Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

Schmerzbewältigung

Geschrieben von: W.Häuser, Universitätsklinik für Psychosomatik Saarbrücken
Erstfassung: 26 Mrz 2003. Geändert: 15 Apr 2007.

Abstrakt:

Was passiert in einer Therapie bei chronischen Schmerzen? Was ist Schmerzbewältigung?

Frage:

Was passiert in einer Therapie bei chronischen Schmerzen? Was ist Schmerzbewältigung?

Antwort:

In einem Schmerzbewältigungstraining lernt der Patient einen anderen Umgang mit seinen chronischen Schmerzen und aktivere Bewältigungsmöglichkeiten im Alltag:

6 bis 10 Patienten mit chronischen Schmerzsyndromen kommen zum Erfahrungsaustausch und gemeinsamen Lernen zumeist einmal wöchentlich für 60-90 Minuten. Der Kontakt und Austausch mit Menschen mit vergleichbaren Problemen schafft emotionale Entlastung und ein ideales Trainingsfeld. In jeder Stunde erhalten die Patienten von dem Gruppenleiter (entsprechend qualifizierter Arzt oder Psychologe) Schmerzbewältigungstechniken vermittelt, welche zu Hause anhand von mitgegebenen Arbeitsmaterialien wie Arbeitsblätter oder Audiokassetten eigenständig geübt werden (1 bis 2 x täglich 20 Minuten).

Bei der nächsten Sitzung werden die Erfahrungen mit den neu erlernten Techniken besprochen. Das Programm enthält folgende Komponenten:

  • Information = Psychoedukation

    Neben Information über die Krankheit erhält der Patient auch Erklärungen darüber, in welcher Weise die Schmerzwahrnehmung von der psychischen Verfassung abhängig ist. Der Teufelskreis von Schmerz, Muskelverspannung und Entmutigung wird ebenso dargestellt wie das Ziel der Gruppenarbeit, durch aktive Beteiligung zunehmende Selbstkontrolle über Gedanken, Gefühle und Verhaltensweise zu erlangen.

  • Entspannung:

    Durch die Erlernung der progressiven Muskelentspannung nach Jacobson (Lang-, Kurz- und Ultrakurzform) sowie später unter Hinzunahme autogener Elemente wie Ruhewort und Ruhebild erlernen die Patienten eine bessere Wahrnehmung ihres Körpers und die Entspannung von angespannte Muskelpartien. Weiterhin lernen sie, stressbedingte Verspannungen der Muskulatur rechtzeitig wahrzunehmen und durch die Entspannungstechniken Stress abzubauen.

  • Veränderungen von negativen schmerzbegleitenden Gedanken und Gefühlen:

    Chronische Schmerzen werden durch negative Gedanken („ es wird immer nur schlimmer“, „mir kann keiner helfen“) verstärkt. Diese negativen Gedanken, die oft automatisch ablaufen, werden durch Gedankenprotokolle identifiziert und durch positive oder zumindest indifferente Gedanken bzw. Selbstsuggestionen (z.B. „ich werde das schaffen“, „die Schmerzen sind mit gleichgültig“) ersetzt.

  • Imaginationstraining – Selbsthypnose:

    Die Patienten lernen, durch Phantasieübungen bzw. Tagtraumtechniken ihr Schmerzerleben zu verändern (z.B. den Schmerz als eine rote Kugel wahrzunehmen und seine Form zu verändern) bzw. sich durch angenehme Phantasien vom Schmerz abzulenken.

  • Förderung positiven Erlebens:

    Um die Aufmerksamkeit von solchen Aktivitäten, die schmerzbedingt nicht durchgeführt werden können, auf solche umzulenken, die Genuss und Freude bringen werden, Richtlinien für angenehme Aktivitäten vermitteln. Hierzu gehört z.B. „gönne dir Genuss“, „genieße die kleinen Dinge des Alltags“, „genieße auf deine Art“. Es werden konkrete Pläne für die Durchführung angenehmer Aktivitäten entworfen.

  • Aktivitätsmanagement:

    Im Erfahrungsaustausch und durch konkrete Planung lernen die Betroffenen, ihre Aktivitäten und ihr Schmerzerleben besser zu koordinieren. Manche Patienten schonen sich aufgrund ihrer Schmerzen zu sehr und vermeiden sinnvolle Aktivitäten, obwohl sie zu keiner Schmerzverstärkung führen. Andere Patienten handeln so, als ob sie keine Schmerzen hätten und überfordern sich. Es gilt, das individuell richtige Maß von Aktivität und Erholung herauszufinden.