Kleptomanie - Der zwanghafte Drang zu stehlen

Gechrieben von: Dr. Martin Winkler nach einem Originaltext der schwedischen Psychotherapeutin Gunborg Palme

Erstversion: 2003-09-16. Letzte Änderung: 2015-01-31.

Frage:

 Was kann man bei Kleptomanie (zwanghaftes Stehlen / Klauen) machen?
Unsere Familie hat vor kurzer Zeit bemerkt, dass die Frau meines Bruders wiederholt wegen Kleptomanie aufgefallen ist. Sie wurde wegen Ladendiebstahl und wiederholten Diebstahl auch innerhalb der Familie erwischt. Sie hat wohl auch einen Medikamentenmissbrauch und hat auch schon gestohlene Sachen in einem Pfandhaus verkauft. Aber laut Forschung sollen doch Kleptomaniker aus dem Kick heraus stehlen, nicht wegen dem Geld. Was sollen wir nur tun?

Antwort:

Letztlich kann man aus der Schilderung natürlich noch nicht erkennen, ob es sich tatsächlich um eine Kleptomanie handelt oder ggf. noch eine andere psychische Problematik bzw. Störung vorliegt (etwa eine Persönlichkeitsstörung oder aber eine Suchtproblematik).

Bei der

Kleptomanie

fällt ein impulsives (bis zwanghaftes) Verhalten auf, bei dem die Betroffenen eine Stimulation bzw. eine innere Belohnung und Spannungsminderung durch das Klauen bzw. den Nervenkitzel verspüren. Dies ist ganz ähnlich wie bei einem Kaufsüchtigen der "Kick" beim Einkaufen oder eben auch bei anderen Störungen der Impulskontrolle. Übergänge zu einem Suchtverhalten sind sehr fliessend. Letztlich werden bei der Kleptomanie nämlich Belohnungszentren im Gehirn aktiviert, die auch bei anderen ähnlichen Störungen (z.B. auch der Bulimie, ADHS oder Suchterkrankungen) eine Rolle spielen.

Bei Anspannung bzw. chronischem Stress kann für den Betroffenen ein innerer Drang zu Stehlen auftreten, um dieses Anspannungsgefühl bzw. Angst zu reduzieren. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Frauen mit Kleptomanie in den Tagen vor der Menstruation mehr stehlen, so dass es wahrscheinlich auch eine Abhängigkeit von hormonellen Faktoren gibt. Hier ergeben sich wiederum Ähnlichkeiten zu Alkoholabhängigkeit oder anderen Süchten (z.B. Spielsucht, Sexsucht etc.).

Wenn ein Patient mit wiederholten Diebstahlsdelikten auffällt können natürlich auch andere Gründe eine Rolle spielen. Üblicherweise spielt eine Beschaffungskriminalität um Geld zu bekommen keine Rolle. Hier muss an eine Suchterkrankung oder aber an eine Persönlichkeitsstörung gedacht werden (wobei nicht auszuschliessen ist, dass zusätzlich eine Kleptomanie vorliegt). Typisch für die Kleptomanie ist aber eher, dass die Patienten ziemlich sinnlose oder wertlose Gegenstände "mitgehen lassen" und es ihnen nicht um den Wert sondern um den Nervenkitzel beim Diebstahl selbst geht.

Differenzierung von pathologischem Stehlen = Kleptomanie zu normalem Diebstahl

Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten der Kleptomanie

Je nach individueller Problematik wird man auf alleinige psychotherapeutische Massnahmen oder aber eine Kombination mit medikamenten zur Beeinflussung der Symptomatik setzen.

Eine psychotherapeutische Möglichkeit ist es, den Patienten bewusster in Kontakt mit seinen eigentlichen Gefühlen zu bringen. Hierzu leitet der Therapeut den Patienten an, sich nicht von den eigentlichen Gefühlen oder Anspannungen und Ängsten durch den Akt des Stehlens abzulenken sondern in der Therapiesituation bewusst zu stellen, um dann geeignetere Wege und Problemlösungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Medikamentös kann man versuchen mit bestimmten Antidepressiva (z.B. SSRI) eine Reduktion der Impulskontrolle und affektive Stablisierung zu erzielen.

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Quellen