Frage:
Was sind typische kognitive Störungen der Borderline-Störung?Antwort:
Ursprünglich hat man die emotional-instabile Persönlichkeitsstörung ja als "Grenze" zwischen neurogischen und schweren psychotischen Störungen angesehen. Auch heute werden vielfach typische Borderline-Symptome als Schizophrenie bzw. Psychose fehlgedeutet. Dies soll keinesfalls ausschliessen, dass es ein gleichzeitiges Vorliegen bzw. eine schwierige Abgrenzung gibt, aber die typischen Symptome von Patientinnen und Patienten mit einer Borderline-Störung sollten doch von einen geschulten Therapeuten deutlich differenziert werden können.Typisch für die Borderline-Störung ist es, dass gerade unter emotionaler Belastung eine Veränderung der Wahrnehmung auftritt. Einige Experten sehen die Borderline-Persönlichkeitsstörung somit als eine schwere Stressverarbeitungsstörung. Mit Stress sind dabei aber sehr individuelle, emotional belastende oder ein traumatisches Erlebnis triggerende Auslöser gemeint.
Die diagnostischen Symptome bzw. Kriterien der Borderline-Persönlichkeitsstörung finden sie hier
Neben diesen Leitsymptomen sind es aber besonders kurzzeitige Wahrnehmungs- und Entfremdungserlebnisse, die recht typisch für Borderline-Patientinnen sind . Dies kann z.B. in grösseren Menschenmengen, bei Vorliegen von speziell für die Patientin belastenden Auslösern (Triggern) oder aber auch beim Alleinsein (bei Ängsten vor dem Verlassenwerden bzw. Alleinsein) der FAll sein. Typischerweise handelt es sich dann um vorrübergehende Störungen der Selbst- und Fremdwahrnehmung. Beispiele hierfür wären :
Eigentlich kann man die Dissoziation auch als einen mehr oder weniger geeigneten Selbstschutz verstehen. Viele Patientinnen mit anhaltenden Traumatisierungen haben das Abgleiten in eine Traum- oder Phantasiewelt bzw. die "Abspaltung" von bestimmten belastenden Erlebnissen und Gefühlen bzw. Bildern (bis hin zu ganzen Persönlichkeitsanteilen bei der dissoziativen Identitätsstöurung) als eine Art Selbstschutz entwickelt gehabt. Als Dissoziation wird dann ein psychologischer Zustand bezeichnet, wo die Wahrnehmung der Realität bzw. der eigenen Person verändert bzw. vermindert ist. Im Gegensatz zu einer Psychose ist aber prinzipiell der Kontakt zur Realtität noch möglich bzw. wieder herstellbar (wenn die Gefahr bzw. die Auslöser für das dissoziative Erleben vorüber sind). Grundsätzlich ist Dissoziation also auch Schutz. Allerdings verhindert der Zustand der Dissoziation die bewusste und aktive Mitwirkung in der Realität. Zudem ist in aller Regel das "Abspalten" bzw. der dissoziative Zustand erst dann erforderlich, wenn die eigenen (subjektiven bzw. durch die eigene Lebensgeschichte erklärbaren) Grenzen weit überschritten wurden. Aufgabe wäre es also die der Dissoziation vorausgehenden Belastungen bzw. Auslöser vorher zu erkennen und durch entgegengesetztes (aktives) Handeln zu vermeiden.
Ein Gefühl bzw. Wahrnehmung, dass man den Kontakt mit der äußeren Realität verloren hat. Dieses Entfremdungserleben kann mitunter längere Zeit anhalten.
Ähnlich der Derelalisation. Gefühl den Kontakt mit der eigenen Persönlichkeit bzw. dem eigenen Körper verloren zu haben. Man ist sich selbst völlig fremd, bzw. hat das Gefühl, der eigene Körper gehört nicht zu einem (dies sollte man von Körperschemastörungen bei essgestörten Patientinnen unterscheiden).
Das Gefühl bzw. der Verdacht, dass man verfolgt oder beobachtet wird, dass irgendeine Verschwörung gegen einen in Gang ist oder eine andere Gefährdung besteht.
Solche paranoiden Ängste oder auch vorrübergehende Wahrnehmungsstörungen im Sinne von optischen oder akustischen Halluzinationen (Stimmenhören oder Dinge bzw. Personen sehen), sind garnicht so selten. Gerade bei gleichzeitigem Vorliegen einer sog. "paranoiden Persönlichkeitsstörung" ist eine derartige Problematik häufig zu verzeichnen.
Wesentliches Kennzeichen ist, dass es sich um eine kurzzeitige - Wahrnehmungsstörung handelt und nicht weitere typische formale Denkstörungen einer Schizophrenie nachweisbar sind.