apr 2006.

Frage:

 Mein Bruder hat im letzten Jahr seine Frau verloren. Er ist aber immer noch nicht in der Lage frühere Hobbys oder Vereinsaktivitäten aufzunehmen. Gibt es etwas was wir für ihn tun könnten?

Antwort:

Am Ende eines normalen Trauerprozesses steht das Loslassen und Neuorientieren.

Wie lange dies dauert kann man nur schwer vorhersagen, da es kein eindeutig festgelegtes Ende der Trauer gibt. Ätere Psychiater neigten dazu, dies im Bereich von Monaten oder einem Jahr anzusetzen. Heute erkennt man aber immer mehr, dass dieser Trauerprozess im Einzelfall auch deutlich länger dauern kann.

Die meisten Experten denken, dass der Verlust bei einem Todesfall nicht unbedingt mit dem Prozess nach einer Krankheit oder Unfall zu vergleichen ist, sonder vielmehr eine Anpassung an das Geschehene, das Annehmen eines neuen Lebensstils und Verhaltensweisen erfordert, die gänzlich anders als vor dem Todesfall sein können.

Trauerhilfe und Beratung, aber auch Medikamente können sehr effektiv wirken, wenn dies erforderlich ist. Aber ob und wann dies erforderlich wird, ist nicht leicht festzulegen. Eine Beratung oder Therapie für eine Person aufzudrängen, die auch gut alleine und individuell trauern möchte, kann mehr Schaden als Nutzen anrichten, da das eigene Selbstvertrauen und die eigene emotionale Verarbeitung gestört werden könnte.

Auf der anderen Seite kann Beratung bei einer vulnerableren Person durchaus auch den Leidensdruck und Krankheitsgefühl reduzieren und kann zu einer normalen Trauerreaktion hinleiten.

Ob und wie dies erforderlich ist, könnte am besten durch ein Gespräch mit einem Experten vor Ort beurteilt werden. Vielleicht raten sie daher ihrem Bruder bei günstiger Gelegenheit einmal, eine Psychologin oder Psychiater aufzusuchen, um sich weiter beraten zu lassen.

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Quellen