Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

Schlafmangel bei Jugendlichen

Geschrieben von: Martin Winkler
Erstfassung: 16 Okt 2004. Geändert: 16 Okt 2004.

Abstrakt:

Jugendliche schlafen biologisch bedingt später ein und können ein Schlafmangel haben, wenn sie früh morgens zur Schule gehen müssen.

Frage:

Welche Auswirkungen hat Schlafmangel bei Jugendlichen?
Welche Empfehlungen gibt es bei Schlafproblemen bei einem Teenager?
Mein Sohn Kai (14) kommt einfach abends nicht zur Ruhe. Wir sagen ihm, er soll sich um 21.00 hinlegen und schlafen, aber er kann selten vor 22.30 oder 23.00 einschlafen. Dabei muss er doch morgens um 6.00 raus, um zur Schule zu fahren (er ist Pendler). Was sollen wir tun? Eine verzweifelte Mutter

Antwort:

Zweifellos stellt Schlafmangel aus ganz unterschiedlichen Gründen eine ganz grosse Problematik für Jugendliche bzw. Schüler an weiterbildenden Schulen dar. Gerne wird dabei angenommen, dass Diskobesuche, Computer oder zu langes Fernsehen die Ursache für Müdigkeit am nächsten Morgen sind. Dies mag sein. Eine etwas ältere Studie der Brown Universität in den USA zeigte jedoch 1997, dass Teenager mit Eintritt der Pubertät einen biologischen Wechsel in ihrem natürlichen Schlafrhythmus haben. Sie können deutlich später einschlafen bzw. benötigen häufig auch etwas weniger Schlaf. Dabei gibt es aber durchaus Jugendliche, die 9-10 h Schlaf bedürfen.

Leider nimmt das deutsche Schulsystem praktisch überhaupt keine Rücksicht auf diese biologisch vorgegebenen Schlafzyklen. Im Gegenteil, durch die Veränderungen im Schulsystem und häufig immer früherem Schulbeginn (dafür aber zahlreiche Freistunden über den Tag) leiden die Jugendlichen unter zunehmendem Schlafdefizit und bringen auch häufig aufgrund der Folgen wie Konzentrationsmangel, Reizbarkeit oder schlicht Einschlafen im Unterricht deutlich schlechtere Leistungen, als man erwarten würde.

Bei einigen Kindern wird daher dann auch fälschlich an eine Suchtproblematik, Vernachlässigung im Elternhaus oder aber Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen gedacht. (Wobei ADHS ebenfalls zu erheblichen Schlafstörungen beitragen kann).

Es ist schwierig eine generelle Empfehlungen für den Umgang mit dieser Problematik zu geben. Grundsätzlich sollten die Jugendlichen zumindest am Wochenende oder in den Ferien versuchen, ihr Schlafdefizit auszugleichen. Es wäre wünschenswert, wenn sie ihren Tagesablauf so gestalten, dass sie früh genug durch Entspannung bzw. Sport und Aktivitäten am Nachmittag müder werden. Leider ist dies in der Praxis aber nur selten zu erreichen. Vielleicht liesse sich langfristig eine Veränderung des Schulbeginns zumindest für die höheren Klassen diskutieren, wie dies an einigen amerikanischen Schulen schon der Fall ist. Vielleicht...

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